geflutet
Die Legende von Johnny und Kalle, Teil 22

So sehr sicher sah Kalle seine Lage nicht mehr, als Knut Falko zu einem seiner berüchtigten Gedichte ansetzte:

"Es war einmal der Slawomir -
der Slawomir hieß Radomir

Da sprach dereinst der Radomir:
Ja wie du mir,
so ich auch dir

Es ist für uns zwei beide hier
zu wenig Platz,
das dünkt auch dir

Drum sage mir, du Rüsseltier,
wo kommst du her, was machst du hier?

Patronen hab ich, ganze vier,
die zu platzieren sind in dir

Dies hier, das ist mein Revier,
ich zu verteidigen einst schwier"

Knut Falko grinste bis über beide Ohren, glaubte er durch sein Machwerk doch eine so eisige Atmosphäre geschaffen zu haben, die den See gefrieren ließe. Doch was war das! Am anderen Ende der Stadt fuhr ein mit Bundesgrenzschützern vollbesetzter Lieferwagen in ein Parkhaus. Kalle entkam der drohenden Vereisung, indem er sein wildes Temperament durchblitzen ließ und Knut Falkos Gedicht mit einer vernichtenden Kritik bedachte. Die Stimmung hitzte sich auf. Ein Wort gab das andere, wenn gewünscht auch in Geschenkverpackung. Denn Knut Falko empörte sich, seine bisherigen tausenddreihundertachtzehn Gedichte hätten ihren Zweck noch immer erreicht. Er geriet derartig in Rage, daß er die Umwelt vergaß und unachtsam ein Bonbonpapier zu Boden warf. Nachdem es angezählt wurde, blieb das Papier reglos liegen.
Nicht in Lichterfelde, bester Knut Falko! Per Luftpost erreichte ihn eine Gerichtsvorladung, einzulösen innerhalb der nächsten vier Minuten. Knut Falko wurde des Gesetzes langen Armes gewahr, merkte, wie er sich unausweichlich immer fester um seinen Hals schloß. Drum gab er klein bei und lieferte sich gleich selbst aus. Kalle war gerettet, ewiglich und unanfechtbar. Das spürte er auch und ging mit diesem Bewußtsein die S-Bahnschienen in nördlicher Richtung entlang, bis er letztendlich in Südende angelangte.
Hier würde ihn Verwirrendes erwarten.

Fortsetzung folgt...

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19.04.2006, 16:11 [Ueberfluss][768 PI]