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geflutet
Streik - ja oder nein?


Das öffentliche Leben in so mancher Großstadt in Deutschland ist in den letzten Wochen mit mehr oder weniger großen Problemen konfrontiert worden, da die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di zum Streik ausgerufen hatte. Im direkten Gegensatz zum Interesse an nahezu allen zurückliegenden Landtags-, Bundestags- oder auch Europawahlen haben sich erstaunlich viel "Stimmberechtigte" zur Urabstimmung aufgemacht und den Ausstand in vielen Bereichen mit großer Mehrheit beschlossen. Das zeigt ja wohl, dass viele Beschäftigte der Meinung sind, Ver.di habe recht, in Zeiten des "engen Gürtels" mehr Lohn, Beschäftigungssicherheit und Ausgleich für längere Arbeitszeiten zu fordern.

Das Thema ist mittlerweile so komplex und festgefahren, dass es in meinen Augen durchaus das Potential hat, unseren Staat in seinen Grundfesten zu erschüttern. Da ich selber als Beamter zwar nur am Rande vom Streikgeschehen, aber sehr wohl von der derzeitigen Beschäftigungsmisere betroffen bin, möchte ich am Beispiel meiner Arbeit die Brisanz aufzeigen, die sich im Dunstkreis des Streiks aufgetan hat:

Meiner Meinung nach setzt der Grundtenor des Streiks grundsätzlich falsch an, denn es entsteht derzeit eher der Eindruck, die Streikenden würden was dagegen haben, zwei Stunden in der Woche länger zu arbeiten und würden daher auf die Straße gehen. Wenn man jetzt den subjektiven Eindruck eines Großteils der Bevölkerung noch hinzu nimmt, dass öffentlichen Bedienstete und vor allem Beamte grundsätzlich der "Faulheit" unterliegen, kann man vielleicht erkennen, warum so manch einer aus der Bevölkerung überhaupt kein Verständnis für die vorgebrachten Forderungen hat. Vielmehr sieht man sich auftürmende Müllberge, nicht geräumte Straßen und berstende Wartezimmer bei den Ärzten und denkt sich: Und die wollen auch noch mehr Geld....

Das Kernproblem liegt darin, dass die Arbeitszeitverlängerung einhergeht mit einem massiven Stellenabbau, was wiederum dazu führt, dass mit weniger Leuten mehr Aufgaben bewältigt werden müssen. Darunter leidet zwangsweise nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern auch die Motivation, denn auch zeitlich "überforderter" Arbeiter, der für diese Mehrarbeit im Gegenzug noch Vergünstigung, wie unter Umständen das "Weihnachtsgeld" oder den Kündigungsschutz beschnitten bekommt, geht einfach nicht mehr gerne in die Arbeit.

Der Ausfluss aus so einer Personalpolitik ist letztendlich die derzeit skandierte Forderung, für den Schutz der anstehenden FIFA Fußball-Weltmeisterschaft die Bundeswehr heranzuziehen. Es wird hier die Notwendigkeit von "Raumschutzmaßnahmen" als Begründung formuliert - eine Notwendigkeit, die es ohne den massiven Stellenabbau der letzten Jahre bei den staatlichen Sicherheitskräften nicht gegeben hätte. Statt einer weitsichtigen Politik im Hinblick auf solche Großereignisse, von denen man ja nicht erst vor drei Wochen erfahren hat, spielt man jetzt sogar ernsthaft mit dem Gedanken, das Grundgesetz für ein sportliches Ereignis zu ändern. Dieser Vorschlag wird umso ungeheuerlicher, wenn man sich im Klaren ist, dass diese Verfassungsänderung nach Ende der WM sicherlich nicht mehr rückgängig gemacht wird und man somit die aus gutem Grund bestehende Trennung zwischen Bund und Ländern bei der Exekutive einfach mal vom Tisch gewischt hat.

Es müssen sich sowohl Gewerkschaften als auch Politiker gefallen lassen, dass in den zurückliegenden Jahren von beiden Seiten keine vernünftige Vorgehensweise gefunden wurde. Vielmehr wurde gefordert, es wurde wahltaktisch agiert und es wurde machtpolitisch reagiert! Die Suppe, die wir momentan alle auszulöffeln haben, ist bitter, doch wir sollten nicht nur oben draufschütten, sondern eher schon, dass der Teller in einer gemeinsamen Anstrengung leer wird!


18.03.2006, 12:04 [TDMessenger]



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