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geflutet
Das System "krankt"!


Gestern war Tag der Ärzte, eine etwas missverständliche Bezeichnung für die Protestaktion, die Ärztevereinigungen wie der Hartmannbund initiiert hatten, um auf die zunehmend schlechten Arbeitsbedingungen der niedergelassenen Ärzte als Folge der schon vollzogenen bzw. noch bevorstehenden Reformen im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen.
Stellt sich die Frage: Dürfen die Halbgötter in Weiß überhaupt protestieren? Gehören sie nicht immer noch zu den absoluten Topverdienern, die von allen respektiert werden und, wenn sie denn mal eine eigene Praxis haben, sich eigentlich einen schönen Lenz machen können? Dass es den Krankenhausärzten meist schlecht geht, das ist ja allgemein bekannt - aber bei den "selbständigen" Medizinern ist das doch "Jammern auf hohem Niveau", wie es Gesundheitsministerin Ulla Schmidt als Reaktion auf dem Tag der Ärzte formuliert hat!
Ich bin kein Arzt und hatte zugegebenermaßen bislang auch wenig Einblick in den tatsächlichen Tagesablauf eines solchen. Allerdings weiß ich sehr wohl, dass es auch bei einem niedergelassenen Arzt schon lange nicht mehr so locker hergeht, wie man vielleicht anhand mancher frivol anmutenden Sprechzeiten annehmen könnte. Man darf nicht vergessen, dass ein Arzt sich nicht nur persönlich um Patienten kümmern muss - er muss Analysen stellen, Behandlungspläne entwerfen, die Buchhaltung machen, sich mit Vorgaben von den gesetzlichen Kassen herumärgern, Hausbesuche machen, Laborergebnisse auswerten, womöglich noch Notdienste schieben und, und, und! Da kommen dann schon mal sechs Tage zu je zwölf Stunden zusammen!
Unser Gesundheitssystem "krankt" an den Fehlern, die vor Jahren gemacht wurden: an Medikamenten, die wahllos verschrieben wurden, weil die Pharmakonzerne darauf gedrängt haben; an viel zu laxer Handhabung von Kassenleistungen, die entsprechende Finanzpolster restlos aufgebraucht haben; an einer kurzsichtigen Gesundheitspolitik, die sich der Wahrheit eines maroden Systems nicht bewusst werden wollte und lieber bei den Personalkosten gespart hat, als auf die tatsächlichen Probleme einzugehen.
Den Ärzten sollte grundsätzlich zugestanden werden, was ihren Beruf ausmacht: Sie wollten "heilen" - und das wollen sie immer noch! Wenn sie diesen Beruf aufgrund zusätzlicher Nebenbelastung nicht mehr so ausführen können, wie sie das gerne hätten - und dafür noch weniger Geld bekommen und gleichzeitig weniger Freizeit haben, weil sie weniger Personal einstellen können - dann tut das nicht nur ihnen, sondern auf Dauer uns allen richtig "weh"!


19.01.2006, 16:20 [TDMessenger]



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