geflutet
Horrorschiff Arbeitsamt

Nach meiner kleinen Deutschland-Tour, auf der ich viele alte bekannte, wie auch nette neue Leute kennen gelernt habe, durfte ich mit dem geliehenen Ford Focus TDCI auch das Kind in mir zufrieden stellen, das die Strecke München - Berlin in 4 Stunden und 15 Minuten geschafft hat.
Da ich also nun so früh in Berlin war, dachte ich mir: Erledigst du noch schnell ein paar Sachen. Laut einer Mitarbeiterin von der Bundesagentur für Arbeit muss ich für die paar Monate zwischen Zivildienstende und Studiumsbeginn Hartz IV beantragen, um nicht "aus dem System zu fallen", wie die nette Mitarbeiterin formulierte.
Verständlicherweise ein Schock. Nach all den Berichten aus dem TV-Gerät und den Mythen und Legenden, die sich im Volke rumsprechen, stellt man sich den Gang zur Bundesagentur für Arbeit vor, wie einen Seefahrer, der hinaussegelt, um die schlimmsten und finstersten Seeungeheuer zu bekämpfen.
Aber man(n) tut, was man(n) tun muss. Also stellte ich mich auf einen verlorenen Tag voller Stress ein, gefüllt mit ahnungslosen, überforderten, mürrischen Mitarbeitern.
Dort angekommen stellte ich mit Erleichterung die für ein Amt ungewöhnlich stimmungsvolle Büroeinrichtung fest, ebenso wie die Warteschlange von 8 Personen. Da alle drei Schalter bei der Anmeldung besetzt waren, verflüchtigte sich die erste Angstanhäufung. Da man alle Mitarbeiter und dessen Tische überblicken konnte, stellte ich fest, dass bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Mitarbeiterschaft aus 20 bis 30jährigen Bestand! Die meisten davon optisch sogar fesselnd.
Die Wartezeit belief sich auf ganze 4 Minuten, denn bevor ich bei den Anmeldeschaltern war, erschienen genannte Mitarbeiter in kurzen Zeitabständen mit den Worten "Kommen Sie doch bitte gleich mit, ich helfe Ihnen direkt." So geriet ich auch fix an die Reihe und folgte einer ca. 25jährigen recht schlanken Blondine mit den Worten: "Muss ich mich gar nicht anmelden?"
Ihre Antwort mischte sich mit einem freundlichen Lachen: "Nene, das wäre Zeitverschwendung."
An dieser Stelle sei gesagt: JA, ich war wirklich in der Bundesagentur für Arbeit.
Voller Angst, dass diese jungen Hüpfer keine Ahnung von PCs und Datenbänken haben, wurde ich auch hier enttäuscht. Innerhalb kurzer Zeit und nach wenigen Klicks erklärte sie mir anhand des Formulars verständlich was ich zu tun und zu machen habe und konnte jede Frage mit einem lächelnden "Ja, das kannst du auch machen" benantworten.
Anschließnd verwies sie mich zu einer vermutlich noch jüngeren Kollegin. Die Wartezeit hier: 2 Minuten.
Diese gab mir eine Terminwahl, zu wann ich die Formulare abzugeben hätte. Zitat:
"Ich kann dir Dienstag um 11 oder Mittwoch um 8:30 anbieten. Empfehlen würde ich dir Mittwoch, denn da wärst du der erste und hast keine Wartezeit. Wenn du Dienstag um 11 kommst, kann es schon vorkommen, dass du mit einer halben Stunde Wartezeit rechnen musst, wer weiß schon was die Leute, die vor dir dran sind, anstellen. Das ist im Prinzip wie beim Arzt."
Ich finde eigentlich immer etwas zu meckern, aber zumindest die Bundesagentur für Arbeit in Steglitz ist eigentlich nicht mehr zu verbessern.
In diesem Sinne,
Es ist auch manchmal Gold, was da glänzt.

13.05.2005, 13:07 [NavySeal]