Bekanntlich macht der Anstoss-Serie von Ascaron im Bereich der Fußball-Manager keiner so schnell was vor. EA versuchte mit seiner Manager-Reihe mitzuhalten, scheiterte jedoch bisher jedes Mal. Jetzt ist es soweit und Ascaron geht im Kampf gegen EA in die Offensive. Mit Anstoss Action greift die Firma aus Gütersloh die FIFA-Referenz von EA an.
Auf unserer Spieleflut-Chaos Tour besuchten wir auch Ascaron und bekamen dort die Verkaufsversion von „AA“ (Anstoss Action) zum Testen.

Bevor ich mit dem Spielen begann, beschaffte ich mir erstmal den aktuellsten Patch 1.12 und die Originaldaten (Spieler -und Vereinsnamen, Wappen etc.), die wie bei Anstoss 3 durch die nicht vorhandene Lizenz, die EA besitzt, leider fehlen. Hier sei noch erwähnt, dass das Spiel sicher ohne Originaldaten lange nicht so viel Spaß machen würde.

Dank der vielen Fanseiten ist dies jedoch generell für Leute mit Internet kein Problem :-) Besonderer Dank geht hier an Christian Jäger, der Webmaster von Anstossfreak.de, der mir bei einigen Fragen weiterhalf. Dort gibt’s übrigens auch alle Originaldaten + Patches zu A3 und AA zum downloaden.

Durch den 1.12er Patch wurden mehrere Fehler und Bugs behoben, denen wir Dank des Patches nicht mehr ausgesetzt waren :-)



Da sich Anstoss Action mit Anstoss 3 kombinieren lässt, kann bei der Installation zwischen einer "Verschmelzung" (falls A3 ebenfalls installiert ist) oder ob das Spiel selbstständig laufen soll, gewählt werden.

Zur Auswahl stehen zu Beginn ein Freundschaftsspiel, eine Liga aller bekannten "Fußballländer" und mehrere Pokale. Ob die aktuelle Champions League, DFB Pokal oder ein eigener Pokal mit selbst auszusuchenden Teams, alles ist möglich. In dieser Hinsicht werden Fans, die sich gerne selber Turniere zusammenstricken etwas enttäuscht. Zur Auswahl steht lediglich ein kleines oder ein großes Turnier, bei denen entweder 6 oder 8 Teams a zwei Gruppen spielen und selber zusammengesucht werden können. Also Turniere mit z.B. 32 Teams in Gruppen unterteilen ist nicht möglich. Will der kreative Spieler mal ein Turnier mit 16 oder mehr Teams veranstalten, gilt das als Pokal und alles beginnt gleich mit dem K-O-System. Ich finde das etwas schade, da hat EA`s FIFA 2002 etwas mehr zu bieten, aber das ist nur für kreative Köpfe wichtig ;-)

Vor einer Partie darf der Spieler natürlich noch Aufstellung und Taktik seines Teams bestimmen. Hier werden sich Veteranen der Anstoss-Serie sofort zu recht finden, da das Menü in dieser Hinsicht ziemlich ähnlich ist. Die Spielerstärken reichen, wie bei Anstoss 3, bis maximal 12 (ganz ganz selten 13).

Außerdem sind bei Liga und Turnierspielen immer 7 Tage bis zum nächsten Match und hier hat AA ein Feature, das die FIFA-Reihe alt aussehen lässt: Diese 7 Tage können auf mehrere Bereiche, die in dieser Zeit trainiert werden sollen, verteilen. So z.B. Kondition, Regeneration, Standardsituationen, Pressing etc. Wird z.B. die Anti-Abseits-Falle nie trainiert, rennen bei der nächsten Begegnung die eigenen Spieler ständig ins Abseits. All diese Punkte machen sich recht eindeutig bemerkbar, wodurch sich der Spieler besser mit seinem Team identifizieren kann. Wird wie erwähnt AA dann noch mit A3 kombiniert, erweitern sich diese Eigenschaften des Teams auch auf die einzelnen Spieler. Hat ein Abwehrspieler in A3 z.B. die Eigenschaft, dass er verletzungsanfällig ist, wird er im Spiel dann wohl oder übel nach einigen Fouls an ihm das Spielfeld räumen müssen. So sind die Spieler bei A3 + AA nochmals um einiges individueller als bei der FIFA-Serie.


Ein Transfermarkt nach dem FIFA-Prinzip ist ebenfalls dabei. So können für ein Turnier oder eine Liga immer Leute nach belieben gekauft oder an bestimmte Teams verkauft werden. Mit A3 ist das dann natürlich nicht mehr drin.



Anschließend besteht sogar die Möglichkeit das ganze Team oder nur einen Spieler der 11 Mann zu steuern. Das ist vor allem ebenfalls in der Kombination mit A3 lustig, wenn man sich als Chef selbst zum Spielertrainer ernennt und dann selbst auf dem Feld aktiv wird. Durch diese ganzen Features ist das Gewerksel von Ascaron merklich tiefsinniger als die FIFA-Reihe.

Auf dem scheinbar normalen Ladebildschirm, auf dem u.a. ein sich im Flug befindlicher Torwart zu sehen ist, huscht einem beim genaueren Hinsehen doch mal ein Schmunzeln übers Gesicht. Auf dem Trikot, welches der Torwart trägt, ist der Name des Sponsor zu sehen, der einleuchtender nicht sein könnte: Die Geldbank. Dieser Einfallsreichtum ist jedoch keineswegs negativ, sondern lässt, wie erwähnt, ein Grinsen übers Gesicht huschen, was angesichts des kommenden harten Spiels für Abwechslung sorgt :-)

Im nächsten Moment schon beginnen die Spieler plus Schiedsrichter in das Stadion einzulaufen. Auch hier wird der gewohnte FIFA-Spieler spätestens beim 2.Match überrascht sein. Denn bei jedem Stadion kommen die Akteure (wie ja auch im echten Leben) aus anderen Umkleidekabinen gehetzt und so ist die Ansicht, woher sie kommen, jedesmal eine andere (es sei denn es ist eben das gleiche Stadion). Leider handelt es sich nicht ganz um die Originalstadien, was bei so vielen Vereinen auch etwas viel Arbeit wäre.
Die Grafik selber kommt nicht an die aktuelle FIFA-Engine ran. Sie basiert auf der A3-Engine und wurde nochmals aufgemotzt. Die Bewegungen sehen nicht ganz so flüssig und schön aus, wie bei der EA-Konkurenz. Wettereffekte, die sich selbstverständlich auch auf die Ballphysik auswirken, sind aber dennoch sehr gelungen. Vor allem ein Gemisch aus Schnee und Regen bringen die schweren Spielbedingungen sehr gut rüber. Die Zuschauer auf den Bänken bestehen aus lediglich zwei Frames, was jedoch wohl so mit die beste Möglichkeit ist, um ein bemerkbares Publikum darzustellen und die Framerate nicht in den Keller sinken zu lassen. Dicke Flaggen mit den Logos der spielenden Teams fehlen natürlich nicht. Fangesänge und Tröten machen sich auch bemerkbar.



Zwar überzeugt die Grafik nicht ganz, aber dafür sind die Spieler gut animiert. So reklamieren sie sofort Eckball und heben die Hand, sobald der Ball die Torlinie überschritten hat und auch der Schiri winkt die Leute an sich ran.

Positiv überraschten mich der Sound als die letzten 10 Minuten anbrachen und ich mit 1:2 hinten lag. Die Fans fingen nochmals an laut zu werden und feuerten mein Team an. So was trägt wirklich zu einer genialen Atmosphäre bei.

Während Auswärtsspielen werden Tore merklich weniger bejubelt, als wenn das Team im eigenen Stadion Torerfolge feiert, was nochmals zu einer realistischeren Umgebung beiträgt.
Ein weiterer Vorteil ist der Simulations-Mode, bei dem man wirklich nur mit ausgeklügelten Spielzügen zum Erfolg kommt. Der Arcade-Mode ähnelt in dieser Hinsicht der FIFA-Variante. Der Torwart bei AA lässt sich lange nicht so schnell überlisten, wie bei der EA-Konkurenz. Außerdem wird durch den Simulations-Modus der Realismus bedeutend länger aufrecht erhalten, als bei den Fußballspielen von EA, wo selbst ein Anfänger nach mehreren Wochen die höchste Schwierigkeitsstufe meistern kann. Denn selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad ist es bei AA recht schwierig ein Tor zu erzielen, selbst wenn man alleine vor dem Tor steht. Unmöglich ist es natürlich nicht; vor allem Ecken lassen sich gut für den Torerfolg nutzen. Dank dem Patch ist die KI des Gegners ebenfalls zu recht gerückt worden und kann sich sehen lassen. Auf gänzlich unlogische Manöver des Feindes wird man wenn überhaupt wohl nur sehr selten treffen.

Gut gelungen ist auch der Kommentator Günter Koch. Wiederholung hört man zwar immer noch zu oft, aber die Redensart und die Kommentare selber sind lockerer und spaßiger als die von der FIFA-Reihe. Genial ist dann noch der Zusatz, dass ab und zu auch mal die imitierte Stimme des Kaisers zu hören ist und seine Kommentare sind wirklich unschlagbar :-)

Ganz nach A3-Manier hat Ascaron so viel Statistiken wie nur möglich in das Spiel gestopft. So kann nach einem Spieltag z.B. die Elf des Tages und der Saison betrachtet werden: Wie viele Karten verteilt und Tore geschossen wurden oder wie viele Zuschauer an einem Spieltag da waren, alles ist dabei. Was ich etwas komisch finde, ist dass ich in einer Saison bei jedem Heimspiel ein ausverkauftes Stadion hatte, was ehrlich gesagt doch recht komisch ist, wenn man mit Hertha BSC gegen Energie Cottbus spielt und man dann ein ausverkauftes Stadion mit 80300 Zuschauern hat.



Die Steuerung kann sich der Spieler vom Game Pad bis zur Tastatur bequem selbst konfigurieren. Der Editor ist dem aus A3 gleich und sehr übersichtlich. Die Installation von den Originaldaten ist ebenfalls recht simpel. Im Editor können verschiedene Regeln abgeschafft oder reingenommen werden, genauso Spieler transferiert, gelöscht oder erstellt werden. Fast alles was das Herz eben begehrt :-)



Außerdem geht es auch ohne A3 nach einer Saison weiter. Gewinnt der Spieler in der ersten Liga die Meisterschaft, spielt er im nächsten Jahr in der Champions League mit. Beginnt der Spieler in der Regionalliga und wird erster, findet er sich natürlich in der nächsten Saison in der 2.Liga wieder. Etwas schade ist, dass man sich während eines laufenden Spieljahres nicht die aktuellen Ergebnisse und Tabellen der anderen Ligen anschauen kann.
Ein netter Zusatz: Mit der Zeit werden immer mehr historische Spiele freigeschaltet, die dann nachgespielt werden können. So z.B. das WM-Finale von 1956, bei dem Deutschland gegen Ungarn die WM gewann.

Wer mehr Wert auf die Optik legt und nur der "Zwischendurch-Spieler" ist, ist sicher mit FIFA besser beraten. Taktiker, die eher ein tiefsinnigeres Fußballspiel wollen und mehr Wert auf andere Details als auf die Grafik legen, treffen mit Anstoss Action die bessere Wahl. Hier wäre nochmals zu erwähnen, dass die Kombination von A3 und AA den Spielspaß noch einmal um einiges erhöht, das aber nur, wenn der Käufer nicht nur auf dem Rasen spielen will :-)
Insgesamt kann man jedoch mit recht behaupten, dass Anstoss Action mit mehr "Liebe" zubereitet wurde und nicht so steril wirkt.