Endlich ist es soweit. Groß wurde Midnight Club 2 angekündigt und dementsprechend hoch sind die Erwartungen an „den“ Action-Racer aus dem Hause Rockstar Games. Zwei Jahre nach dem technisch durchwachsenen aber trotzdem erfolgreichen Vorgänger versucht man nun, alles noch besser zu machen und den Flair der illegalen Großstadtrennen hundertprozentig einzufangen.

Als Schauplatz des Rennspekatakels dienen drei Großstädte rund um den Globus- Los Angeles, Paris und Tokio. In jeder Stadt ist es euer Ziel, alle Fahrer der hiesigen Rennszene aufzusuchen und sie in ihre Schranken zu weisen. Dabei begegnen euch alle denkbaren Varianten von Checkpointrennen. Mal fahrt ihr eine feste Strecke ab, mal die Checkpoints in selbst gewählter Reihenfolge. Die Anzahl eurer Widersacher variiert ständig. So müsst ihr bestenfalls nur einem Gegner, schlimmstenfalls einem ganzen Feld adrenalinsüchtiger Verkehrsrowdies Paroli bieten. Und als ob der Gegenverkehr das Alles nicht schon genug behindern würde, wird die ortsansässige Polizei von Zeit zu Zeit auf euch aufmerksam. Sie heftet sich an eure Hinterreifen und versucht mit allen Mitteln, das verkehrswidrige Treiben zu beenden. Habt ihr endlich alle Strapazen überstanden und geht als Sieger aus einem Rennen hervor, werdet ihr mit einem neuen Rennboliden belohnt. Wegen fehlender Lizenzen haben diese zwar nur Phantasienamen, sind aber häufig ohne Probleme mit ihren realen Vorbildern in Verbindung zu bringen. Als besonderes Schmankerl könnt ihr in jeder Stadt ein Motorrad freifahren. Und wer diese Zweiräder beherrscht, ist in Sachen Geschwindigkeit den Autos klar überlegen. Kurze Sequenzen zwischen den Rennen gewähren zudem einen Blick auf die (meist arroganten) Gegner, mit denen ihr euch als nächstes messen müsst. Habt ihr alle Fahrer einer Stadt besiegt, geht's ab in die nächste Metropole.

Die Steuerung von Midnight Club 2 ist einfach zu handhaben und schnell verinnerlicht. Die Fahrzeuge reagieren zwar nicht unbedingt physikalisch korrekt auf eure Lenkmanöver, sind unterm Strich aber sehr gut zu steuern. Mit richtig getimter Handbremse und der passenden Lenkbewegung ist keine Kurve ein ernst zu nehmendes Hindernis mehr. Tricks, die ihr im Laufe eurer Karriere als virtueller Verkehrssünder lernt, lassen es zusätzlich unter der Motorhaube krachen. So habt ihr je nach Fahrzeug und Strecke einen zusätzlichen Boost, der euch die Konkurrenz vom Hals hält. Wer sich geschickt hinter einen Gegner heftet, kann auch dessen Windschatten als Beschleunigungshilfe ausnutzen. Die Möglichkeit, kurzzeitig seitwärts auf zwei Rädern zu fahren kommt euch vor allem in den kleineren Gassen von Paris zu Gute. Diese Kniffe wollen allerdings richtig beherrscht werden. Nicht selten landet ihr durch unsachgemäße Handhabung des Boosts an einem Strommast oder im Straßengraben. Wer nicht aufpasst, findet sich also schnell am hinteren Ende des Rennfeldes wieder.

Der Schwierigkeitsgrad von Midnight Club 2 ist leider sehr unausgewogen und recht hoch angesiedelt. Da nur ein Sieg zum nächsten Rennen führt und die anderen Teilnehmer nicht gerade zimperlich mit euch umgehen, bedarf es schon mal etlicher Versuche, bis ihr auf Platz Eins landet. Dabei ist das Verhalten der Gegner nicht immer gleich. Rammen Sie euch in einem Rennen noch ohne Rücksicht auf Verluste von der Straße, so heizen sie im nächsten mit ihrem Boost unaufhaltsam an euch vorbei. Ihr braucht meistens eine gehörige Portion Glück um sie zu schlagen, was leider den Spielspaß merklich drückt und oft Frustration aufkommen lässt. Da man sich zusätzlich die Kommentare seiner Gegner über Funk anhören muss, geht man unweigerlich nach der zehnten Wiederholung ins Pausenmenü und schaltet den Stimmeneintopf genervt ab.

Wer sich von Midnight Club 2 Top Grafik erhofft, wird schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Schon in den ersten Rennsekunden überkommt einem die Frage, ob nicht doch ein PSOne Spiel in der Konsole rotiert. Dabei sind die Straßen und Gebäude an sich recht gut gelungen. Nur die Fahrzeuge gleichen eintönigen Farbflächen und weisen nur beim genauen Hinblick einen unscheinbaren Glanzeffekt auf. Dazu stören vereinzelte Ruckler den Spielverlauf. An „Burnout 2“ oder „Need for Speed: Hot Pursuit 2“ kommt Midnight Club also auf gar keinen Fall heran. Da hat die PS2 deutlich mehr drauf! Der Motorensound der Fahrzeuge könnte auch überzeugender klingen und die bereits angesprochenen Beleidigungen eurer virtuellen Gegner sind einfach nur noch lästig. Dafür stimmt die Musik: Dance und Techno passen zur Straßenrennszene und sorgen für die richtige Atmosphäre.

Das Highlight von Midnight Club 2 sind definitiv die Multiplayermöglichkeiten. Neben den bekannten 2 Spieler Duellen im Splitscreen bietet Midnight Club 2 als eines der ersten PS2 Spiele einen aufwendigen Netzwerk- und Onlinemodus. Gegen bis zu acht Mitspieler sind Checkpointrennen aller Art sowie „Capture the Flag“ und „Detonation“ möglich. In diesen Duellen müsst ihr Flaggen oder Bomben aufnehmen und zu bestimmten Orten bringen. Flaggen können dem Gegner abgeluchst, die Bomben durch mehrmaliges Auffahren zum Explodieren gebracht werden. Extrawaffen bereichern die Onlinekämpfe und sorgen für mehr Spannung. Wer also zum Onlinestart der PS2 im Sommer ein Rennspiel sucht, sollte einen Blick riskieren.