HOME | IMPRESSUM | KONTAKT
Spieleflut.de
Anzeige

Anzeige



Jetzt Vorbestellen

Spieleflut.de sucht dich!


Shadowbane


Düstere Aussichten offenbaren sich uns heute: Shadowbane nennt sich das MMORPG, welches in absehbarer Zeit in den Läden stehen wird und dem einen oder anderen sehr gefallen dürfte. Alexander Eck wagte in seinem Preview einen ersten, sehr ausführlichen Blick...

Stellen Sie sich einen Planeten vor mit vier Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mir fällt da spontan „Outcast“ ein, also noch nichts Besonderes. Aber was, wenn ich sage: Stellen Sie sich einen Planeten vor mit fünf Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, einen Planeten, der 5.000 Jahre zivilisierter Kultur vorweisen kann, einen Planeten, der ökonomisch so real simuliert wird, dass alles machbar ist, war vorstellbar scheint. Und jetzt denken Sie sich diesen Planeten als Einöde, der vom Krieg zerstört wurde, der fast keine Infrastruktur vorweisen kann, der nur darauf wartet, von Ihnen erobert zu werden. Als letztes bitte ich darum, sich das Game nicht als Strategiespiel, sondern als Massively Multiplayer Online Role Playing Game (MMORPG oder einfach Online-Rollenspiel) zu denken. Unmöglich? Mitnichten, „Shadowbane“ ist genau das – und noch viel mehr.

Und am Anfang war das Schwert
Die Wolfpack Studios haben es geschafft, der Spielwelt eine eigene Geschichte zu geben. Diese ist so umfangreich, dass man problemlos Tage allein mit Lesen verbringen kann (wer möchte, kann das gerne tun). Dabei werden sehr geschickt und ein wenig an „Lord of the Rings“ angelehnt alle Rassen und Klassen, also die soziale Struktur, erläutert und ins Spieluniversum eingebunden. Sehr viel mehr an Tolkien erinnert das Objekt, um das sich die ganze Geschichte dreht - das Schwert „Shadowbane“. Es ist das Mächtigste und Älteste, das auf „Aerynth“, der Spielwelt, existiert. Und ähnlich wie der „Eine Ring“ hat es die Geschichte entscheidend beeinflusst. Um genau zu sein, hat Shadowbane in jedem der zahlreichen Kriege für Entscheidungen gesorgt, die so fundamental waren, dass das Ende eines Krieges gleichzeitig eine neue Epoche einleitete. Seit dem letzten Zeitalter jedoch ist auch das Wissen um das magische Schwert erloschen und der Planet stürzte in Anarchie. Die Welt hat keinen König mehr, er kennt nur noch Warlords. Als einzige Hoffnung bleibt, Shadowbane zu finden und das spaltende Schwert für die neue Einigkeit einzusetzen. Werden Sie der Held sein, dem dies gelingt?

Entdecke die Möglichkeiten
Vielleicht. Vielleicht sind Sie aber auch ganz zufrieden mit der Situation und setzen alles daran, dass das Schwert nie gefunden wird. Schließlich raubt und mordet es sich besser ohne eine starke Führung. Möglicherweise wird Ihnen Shadowbane auch ganz egal sein, da Ihre Gilde nur wirtschaftliche Interessen verfolgt – eine Handelsstadt lässt sich auch ohne Regierung betreiben. Und wenn nicht, dann können Sie immer noch Bündnisse schließen und so ressourcenverschlingenden Scharmützeln aus dem Weg gehen. Und was, wenn Sie sich als mächtiger Zauberer einen Namen machen möchten? Brauchen Sie tatsächlich ein primitives Schwert? Reicht nicht auch Ihre Zauberkraft aus, ganze Armeen zu schlagen?
Die Freiheiten, die Ihnen „Shadowbane“ lässt, sind phänomenal und wurden so noch in keinem Online-Rollensspiel umgesetzt. Sicher, „Ultima Online“ kannte auch selbstgebaute Städte, „Everquest“ eine Menge unterschiedlicher Charaktere. Doch hier werden all diese Features vereint und eine stark beeinflussbare Storyline, ein komplexes Wirtschaftssystem (vereinfachter Kapitalismus), ein umfangreiches Gildensystem sowie nicht standarisierte Quests hinzugefügt. Damit wird es den Spielern möglich sein, selbst dafür zu sorgen, wie die Geschichte weitergeschrieben wird. Wird Aerynth von wirtschaftlichem Aufschwung oder von endlosen Kämpfen geprägt sein? Das alles liegt in Ihrer Hand und nicht in der des Storywriters.

Die Gilden - Spiegel der Gesellschaft
In allen anderen MMORPG’s sind Gilden lediglich ein loser Zusammenschluss mehrerer Spieler. Im Grunde sorgen sie nur dafür, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und in der Spielwelt zu bestehen. Oft schließen sich diese Gruppen Allianzen an. Der Kampf zwischen diesen mächtigen Instanzen bildet neben dem Leveln des eigenen Charakters die Spiel-Essenz. In Shadowbane ist die Hackordnung nicht ganz so einfach. Vielmehr muss jeder Charakter einer Gilde angehören. Dies ist entweder eine Standard-Gilde, der jeder beitreten darf, oder eine eigene. Um einer solchen Vereinigung eine gewisse Identität zu geben, muss sie sich zu einem der dreizehn Gildentypen zählen: Reine Kriegergilden sind genauso vertreten wie Zwergenvereinigungen oder Diebesgilden. Dass sich eine Gilde zu den Zauberern zählt, heißt aber lange noch nicht, dass nur Magiekundige erlaubt sind – diese werden allerdings mit Boni bevorzugt. Wer beitreten darf oder nicht, entscheiden je nach Führungsart der Führer allein (Monarchie), die Anführer (Oligarchie bzw. Republik) oder alle bestehenden Mitglieder (Demokratie).
Jede Gilde kann auch Städte gründen, und zwar nicht wie in „Ultima Online“ nur in ausgewiesenen Zonen, sondern in der gesamten Spielwelt. Dadurch wird es mit zunehmendem Spielverlauf auch immer wichtiger, dass die Gilden zum Schutze ihrer Behausungen und Betriebe Allianzen mit nahegelegenen Vereinigungen schließen und so ihre Sicherheit wahren. Falls trotzdem Gefahr in Verzug sein sollte, bauen Sie einfach ein paar Belagerungsmaschinen und versuchen, die gegnerische Stadt einzunehmen oder zu zerstören. Oder Sie sehen einem Eroberungsversuch gelassen entgegen und vertrauen Ihren dicken Mauern. Denn eine Stadt einzunehmen ist nicht so einfach, wie man es aus Strategiespielen gewohnt ist. Da Gemauertes sehr teuer in „Shadowbane“ ist, wurden auch die Hitpoints, also der ausgehaltene Schaden, so hoch angesetzt, dass eine Belagerung zu einer langwierigen Aktion wird. Schließlich befinden wir uns in einer Zeit, die mit dem europäischen Mittelalter vergleichbar ist – da waren Katapulte schon das Höchste der Gefühle.
Da sich die Entwickler anders als in „Ultima Online“ weder in den Städtebau noch in der Allianzbildung einmischen werden, wird es allein bei den Spielern liegen, ob das Leben in Aerynth von vielen unabhängigen Gilden oder einer übermächtigen Allianz bestimmt wird. Damit wird „Shadowbane“ das erste Spiel, welches Ihnen außerhalb der Realität die Möglichkeit gibt, politisch aktiv zu werden. Denn politische Macht und nicht etwa standarisierte Quests werden die Triebfeder des Spiels und der Spieler sein.
Neben vielen Chancen muss man allerdings auch einen großen Schwachpunkt sehen: Was ist mit Spielern, die nicht jeden Tag stundenlang online sind? Werden diese Gamer noch mehr als in „Everquest“, dem bisher größten Zeitfresser, zu unwichtigen Randerscheinungen, an denen das Spiel und dessen ungeheure Dynamik vorbeigehen? Oder werden sie den Bodensatz der Welt darstellen, mit denen gespielt wird und die nicht selber spielen? Das alles ist noch nicht abzusehen und wird wohl erst viele Monate nach dem Release deutlicher. Eines ist aber jetzt schon gewiss: Wer sich auf „Shadowbane“ einlässt, wird den Begriff der virtuellen Realität neu prägen.

Featurecharaktere und Wirtschaftsordnung
Das zeigen bereits die Quests: Im Betatest noch nicht enthalten, werden Aufgaben im fertigen Spiel nicht an Alle in gleicher Art verteilt. Möglich machen dies die „Featurecharaktere“. Diese besonderen, von den Entwicklern beauftragten Spieler können als die Konsumenten angesehen werden, die Bedürfnissen nachgehen und entsprechend Quests verteilen. Mit dieser sehr kostenintensiven Methode ist es den Wolfpack Studios möglich, eine Unmenge an Aufgaben im Spiel einzubauen, welche die Story vorantreiben, jedoch nicht auf Standard-Wegen erlangt werden können. Es wird also nicht mehr ausreichen, einen Nicht-Spieler-Charakter anzusprechen, einen Auftrag zu erhalten, diesen auszuführen und die Belohnung abzustauben. Und noch viel weniger wird es möglich sein, ein Quest mehrmals zu ergattern. Sie werden daher gezwungen werden, Feature-Charakteren wie normalen Spielern zu begegnen, um an Aufträge zu gelangen. Und glauben Sie ja nicht, dass ein von Ihnen betrogener Feature-Charakter jemals wieder einen Auftrag für Sie hat...
Den Gedanken der virtuellen Realität führt „Shadowbane“ aber noch weiter fort. Neben dem Gildensystem und den Feature-Charakteren ist auch das Wirtschaftssystem eine Spielstütze. Sie funktioniert ähnlich wie das Leveln eines Charakters: Umso mehr Zeit Sie investieren, desto mehr Kapital wird in Aerynth vorhanden sein. Das heißt also nichts anderes, als dass sich die Spielstunden jedes Einzelnen in der Entfaltung der Spielwelt widerspiegeln werden. Umso produktiver Sie sind (egal ob als Schmied oder Monstermetzler), desto wertvoller werden Sie also auch für Ihre Gilde. Auch wenn dieser Punkt in allen MMORPG’s vorhanden ist - eine Erwähnung ist er trotzdem wert.

Lasset uns spielen
Alles schön und gut, werden Sie sich jetzt denken, aber wie spielt sich Shadowbane eigentlich? Um es kurz zu fassen: Wie jedes andere Rollenspiel auch. Das heißt erst mal: Sie müssen sich (um erfolgreich zu werden) mit den 8 Attributen, 10 Rassen, den 4 Basis- und über 20 Spezial-Klassen sowie einigen Dutzend Charaktereigenschaften auseinandersetzen. Haben Sie eine für Ihren Spielstil passende Kombination gefunden, kann die Charaktererschaffung beginnen. Da Sie bereits mit allen Optionsmöglichkeiten vertraut sind, haben Sie diesen Part schnell hinter sich gebracht. Was jetzt noch bleibt, ist die Bestimmung des genauen Aussehens. Und da liegt auch schon die erste scheinbare Schwäche von „Shadowbane“, da die Möglichkeiten, seinen Charakter individuell zu gestalten, relativ klein sind. Außer einigen Farben und Frisuren kann nichts verändert werden. Doch spätestens beim Spielen wird Ihnen auffallen, dass Ihre Spielfigur mit der Zeit nicht nur spielmechanisch, sondern auch optisch stärker wird. Und auch die Ausrüstung wird wie in „Diablo II“ sichtbar gemacht. Da fehlt eigentlich nur noch die freie Bestimmung der Körpergröße.
Sind Sie bereit zum Spielen und haben sich einer Gilde angeschlossen, kann auch schon das Monstertöten beginnen. Dieses hinterlässt neben Geld und Erfahrungspunkte je nach Schwierigkeit auch Ausrüstungsgegenstände. Haben Sie eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten gesammelt, steigen Sie nicht nur einen Level auf und können Ihre Attribute (also Stärke, Konstitution, Intelligenz etc.) verbessern, sondern erhalten auch noch bessere Zaubersprüche oder Spezialmanöver. Das heißt für einen Magier, dass sein Feuerball noch mehr Schaden anrichtet und für einen Krieger, dass er einen Doppelschlag ausführen kann. Dieser wird auch bitter nötig sein, da das rundenartige Kämpfen keine schnelle Internetverbindung oder Mausakrobatik, sondern gute Waffen und noch bessere Combos belohnen. Dies ist insbesondere in Spieler-gegen-Spieler-Kämpfen der Fall, die in „Shadowbane“ ausdrücklich erlaubt sind. Außer in Städten ist Player-Killing (PK) überall erlaubt und könnte für Gelegenheitsspieler der Nummer-Eins-Grund sein, sich von diesem Spiel fernzuhalten. Um auch diese Gamer zu erreichen, hat Wolfpack dem PK seine größten Schrecken genommen: Erstens ruft Player-Killing sofort Feindschaften zwischen Gilden hervor, zweitens verliert man nur einen Teil seines Inventars und keine Erfahrungspunkte und drittens wird man sofort wiederbelebt. Diese Maßnahmen sollten eigentlich ausreichen, aus Aerynth eine gefährliche, aber keine unsoziale Welt zu machen.
Auch wenn Aerynth eine Welt ist, besteht sie aus fünf unterschiedlichen Kontinenten, die auch die gesamte klimatische Spanne abdecken. Während ein Kontinent mittels Eis glänzt, besteht der südlichste Kontinent fast nur aus Wüste. Diese voneinander abgetrennten Spielbereiche stellen auch die einzelnen Server dar. Mit anderen Worten: Wo „Ultima Online“ sein Universum auf jedem Server spiegelt, wird die Welt von „Shadowbane“ erst durch die verschiedenen Zonen, die durch Portale verbunden sind, komplett. Der Nachteil unterschiedlicher Ping-Zeiten geht allerdings damit einher und muss von Wolfpack noch behoben werden.

Grafik, Sound und Steuerung - verbesserungsfähig
Damit sind wir schon mitten in der Technik-Abteilung. Hier kann „Shadowbane“ durchaus überzeugen, ohne besonders zu glänzen. Ein sehr großer Pluspunkt ist die Flexibilität der Grafikengine. Sie erlaubt stufenloses Zoomen und Drehen der Ansicht, selbst eine Ego-Shooter-Perspektive ist möglich. Damit kann man problemlos in großen Städten auch ohne Karte die Übersicht behalten. Sehr schön gelöst sind auch die manuell auslösbaren Gesten, die von Schimpfen bis Einladen jeden Bereich abdecken und genauso gut in Szene gesetzt werden wie alle anderen Animationen. Weniger hübsch sind hingegen die Texturen. Obwohl Wolfpack starke Verbesserungen vorgenommen hat, ist noch zu viel Monotonie vorhanden – den Vergleich mit „Black & White“ kann „Shadowbane“ zumindest nicht standhalten. Dabei fallen insbesondere die Bodentexturen unangenehm ins Auge, vor allem bei Übergängen: Läuft man von einer grünen Wiese in einen Sumpf, so ist dieser Kontrast messerscharf und als absolut unnatürlich erkennbar. Arbeiten müssen die Grafiker (und vor allem die Programmierer) zudem an den Wasserreflexionen, die im jetzigen Beta-Stadium noch keinen guten Eindruck machen. Was allerdings gefällt, sind viele abwechslungsreiche, gut modellierte Monster und Gebäude und die sehr hübschen Tag-/Nacht-Wechsel. Sehr gelungen sind auch die Zaubereffekte, die sehr variationsreich mit den Farben spielen. Leider wird dies auf den Screenshots nicht ersichtlich, wofür sich der Autor vielmals entschuldigt.
Auch nicht sichtbar ist die tontechnische Untermalung, welche wie die Grafik sowohl lichte als auch trübe Momente besitzt. Das fängt bereits bei der Musik an, die insgesamt die komplette (etwas trübe) Atmosphäre trägt, aber auch als zu eintönig und teilweise zu penetrant in den Vordergrund rückt. Die Spielgeräusche sind hingegen sehr gut gelungen. Ob zwitschernde Vögel oder kämpfende Opponenten, alles wird wunderbar in Szene gesetzt.
Wunderbar ist auch die Steuerung, hat man sie zumindest einmal verstanden. Denn rollenspieltypisch können Sie die Tastatur überladen mit Hotkeys, die Sie selbst bestimmen können. Leider müssen die Tastenbelegungen, wie die sehr flexiblen (Skin-Unterstützung, frei verschieb- und skalierbar) Fenstereinstellungen auch, für jeden der bis zu fünf möglichen Charaktere pro Account einzeln eingestellt werden. Viel besser wäre eine Möglichkeit zum Speichern und Laden aller User-Interface-Einstellungen, damit man die gleiche Arbeit nicht bei jedem neu angefangenen Charakter hätte. Ansonsten kann die Steuerung überzeugen, da alles mit Buttons oder alternativ via Hotkeys bedient werden kann – bis auf die Bewegung. Denn wie in „Vampire“ wird dem Charakter mit der Maus das Ziel vermittelt. Ob dies in der endgültigen Fassung so bleiben wird, ist allerdings noch unklar.

Fazit
Wer „Ultima Online“ geliebt hat und die Welt von „Everquest“ in- und auswendig kennt, der wird in „Shadowbane“ das vorläufige Ziel seiner Träume sehen und kann das Spiel jetzt schon vorbestellen. Denn eine solche Atmosphäre, eine solche Spieldynamik hat noch kein MMORPG geboten. Man ist von Anfang an gefesselt von der unglaublichen Freiheit und sich zugleich aller Konsequenzen bewusst. Denn wer sich nicht an die Gilden-Regeln hält und als einsamer Meuchelmörder durch die Lande zieht, wird nicht lange überleben. Das klingt brutal und genau das ist „Shadowbane“ auch. Wie es die Wolfpack Studios schaffen wollen, reine Gelegenheitsspieler anzulocken, ist mir ein Rätsel, da allein das Player-Killing für sehr Viele sehr abschreckend wirkt. Ganz zu schweigen von den zu erwartenden Machtkämpfen...


Alexander Eck - 15.11.2002



Gesamtübersicht: Shadowbane

Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

MMORPG
Genre: