Ja, ihr habt richtig gelesen, es geht heute einmal nicht um James Bond und Konsorten, sondern um seine Kollegin Cate Archer.
Auch sie ist Geheimagentin, jedoch mit dem besonderen "weiblichen Charme".
Im Spiel "No One Lives Forever (Game of the Year Edition)" übernehmt ihr die Rolle dieser smarten Geheimagentin, die in den wilden 60ern ihren männlichen Kollegen zeigt, dass auch eine Frau ihren Mann stehen kann. Und dass sie dabei ein paar besondere Tricks auf Lager hat, ist wohl selbstverständlich..

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Als erstes wird man im Intro in einem De-Briefing nach einer Mission ein wenig zurechtgewiesen, da Cate ein wenig ungestüm ist. Jedoch wird ihr sogleich ein neuer Auftrag zugeteilt: Nach einem schnellen Training (welches erfahrene Ego-Shooter-Spieler überspringen dürfen) muss sie einen Prominenten schützen, der in einem Hotel stetigen Attacken ausgesetzt ist. Hierbei ist man allerdings auf eine Position fixiert und kann gleich intensiv das Snipern trainieren. Anschließend geht es dann Ego-Shooter-typisch zu Fuß weiter, anfangs auch mit ganz normalem Schießgerät wie Pistole und Colt. Im Lauf der Zeit wird Cate immer mal wieder auf den Trainingsparcour geschickt, um ganz wie James Bond mit neuen, in ihrem Fall „weiblichen“, Gadgets ausgestattet zu werden: Sei es die Haarnadel zum Schlösserknacken oder eine reichhaltige Auswahl an explosiven Lippenstiften... später wird man selbst so kurioses Gerät wie eine Fernsteuerbombe in Pudelform verwenden dürfen, und der obligatorische Raketenwerfer (im Schmink-Köfferchen) darf natürlich auch nicht fehlen. Hier zeigt sich auch gleich der besondere Charme dieses Spiels, die smarte Agentin sieht nicht nur gut aus, sondern beweist auch Köpfchen, wodurch sie ihren männlichen Kollegen des Genres in nichts nachsteht. Dadurch muss sich jedoch so mancher (männliche) Spieler jedoch erst an die allzu weiblichen Accessoires (Stichwort Lippenstift) gewöhnen. Dieses wird vor jeder Mission individuell aus einem vorgegeben Bestand ausgewählt, jeder kann sich also mit dem ausstatten, was für seine Spielweise (Schalldämpfer für den Schleicher, Granaten für den Holzhammer-Spieler) angemessen erscheint. Nur für die Lösung der Mission unbedingt erforderliche Gegenstände sind fest vorgegeben. An einigen Stellen des Spiels gibt es dann dementsprechend auch Wahlmöglichkeiten: Schleiche ich mich an dem Scheinwerfer vorbei oder schieße ich ihn kaputt? Öffne ich das Schloss mit der Haarnadel und bleibe unentdeckt, oder schieße ich es auf und habe dafür kurz darauf sämtliche Wachen am Hals? Beides ist möglich, ganz wie es beliebt.
Neben dem normalen Ego-Shooter-Alltag wird man jedoch auch so manches Mal in Situationen geraten, die nicht ganz dem Normalen entsprechen. So muss sich Cate zum Beispiel in einem Level komplett schwimmend fortbewegen, wodurch natürlich das Spielgefühl (sowie die Waffen und die Gegner) gleich eine ganz andere Welt darstellen. Auch wird Cate aus einem Flugzeug geworfen und muss sich im freien Fall ihrer Gegner erwehren… Solche Passagen machen "No One Lives Forever" zu einem ganz besonderen Spielerlebnis.

Die ansonsten eh schon lange Kampagne wird in der GOTY–Edition nochmals um vier Extra-Einsätze für die smarte Geheimagentin erweitert. Ebenso liegt eine stimmige Soundtrack-CD im 60er-Jahre-Stil bei, die auf jeden Fall hörenswert ist. Ansonsten ist die GOTY–Edition allerdings unverändert. Sie wird in einer normalen Eurobox verkauft, in der allerdings eine DVD-Box eingelegt ist, die mit drei CDs und einem Handbuch gut gefüllt wurde. Jedoch ist auch in der deutschen Version die Sprachausgabe englisch (und damit sehr passend), es sind lediglich deutsche Untertitel verfügbar. Ebenso sind der Special Edition auf den Spiel-CDs der Source-Code des Spiels sowie ein Mapeditor beigefügt worden. Damit steht dem aufstrebenden Spieleprogrammierer und Leveldesigner nichts im Weg, um erste Erfahrungen mit „richtiger“ Software zu sammeln.

Nun, man merkt diesem Spiel an, dass es aus dem vorigen Jahr stammt: Die Grafik ist auf DirectX 7- Niveau und basiert noch auf verhältnismäßig wenig Polygonen (wenn man derzeitige Grafikwunder wie UT 2003 als Messlatte ansetzt). Jedoch kann die Grafik immer noch durch einen einzigartigen Look sowie eine stimmungsvolle Umgebungsdarstellung überzeugen, die Story wird gut vermittelt und der Spieler fühlt sich gut in die Situation versetzt. Die Grafik ist also durchaus noch als gut zu bezeichnen. Ebenso ist der relativ einmalige Grafikstil, der stark auf bunte Farben sowie einen 60er-Jahre-Look setzt, zu empfehlen. Er erinnert stark an die „Austin Powers“-Filme.
Ein weiterer Vorteil der etwas betagteren Grafikengine (Lithtech) ist, dass das Spiel auch auf älteren Rechnern (500Mhz, TNT2) noch absolut spielbar bleibt.

Die Soundkulisse dieses Spiels ist ebenfalls stimmig, ebenso die Sprachausgabe. Es wurden für die Figuren passende (englische) Sprecher gewählt, Cate wurde zum Beispiel mit einer extrem sexy klingenden Sprecherin besetzt. Ebenfalls zu gefallen wissen kleine Dialoge, die man als Spieler nur so nebenbei mitkriegt ("Meine Freundin hat mich verlassen, was soll ich nur tun?", et cetera), die für ein realistisches Umgebungsgefühl sorgen (und wer das Spiel einmal gespielt hat wird sich sicher noch an die „Do you want a monkey?“-Szene erinnern). Die Musikuntermalung ist 60er-Jahre-typisch ausgefallen und ist angenehm zu hören.

Mit diesem Spiel in der GOTY–Edition kann man eigentlich nichts falsch machen. Die Grafik ist immer noch hübsch, die Soundkulisse entspricht den Ansprüchen auch audiophiler Zeitgenossen. Die stimmige Storyline und die charmante Hauptdarstellerin führen dazu, dass man mit diesem Spiel immer noch stundenlangen Spielspaß haben kann.