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Pro Rally 2001


Ubisoft und Rennspiele
Der Spielepublisher Ubisoft will bei den Rennspielen ganz nach oben. Der erste Schritt in diese Richtung wurde mit der Veröffentlichung von Pro Rally 2001, der zweite folgt Ende März mit F1 Racing Championship. Und obwohl sich Ubisoft einer starken Konkurrenz gegenüber sieht, da wäre zum einen der direkte Konkurrent Colin McRae Rally 2 und zum anderen Spiele wie die NFS-Reihe, die beispielsweise durch den Verfolgungsmodus mit der Polizei mehr die Spielspaß- als die Realismus-Fans anspricht, trotz dieser Konkurrenz also mischt Ubisoft durchaus oben mit.

Die Grafik
Was ist das wichtigste an einem aktuellen PC-Spiel, insbesondere an einem Rennspiel? - Natürlich, die Grafik. Und da muss sich Pro Rally 2001 durchaus nicht verstecken, schließlich bietet das Game eine sehr wohl überzeugende Grafik, die man sich auch gerne etwas länger anschaut. Als Beispiele dienen hier die Screenshots im Test.
Auch Spieler mit größeren Bildschirmen werden mit Auflösung von bis zu 1600x1200 Pixel bestens bedient. Allerdings sollte sich dann natürlich schon ein ordentlicher Antrieb hinter der Gehäuseklappe verstecken, wenn man das Spiel noch in einer guten Geschwindigkeit erleben will und schließlich wäre es ja schade, wenn aufgrund eines langsamen Rechners der Topspeed des Autos nicht erreicht wird *g*.
In Pro Rally 2001 bildet alles ein ausgewogenes und abgerundetes Erscheinungsbild, angefangen von den detaillierten Wagen über die Rennstrecke samt deren Objekte (Bäume, Häuser, Bäche, Brücken, Abhänge, und und und ...) bis hin zum Himmel und dem meist darin kreisenden Helikopter. Ebenfalls nett gemacht sind die 'Spritztouren' mit den Rallyautos durch die Flüsse, wobei das Wasser richtig nett zur Seite spritzt. Dies ist übrigens nicht nur durch fehlerhafte Fahrweise erzwungen, sondern kann auch begutachtet werden, wenn man beispielsweise mal ein Bächlein an einer seichten Stelle ohne Brücke überqueren muss.
Alles in allem macht also die 3D-Grafik schon was her, auch wenn stellenweise die Strecken ein wenig eintönig gestaltet sind, z.B. wenn man stundelang in der Wüste durch einen Sandsturm stürmt und quasi außer Sand nichts sieht.

Die Strecken
Alle Strecken, also die befahrbaren Kurse, sind in vier Kategorien unterteilt, die da wären Asphalt, Lehm, Sand und Nass (bzw. Schnee). Dabei gibt es je 6 Strecken, was also insgesamt ausreichende 24 Kurse ergibt. Die Schulungskurse sind hier nicht mit eingerechnet.
Die Locations sind je nach Untergrund entsprechend verschieden und sehr vielfältig, so kann man z.B. in San Remo, England, Griechenland, Australien, Schweden und etlichen anderen Ländern fahren. Jedes Land hat dabei mehrere (meist zwei) Strecken, die meist identisch angelegt sind und nur gering variieren.
Da es sich ja um ein Rally-Spiel handelt, hat man in der Regel die Möglichkeit, auch abseits der eigentlichen Rennstrecke zu fahren. Dies ist jedoch nur zum Spaß machbar, weil dadurch natürlich das Unfallrisiko steigt und im allgemeinen die Geschwindigkeit bei diesen Offroad-Aktionen sprichwörtlich auf der Strecke bleibt. Aber manchmal muss es einfach sein, dass man sich mit seinem Auto durch einen Fluss fährt und die entsprechende Brücke zu Überquerung nicht nutzt, oder dass man sich mal in einer Siedlung durch rote Backsteinhäuser kämpft anstatt die abgesperrte Straße zu nutzen und so weiter. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass man automatisch Auf die Fahrbahn zurückgesetzt wird, wenn man sich zu weit von dieser entfernt hat. Dies ist manchmal etwas ärgerlich, da beabsichtigte Über-Stock-und-Stein-Fahrten so meist ein jähes Ende nehmen.

Pappe auf vier Rädern? - Die Autos
Nein, natürlich steht der gute, alte Trabant nicht mit auf der Liste der fahrbaren Rally-Wagen, dafür eine Reihe anderer Autos, die dazu vermutlich besser geeignet sind *g*
Insgesamt stehe ca. zwölf Autos zur Auswahl, wie z.B. der Peugeot 306 Maxi, der Audi Quattro A2, der Renault Megan KC oder etliche andere. Die Wagen unterscheiden sich in der Art des Antriebes (Allradantrieb oder Frontantrieb) und natürlich in der Größe, im Handling und in der PS-Zahl. Die ganzen Autos sind durchaus nett designt, mit entsprechenden Werbeschildchen und allem Drum und Dran.
Natürlich darf bei den Wagen auch ein ordentliches Schadenssystem nicht fehlen. Dieses wurde in Pro Rally 2001 gut umgesetzt. Die Schäden, die z.B. durch Unfälle oder Kollisionen zustande kommen können, werden in 8 Kategorien gelistet: Lenkung, Schaltung, Bremse, Handbremse, Turbo, Motor, Differenzial und Kühler. Wenn eines dieser 'Auto-Teile' im Kritischen Zustand sind, wird dies im Cockpit als warnendes rotes Symbol signalisiert, aber die Pilot merkt es schon eher an den Auswirkungen, die jeweils passend zu Schadensgruppe sind. Natürlich sind die Schäden am Auto auch optisch sichtbar, angefangen von der eingebeulten Motorhaube über beschädigte Blinker bis hin zu zersplitterten Scheiben und weiteren Auto-Verformungen.
Relativ benutzfreundlich sind die Einstellung, die am Auto zu tätigen sind, es gibt nämlich quasi keine. Lediglich die Reifenwahl sollte entsprechend dem Untergrund getroffen werden, da es sonst zu erheblichen Problemen kommen kann. Durchdrehende Reifen auf Kies oder Eis bei entsprechend falschen Reifen (Asphalt) sind ebenso vorprogrammiert wie ein langsameres Fahren wenn man mit Winterreifen auf trockenem Asphalt fährt.

Segen oder Fluch: der Copilot
Eine Erfindung, die bereits aus anderen Rennsimulationen bekannt ist, ist der Copilot. Dieser gibt bei Pro Rally 2001 stets Kommentare, was den Fahrer (also den Spieler) als nächstes erwartet. Auch wenn ich vorerst etwas skeptisch war, weil ich ein monotone "Links-Rechts-Geradeaus" Ansage befürchtete, kann man doch die Umsetzung des Copiloten loben. Natürlich kommt es irgendwann zu Wiederholungen bei den Aussprüchen des Beifahrers, welche aber keinesfalls als nervig bezeichnet werden können. Es werden durch ihn nützliche Tipps vermittelt, insbesondere zu den anstehenden Kurven. Diese werden nicht einfach mit "Links" oder "Rechts" angekündigt, sondern vielmehr in fünf Typen entsprechend ihrer Gradzahl eingeordnet. Das bedeutet, wenn angesagt wird "Rechts 1", dann kommt gleich eine Rechtskurve zwischen 5 und 30 Grad. Also eine Kurve, die eigentlich problemlos mit Full-Speed gefahren werden kann. Typ 5 wäre dann eine Kurve, die als Spitzkehre bezeichnet werden kann, und bei der also Bremsem logischerweise Pflicht ist.
Darüber hinaus liefert der Beifahrer aber auch andere nützliche Hinweise. Z.B. ob es sich um eine langestreckte Kurve handelt oder ob die Kurve sich verengt oder verbreitert. Somit dürfte selbst auf unbekannten Strecken eine gewisse Sicherheit vorhanden sein, wenn man den Kommentaren hört und sich entsprechend darauf vorbereitet.
Nebenbei erzählt der Copilot auch einige andere Dinge, so kündigt er zum Beispiel auch Brücken an, warnt vor Hindernissen (Bäumen, Sprünge, Gefälle), berichtet über Änderungen des Untergrundes (Lehm, Asphalt, etc.) und spornt den Fahrer natürlich auch an, wenn er dazu noch Zeit hat.
Ich kann mich also über den Beifahrer deutlich positiv äußern.

Brumm Brumm Brumm, Auto fahr' herum ... Der Sound
Der kleine Pluspunkt, der bei der Grafik zu verzeichnen war, wird leider beim Sound auch schon wieder eingeschmolzen. Auch wenn die Musik vom Prinzip her gut zu einer Rallysimulation passt, so wird sie jedoch extrem schnell nervig, insbesondere durch die ständigen Wiederholungen.
Die Soundeffekte, naja ... Eigentlich ganz passabel, Reifenquietschen, entsprechende Geräusche bei lehmigen oder anderem Untergrund hören sich nicht schlecht, aber nicht super genial an. Insbesondere das "Schleifen-Geräusch", das immer dann auftritt, wenn man mit dem Auto eine Begrenzung, z.B. eine Absperrung, ein Haus, ein Brückenrand etc. nur leicht rammt. Und dieses immer wiederkehrende Geräusch ist extrem nervig!
Eine Vorteil bei Pro Rally 2001 ist, dass schon bei der Installation auch die Sprache im gesamten Spiel ausgewählt werden kann (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, ...). Obwohl ich die deutsche Sprachumsetzung nicht kritisieren will, so macht es vielleicht doch mal Spaß, sich das ganze in Englisch anzuhören.

Wo bleibt der Spaßfaktor?
So, also eigentlich haben wir ja bisher fast nur Positives gehört, doch auch die weniger guten Seiten sollen natürlich beleuchtet werde. Schon beim ersten Spielstart gibt es etwas zu kritisieren: Ein Schnellstart ist faktisch nicht möglich. Um eine kleine Meisterschaft zu fahren, muss erst die Schule durchlaufen werden, in der teilweise schon Profi-Fahrer gefordert werden und die keineswegs mal so eben schnell zu bewältigen ist. Auch der vorhandene "Arcade"-Modus dient nicht zu einem schnellem Einstieg. Dieser Arcade-Modus ist sogar insgesamt gesehen etwas misslungen, finde ich. Das Prinzip dabei ist folgendes: Man startet auf der Strecke und schon im fahren sind neun andere Fahrzeuge, die es gilt, verteilt auf der Strecke zu überholen. Das geht ja noch, dumm ist nur, dass dabei im Cockpit eine Uhr herunterzählt! Wenn man in diesen wenigen Sekunden das nächste Auto nicht überholt hat, so ist die Arcade-Fahrt beendet, was meist relativ schnell passiert, weil man meist schon das zweite Auto nicht überholen kann.
Das wird natürlich ziemlich frustrierend, wenn man so immer nur den ersten Teil der Strecke sieht. Der Gipfel ist dann, dass in diesem meiner Meinung nach viel zu schweren Arcade-Modus (ich habe selbst jetzt noch kein Renner erfolgreich beendet!) anfangs nur vier Strecken gefahren werden können! Die anderen sollen nach dem Wunsch der Entwickler nach einem erfolgreichem Arcade-Rennen freigeschaltet werden, tja, nicht bei mir *g*.
Für einen ersten Einstieg bleibt also nur der Zeitfahren-Modus, in dem dann allerdings der Spieler ganz allein auf der Strecke ist.

Noch etwas nervender sind allerdings eine Reihe von Bugs im Spiel, die den Spielspaß klar bremsen. Hier ein paar Situation, die ich für etwas ungewöhnlich halte:
Es ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass das Auto manchmal ungewöhnliche Bewegungen macht, z.B. nach dem Abklingen eines Unfalls kann es gerne mal passieren, dass sich das Auto, wenn es auf dem Dach liegt und eigentlich schon zur Ruhe gekommen ist, einfach noch einmal wie von Geisteshand wieder umdreht und auf den Räder dreht.
Ein andermal hab ich einen doppelten Looping hinbekommen als ich lediglich ein Verkehrsschild umfahren wollte. Ganz fies sind auch kleine Steinchen in den Wüsten-Strecken, die nur schwer zu sehen sind und das Auto komischerweise komplett zum Stillstand bringen.
Es treten noch eine Vielzahl anderer kleinerer Ungereimtheiten auf, z.B. ein mysteriöses Verhacken des Autos an einer Begrenzung, wo man sich teilweise weder vor- noch rückwärts bewegen kann.
Diese ganzen kleinen Spaßbremsen wirken sich leider negativ auf den gesamten Spielspaß in Pro Rally 2001 aus. Es erschien zwar bereits ein Patch, der auch empfehlenswert ist, allerdings werden die meisten der genannten Probleme nicht behoben.

Meisterschaften
Zu den Meisterschaften gibt es nicht viel zu sagen. Die drei verschiedenen Meisterschaften müssen nacheinander freigeschalten werden und bestehen jeweils aus mehreren Rennen. Auch wenn man mit den Konkurrenten um die Wette fährt, so ist man doch immer alleine auf der Strecke. Nur durch die Zeitanzeigen kann man sich im Feld einordnen und erhält einen Platz. Die besten sechs Fahrer im Rennen erhalten jeweils Punkte (10, 6, 4, 3, 2, 1) und logischerweise gewinnt die Meisterschaft der Fahrer mit den meisten Punkten. Leider ist es unmöglich, ein Rennen zu wiederholen, lediglich die gesamte Meisterschaft kann neu gestartet werden. Dadurch kann schon mal etwas Frust aufkommen, wenn man z.B. durch einen der oben beschriebenen Bugs mal etwas Zeit verliert und dann in der Meisterschaft absackt, weil man das betreffende Rennen nicht noch mal fahren kann.
Außerdem müssen in den Meisterschaften die Schäden aus den Rennen repariert werden, wozu jeweils vor dem Rennen etwas "Reparaturzeit" zur Verfügung steht. Bei starken Schäden kann es auch passieren, dass nicht alles repariert werden kann und man mit einem noch beschädigtem Wagen ins neue Rennen startet.

MEHR-Spieler
Der Mehrspielermodus in Pro Rally 2001 reist einen auch nicht vom Hocker. Man hat die Möglichkeit, neben dem wenig amüsanten Split-Screen-Modus auch im Netzwerk (IPX oder TCP/IP) sowie per Modem oder seriellem Kabel zu spielen. Es ist für mich etwas ungewöhnlich, dass man z.B. beim Split-Screen Spiel das Auto des Mitspielers als eine Art Ghost sieht und sogar hindurchfahren kann. D.h. dabei geht das spaßige Mittel des "Von der Straße drängen" vollkommen verloren.

Fazit
Pro Rally 2001 ist eine Rallysimulation, die aufgrund der überzeugenden Grafik durchaus spielenswert ist, aber um ein absolutes Top-Spiel handelt es sich leider nicht. Dafür sind einfach zu viele kleinere Bugs und Spaßbremsen enthalten. Über die Steuerung bei Rennspielen kann man sich sowieso immer streiten, weshalb ich diese auch nicht als sehr gelungen oder als miserabel einstufen will.
Eine Kaufempfehlung will ich also nur an Rennspiel- und Rallysimulationsfans aussprechen, die über kleinere Fehlerchen hinwegsehen können und einfach mal gerne den Geschwindigkeitsrausch in Pro Rally 2001 genießen.


Jörg Frohberg - 10.01.2002



Gesamtübersicht: Pro Rally 2001

Unsere Bewertung:

Sound:
75%
Grafik:
91%
Informationen zum Spiel:

Rennsimulation
Genre:


Über Stock und Stein gestolpert