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Gunman Chronicles


Gunman
Endlich ist er da: der "Nachfolger" von Half-Life. Was eigentlich als Mod ins Leben gerufen wurde, entpuppte sich als ein komplettes Spiel. Das Entwicklerteam von Rewolf Software programmierte dieses atemberaubende Action-Spiel in nur drei Jahren. Gunman basiert auf der Half-Life-Engine, welche gut umgesetzt wurde. Lead Level-Designer von Gunman und Gründungsmitglied von Rewolf Software Stefan Baier meint sogar: "Ich persönlich finde die deutsche Version von Gunman Chronicles sogar einen Tick besser als das US-Pendant. Die Atmosphäre kommt noch besser rüber und die 'Roboter' sind sehr aufwendig und liebevoll gestaltet!"

Die Story
Der Spieler schlüpft in die Rolle des Helden Major Archer. Zur Vorgeschichte muss gesagt werden, dass Archer und andere Gunmen auf den Planeten Banzure Prime fliegen müssen, um aufzuklären, warum sich die Forschungsstation des Planeten nicht mehr meldet. Mit der Leitung dieser Mission wird der General beauftragt. Auf dem Planeten angekommen sieht es so aus, als sei es ein Routineeinsatz, was sich aber als falsche Annahme herausstellt, spätestend als die Gunmen von riesigen Würmern (später bekannt als Xenome) aus dem Boden angegriffen werden. Im Kampf gegen diese sieht es für die Gunmen hoffnungslos aus. Als dann noch der General samt seines Raumschiffes von einem dieser Biester gefressen wird, befiehlt Major Archer, der nun der Ranghöchste Offizier ist, den Rückzug der noch wenigen lebenden Gunmen.

Fünf Jahre nach diesem Vorfall setzt die Handlung von Gunman ein. Major Archer bekommt mit einem Platoon Gunmen den Auftrag, dem Signal eines alten Gunman-Verschlüsselungscodes auf einem fremden Planeten auf die Spur zukommen. Auf dem Planeten angekommen sieht wie immer alles friedlich aus, also erkundet man in Ruhe die Umgebung. Doch plötzlich werden die Gunmen von "Bandits" aufgerieben und nur Major Archer überlebt diesen Überfall. Jetzt darf sich der Spieler (genauso wie Gordon Freeman in Half-Life) ganz auf sich allein gestellt durchschlagen.

Nutzung von Fahrzeugen und Gegenständen
Das wahrscheinlich Größte an Gunman ist, dass man auf dem dritten Planeten einen voll funktionsfähigen Panzer benutzen und fahren kann. Obwohl es seine Zeit braucht, bis man sich mit der Steuerung angefreundet hat, macht es doch tierisch Spaß, mit dem Ding herumzukurven und alles unter Beschuss zu nehmen, was nicht schnell genug weg ist. Was ich ganz besonders spaßig finde ist, dass man mit der Panzerkanone sogar Bäume fällen kann (sieht sehr witzig aus). Neben dem Spaßfaktor ist die Unverwundbarkeit im Panzer ein sehr großer Vorteil für den Spieler, da man ohne diesen Schutz nichts gegen die vielen Abwehrtürme auf den Felsen ausrichten könnte.
Die zu benutzenden Gegenstände sind wie in Half-Life eigentlich nur Knöpfe und Schalter, mit denen man irgendetwas auslöst. Zum Beispiel gibt es im Spiel etliche Schalter, mit denen man Energie entweder aus- oder einschalten muss. Mit den meisten Knöpfen hingegen öffnet man einfach nur Türen.

Feind-Typen und Feind-KI
Was für Typen laufen eigentlich dem Spieler über den Weg? Ich kann sagen, dass man mehr als genug zu tun hat, um zu überleben. Man wird von kleinen Dinos, Roboter-Kampfdrohnen, Anhängern des Generals und natürlich fiesen kleinen Aliens attackiert. Wobei die Roboter-Kampfdrohnen nicht lange eure Feinde bleiben, da ihr euch mit dem Computer, der diese steuert, verbünden werdet.
Zur Intelligenz der Feinde muss lobend erwähnt werden, dass sie sich, verglichen mit Half-Life, verbessert hat. So suchen die Gegner immer neue Verstecke und Deckungen und bleiben meisten immer in Bewegung, damit der Spieler ordentlich was zu tun hat, um sich seinen Weg freizuschießen. Natürlich gibt es auch Schwächen: Wenn man sich duckt, brauchen die Gegner eine gewisse Zeit, um nach unten zu zielen und zu feuern, das heißt der Spieler kann durch ehrfürchtiges Knien länger leben und hat die nötige Zeit, seinen Gegner zu erledigen.

Schwierigkeit von Rätseln und Spieldauer
Die Schwierigkeit der Rätsel liegt zwischen lachhaft leicht und kopfrauchend schwer. Einige Beispiele: Sehr leicht sind die Rätsel, wo man nur einen Schalter oder Knopf suchen, finden und betätigen muss, damit man weiter kommt. Dies wären die Schalter, die wie oben erwähnt Energie ein- oder ausschalten und damit kann der Spieler durch eine Tür gehen, die davor noch von einem Kraftfeld blockiert war. Wo ich fast verzweifelt wäre, war gleich am Anfang des zweiten Planeten, und zwar in einer Sackgasse mit einigen Containern am Ende. Als ich nach einigen Minuten sinnlosen Herumlaufens ein paar Schuss auf die Container abgefeuert hatte, bemerkte ich, dass man eine Wand eines Containers zerschießen konnte. Ich sah, dass sich dahinter ein Gang befand, den man nun weitergehen musste.
Zur Spieldauer: Ein echter eingefleischter Half-Life Fan/Freak spielt Gunman in ca. drei Tagen und die blutigen Anfänger sitzen bestimmt mindestens eine Woche vorm Computer.

Waffenkunde
Hier ein kleiner einführender Exkurs in die Waffenkunde in Gunman:

Messer/Faust:
Am Anfang Ihrer Mission haben Sie nur diese Waffen. Mit diesen kann man munitionssparend Kisten und Vasen zertrümmern, um an deren nützlichen Inhalt (Medipaks, Munition) heranzukommen.

Standard-Laserpistole:
Einfachste Waffe, aber ziemlich nützlich und man bekommt sie relativ zeitig im Spiel.
-Modifikationen:
-Puls:
- drei schnell aufeinander folgende Schüsse
- treffsicherster Modus
-Ladung:
- Paket aus 10 Schüssen, aber sehr langsam
-Kaskade:
- schnell aufeinanderfolgende Schüsse mit einer Kontinuität gleich einem Maschinengewehr
- sehr effektiv, aber schlechte Zielgenauigkeit und munitionsfressend
-Scharfschützenaufsatz:
- muss man, so glaube ich, nichts dazu sagen

Schrotgewehr:
ideale Waffe für den Nahkampf
-Modifikationen:
-Schussbereich:
- Gewehr - Schüsse nah beieinander
- Schrotgewehr – größere Streuung der Schüsse
- Sturmgewehr – größte Streuung der Schüsse
-Patronen:
- man kann zwischen 1 und 4 Patronen wählen, die abgefeuert werden sollen

Mecha-MG:
Beträchtliche Feuerkraft - 20 Patronen pro Schuss.
Man muss auf die Temperatur der Waffe aufpassen, da sie bei Überhitzung unkontrolliert schießt, bis sie entweder abgekühlt ist oder keine Munition mehr vorhanden ist
-Modifikationen:
-Standard: - 10 Patronen pro Sekunde abgefeuert
-Laufrotation: - Verdoppelung der Feuerkraft durch Rotation des Laufes
-Laufkühlung: - diese aufsteckbare Komponente kühlt den Lauf, damit man länger feuern kann, bis die Überhitzung erreicht ist

Polaris-Klinge- elektrothermische Plasmawaffe
-Modifikationen:
-Reichweite:
- Langer Strahl, mittlerer Strahl, Kurz-Tazar, Kontak-Tazar
-Energie und Genauigkeit:
- niedrige Energie – maximale Genauigkeit
- mittlere Energie – hohe Genauigkeit
- hohe Energie – mittlere Genauigkeit
- maximale Energie – niedrige Genauigkeit
-Blitz:
- Strahl, Kette, Kugel

Multi-Raketenwerfer (MRW):
Vielzweckwaffe
-Modifikationen:
-Abschuss:
- Bei Abfeuern –> Abfeuern bei Betätigung des Abzugs
- Bei Zielerfassung –> Abfeuern, wenn Ziel in Reichweite
-Flugbahn:
- Gelenkt –> nach Abfeuern lenkt man das Geschoss indem man den Lauf in die gewünschte Richtung bewegt
- Zielsuchend –> nach Abfeuern verfolgt dass Geschoss sein Ziel bis es getroffen wird
- Spiralbahn –> 2 Geschosse bewegen sich auf Spiralbahn (doppelte Feuerkraft)
-Detonation:
- Beim Aufschlag –> Explosion bei Aufschlag auf Ziel oder Oberfläche
- Bei Annäherung –> Explosion in der Nähe des Ziels
- Verzögert –> keine Explosion bei Aufschlag, sondern erst später
- Bei Berührung –> Sprengladung vergräbt sich, damit nur noch ein Laserstrahl sichtbar ist -> Explosion bei Berührung des Laserstrahls
-Sprengladung:
- Sprengstoff –> Explosion bei Zündung
- Cluster –> verschleudern von Cluster-Bomben nach Zündung

MRW-Packs - man erhält eine Granate, wenn man die Spitze abschraubt
-Modifikationen:
-Auslöser:
- Bei Berührung – siehe MRW
- Verzögert – siehe MRW
- Beim Aufschlag – siehe MRW
-Sprengladung:
- Sprengstoff – siehe MRW
- Cluster – siehe MRW

Chem-Gewehr:
- drei wirkungsvolle Chemikalien in separaten Tanks: eine Säure, eine Base und ein Neutralisieragens
- unterschiedliche Reaktionen abhängig vom Mischungsverhältnis
- organische Stoffe durch Säure aufgelöst
- Feinde aus Silikon durch Base aufgelöst
- man erhält Sprengstoff durch Mischen der Säure mit der Base
- Stabilisierung des Säure-Base-Gemisches durch Neutralisieragens
- Reichweite veränderbar durch Druckeinstellung

Wie man sieht, gibt es verschiedenste Einstellungsmöglichkeiten bei den Waffen in Gunman, so dass in jeder noch so kniffligen Situation eine passende Wumme zur Hand sein sollte.

Meine Meinung
Als ich Gunman zum ersten mal gestartet habe und ich im Anfangsmenü nicht den Punkt 'Gefahrenkurs' lesen konnte, war ich ein bisschen enttäuscht. Diese Enttäuschung wurde aber sofort wett gemacht, als ich gemerkt habe, dass der Gefahrenkurs in das Spiel integriert wurde. Denn man muss, bevor man seine Mission antreten kann, den besagten Kurs bewältigen. Das Waffenarsenal ist sehr groß und beeindruckend, da jede Waffe eine Menge Modos besitzt. Zwar sind die Modi ziemlich kompliziert einzustellen (das macht sich besonders im hitzigen Gefecht bemerkbar), aber trotzdem ist die Idee gut gelungen und macht das Spiel zu etwas besonderem. Für diejenigen die schon Half-Life gespielt haben, ist der Einstieg sehr leicht, denn die Steuerung des Helden ist gleich geblieben. Aber auch für Anfänger ist der Einstieg einfach, da man die Tasten im oben genannten Gefahrenkurs leicht verständlich vermittelt bekommt. Sollte man dennoch mit den Tasten nicht gleich zurechtkommen, dann empfehle ich den Gefahrenkurs so oft zu spielen, bis man in der Steuerung sicher geworden ist. Mir gefiel an dem Spiel die Verwendung von Licht und Schatten sowie Farben und Kontrasten. Diese Effekte machen das Spiel sehr realistisch und lebendig. Was ich bemängeln muss ist, dass die Figuren noch zu eckig sind und besonders die Hände sind schlecht gelungen. Aber da das das einzige ist, was mir nicht gefällt, kann man darüber hinwegsehen.
Abschließend muss gesagt werden, dass ich Gunman ohne Zweifel als "Action-Highlight des Jahres 2000" bezeichnen kann. Es hat mir richtig Spaß gemacht, Gunman zu spielen.


Jörg Frohberg - 09.01.2002