Vor einem reichlichen Jahr erschien das Online-Rollenspiel „Runes of Magic“. Seitdem haben sich weltweit mehr als drei Millionen Spieler angemeldet. Um sie langfristig zu binden, wird die virtuelle Welt fortwährend ausgebaut und verbessert. Gerade erschien die dritte Erweiterung – elegant Kapitel genannt.
Wie in Rollenspielen üblich, spielt man eine Figur von 0 auf 100: Das Besiegen von Monstern und das Erfüllen von Aufgaben wird mit Rüstung und Waffen und Gold belohnt. Vor allem bringt es die so wichtigen Erfahrungspunkte, die für einen Anstieg des Levels sorgen. Die Spielwelt Taborea ist in Abschnitte unterteilt, die für eine bestimmte Levelspanne zugeschnitten sind. So lernt man nach und nach alle Gebiete kennen. Kapitel drei bereichert die Spielwelt um einen neuen Kontinent und hebt die erreichbare Levelstufe auf 60 an. Wichtiger als die Wahl zwischen Mensch und Elf ist die Entscheidung für die Spielweise: Ob man als Krieger Rüstung trägt und ein Schwert, als Magier eher Fernzauber auslöst oder als Priester sich und andere heilt, beeinflusst die Art, wie im Kampf vorgegangen wird und welche Rolle man in einer Gruppe spielt. Die Besonderheit von „Runes of Magic“ ist, dass man sich nicht auf eine dieser Klassen festlegt, sondern eine Haupt- und eine Nebenklasse wählt, etwa einen Magierpriester.
Der Reiz von Onlinespielen ist vor allem das Miteinander, ob man zu zweit durch die Welt levelt, zu sechst finsterne Höhlenlabyrinthe stürmt oder gar im Verbund von 36 Spielern die stärksten Drachen meistert. Typischerweise schließt man sich einer Gilde an, die meist einige Dutzend Mitglieder umfasst und für die „Runes of Magic“ einiges an Unterhaltung auffährt. So können sich Gilden Häuser einrichten, zu Burgen aufrüsten und gegen andere Gilden in Belagerungsschlachten verteidigen. Eine Neuerung mag manch Außenstehenden Stirnrunzeln verursachen, entstand aber aufgrund zahlreicher Nachfragen: Zwei Spieler können sich miteinander „verheiraten“ und profitieren als Paar von Extras wie Reittieren, auf denen beide Platz finden.
„Runes of Magic“ ist das Ergebnis der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem taiwanesischen Entwickler Runewaker und dem deutscher Verleger Frogster. Er nahm großen Einfluss darauf, das ursprünglich für den asiatischen Raum angedachte Abenteuer für hiesige Gefilden schmackhaft zu machen. Mit einer Fantasywelt, die stark an Mittelerde erinnert. Mit europäisch und doch fremd wirkenden Städten und Dörfern. Mit klangvollen Orte wie Heulende Berge, Silberquell und Donnerhufhügel . In Berlin unterhält Frogster 120 Mitarbeiter, in San Francisco und Korea noch einmal 80. Sie sind Schnittstelle zwischen Spieler und Programmierer, kümmern sich um die Übersetzung und den Support.
Das Onlinespiel ist „Free to Play“, eine Vertriebsform, die aus Asien kommt und sich hierzulande immer mehr verbreitet. Das Spiel ist gratis; es gibt auch im Gegensatz etwa zu „World of Warcraft“ keine monatlichen Gebühren. Einzige Voraussetzung ist Breitband-Internet. Verdient wird an dem Verkauf virtueller Gegenstände. Für harte Euro gibt es etwa hübsche Reittiere und Kostüme, Tränke, um schneller Erfahrungspunkte zu sammeln oder Möbel für das Pixelheim. Frogster beteuert, dass sich alle Güter auch erspielen lassen – das dauert eben entsprechend länger. Nur ungefähr zehn Prozent aller Spieler investieren echtes Geld, um diese Zeit zu sparen, so ein Erfahrungswert. Doch das genügt offenbar, um das Geschäftsmodell funktionieren zu lassen. Obwohl es sich um ein kostenloses Spiel handelt, wird
„Runes of Magic – Chapter 3: The Elder Kingdoms“ auch im Fachhandel angeboten. Die zehn Euro teure Packung erspart den Download der bisherigen drei Kapitel und enthält ein gedrucktes Handbuch, ein Poster, eine Handvoll virtueller Güter und ein Haustier. Noch im Laufe des Jahres soll ein viertes Kapitel erscheinen.