Na, wieder mal kein passendes Ziel für den nächsten Jahresurlaub gefunden? Wie wäre es mit einem Besuch im schaurig schönen Silent Hill? Was die Stadt zu bieten hat? Verträumte Seen, okkulte Orte und die Freizeitgestaltung ist auch nicht von schlechten Eltern. Ihr jagt mit Schrotflinte Säure spuckende Monster und alles, was es euch kostet, ist euer Verstand.

Und den hat der Trucker Travis im wahrsten Sinne des Wortes verloren. Nachdem er auf dem Weg ist, eine Lieferung abzugeben, fährt er durch das bis dato unbekannte Silent Hill. Ein kurzer Augenblick, und vor ihm auf der Straße steht ein Mädchen. Travis reißt das Steuer herum und macht kurz vor dem Mädchen halt, welches dann aber das Weite sucht. Noch bevor unser Protagonist zurück in seinen Truck steigen kann, erblickt er ein Haus, das brennt. Also nix wie hin.
Drinnen angekommen, findet er den leblosen und verbrannten Körper eines Kindes und trägt es heraus in die Sicherheit. Nach einer kurzen Ohnmacht erwacht er wie so mancher Held wider Willen aus dem Silent-Hill-Universum in dem vernebelten Städtchen auf einer Parkbank.

Insgesamt acht Jahre ist das Debüt der Gruselmär aus dem Hause Konami jetzt schon her. Wilde Kamerafahrten und eine Geschichte um einen bösen Hexenkult zeichnen seit jeher das Spiel aus. Origins beschreibt dabei die Ursprünge des Titels und dient als Vorgeschichte. Zunächst dürfte euch an der PSP-Fassung auffallen, dass sich ein anderer Entwickler des Titels angenommen hat. Climax, die in ihrer Laufbahn bereits Videospielperlen wie die Shining-Force-Reihe erschaffen haben, wurden kurzerhand gebeten, den neuesten Serienableger herzustellen. Das Resultat des ganzen hat zwei Seiten.

Gelungen ist das Spiel allemal. Gegenüber dem vierten Teil mit dem kurzen aber vielsagenden Untertitel "The Room" hat man wieder zurück zu den Wurzeln gefunden und führt einen nichtsahnenden Menschen zur Wurzel allen Übels, nach Silent Hill. Die Geschichte ist dabei wieder so wirr wie eh und je, und der neue Protagonist Travis O'Grady zeichnet sich durch viele Charakterstärken aus. Zwar bietet Silent Hill Origins nicht die Tiefe der Charaktere aus Silent Hill 2, das wäre aber auch ein starkes Stück. Vielmehr steht der Teil diesbezüglich zwischen Teil drei und vier, was nicht als negativ aufzufassen ist.
Besonders hervorheben sollte man die Atmosphäre, die dank Grieselfilter, "dreckiger" Umgebung und der Soundkulisse aus den Händen Akira Yamaokas wieder zurück zu alter Stärke gefunden hat.

Aber wie bereits erwähnt, gibt es auch eine Kehrseite der Medaille, was viele als störend, so mancher aber auch als erfrischend empfinden könnte. Das ganze Spiel ist jetzt mehr Action denn Adventure. Climax hat sich bei den Raufereien auf den Nahkampf spezialisiert und setzt auf den Gebrauch von mehr oder weniger herkömmlichen Alltagsgegenständen als Waffe. So füllt sich eure unendlich tief scheinende Jackentasche mit Schreibmaschinen, kleinen Fernsehern und dem obligatorisch für die Serie gewordenen Stahlrohr. Diese Objekte sind nun aber nicht mehr dauerhaft in eurem Inventar, sie zerbrechen je nach Beschaffenheit und Art des Gebrauchs.

Kämpfe laufen viel hektischer ab als bisher. Die Gegnerriege ist zwar nach wie vor skurril und bietet auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie der Zombie-Krankenschwester, insgesamt haben die Kontrahenten aus der Otherworld aber weniger an Intelligenz zugelegt als an Geschwindigkeit. Wenn erst einmal drei Säurespucker hinter euch her sind, ist nicht mehr viel zu machen, und die neuen Quicktime-Events sind unausweichlich.
Diese sind leider etwas zu schwierig ausgefallen - die Reaktionszeit, die ihr an den Tag legen müsst, erfordert etwas Übung. An den Rätseln hat man dafür etwas gespart. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den Wechseln zwischen Otherworld und der normalen Welt, die ihr in Echtzeit an einem Spiegel selbst bestimmen könnt. Manche Wege sind nur in der anderen Welt frei, und den ein oder anderen wichtigen Gegenstand findet ihr auch nur nach einem Wechsel. Insgesamt fordert das Spiel aber weniger Hirnschmalz. Ein kleines Manko geht aus der Tatsache hervor, dass das der rechte Analogstick gänzlich ungenutzt bleibt. Umsehen ist also nicht. Dafür könnt ihr per Knopfdruck die Kamera hinter eurem Alter Ego Travis postieren. Tatsächlich fällt das aber weniger ins Gewicht.

Grafisch kann man das Spiel getrost beim zweiten Teil ansetzen. Die Bewegungen der Charaktere wirken sehr ausgereift und haben sogar einen Tick zugelegt. Die Umgebung in Echtzeit hat allerdings etwas nachgelassen. Oft kommt es zu Grafikfehlern, Geschwindigkeitseinbrüche gibt es aber keine. Der Grieselfilter setzt bei den Kämpfen sogar noch einen oben drauf, dafür fehlt das Radio, das vor Gegnern warnt. Das Design der skurrilen Monsterschar ist mal wieder besonders krank ausgefallen. Die beklemmende Atmosphäre wurde wieder gekonnt eingefangen, was nicht zuletzt auf den Soundtrack Akira Yamaokas zurückzuführen ist. Ladezeiten gibt es nur zu Anfang und beim Speichern, alles andere ist kaum erwähnenswert.

Nach dem vierten Teil dachte ich ehrlich gesagt nicht, dass man die Serie noch retten kann. Als dann auch noch ein fremder Entwickler angekündigt wurde, war es komplett um meinen letzten Funken Optimismus geschehen. Umso erstaunter bin ich, dass das Spiel eigentlich alles richtig macht und sich nur an wenigen Stellen eine Blöße gibt. Zwar dürft ihr keinen Nachfolger auf dem Niveau des zweiten, unter Fans als bester Teil gehandelten Abenteuers erwarten, die Vorgeschichte fesselt aber auch von der ersten Minute an. Lediglich die Kämpfe sind mir zu hektisch ausgefallen, und die Rätsel hätten einen Tick fordernder sein können.