Fantasy Wars (PC)
Wenn Menschen gegen Orks kämpfen, ist ja bekanntlich stets etwas los. Und wenn dann auch noch Elfen eingreifen, gibt das ein besonders großes Hallo. Es fliegen, mit Verlaub, die Fetzen. Verständlich erscheint es da, dass dies Thema von den Herstellern immer wieder gerne aufgegriffen wird, wenn es gilt, ordentliche Verkaufszahlen zu erzielen. Auch die beschauliche Welt der Rundentaktik ist nun in "Fantasy Wars" von den genannten Volksgruppen heimgesucht worden. Ob dabei ein mitreißender Sturm oder eher ein flatterndes Lüftchen herausgekommen ist, verrät euch der folgende Test.
Der ewige Held
Die Geschichte von Fantasy Wars heimst schon den ersten Preis ein - den für besonders große Ideenarmut. Was einem hier geboten wird, grenzt schon fast an Körperverletzung. Wie sonst soll man es nennen, wenn man zum ungefähr siebenhundertausenddreihundertneunundachtzigsten Mal die ewig gleiche belanglose Geschichte um Königreiche, strahlende Helden, finstere Dämonen und rätselhafte Elfen durchmachen muss und das Gehirn sich ob solcher geistigen Ungepflegtheiten windet und knotet? In jeder Sekunde schüttelt man sich vor langer Weile und wünscht sich einen Groschenroman zur Hand, um das Niveau wenigstens etwas anzuheben. Wie gut ist es da, dass sich die Hintergrundgeschichte während der Missionen nicht gerade in den Vordergrund drängt, man sie also in die hinterste Ecke seiner Gedankenwelt verbannen kann.
Schlag auf Schlag
Konzentriert man sich also auf das Kerngeschäft, die rundenbasierten Kämpfe, so kommt man in den Genuss einer durchaus soliden Spielerfahrung. Auf jeder Karte gilt es, bestimmte Punkte innerhalb einer gewissen Anzahl von Runden einzunehmen. Diese Punkte sind grundsätzlich mehr oder minder schwer befestigte Ortschaften. Die Auseinandersetzungen laufen so ab, wie man es von Spielen dieser Art von alters her gewohnt ist: Auf einem bei Bedarf eingeblendeten Hexfeld-Muster bewegt man die Einheiten Zug um Zug. Manche von diesen eignen sich besonders gut für den Nahkampf, während andere aus der Ferne angreifen. Es gibt Flugeinheiten, die einen besonders großen Bewegungsradius haben, und Helden, die über gewisse Spezialfähigkeiten verfügen. Die Kunst besteht darin, möglichst zügig einen Gegner nach dem anderen auszuschalten, dabei jedoch stets die jeweiligen Fähigkeiten der Einheiten optimal zu gebrauchen. So muss etwa beachtet werden, dass sich die eigenen Mannen nicht zu weit vorwagen, um nicht selbst Opfer von Umzingelungstaktiken zu werden. Bei schwer zu schlagenden Truppenteilen des Feindes kommt es auf ein effektives Zusammenspiel der unterschiedlichen Einheiten an. Das Prinzip selbst ist eigentlich unverwüstlich und lässt schon einen Knobeleffekt eintreten, durch den ein gewisses Maß an Vergnügen aufkommt:. Nur leider sucht man in Fantasy Wars Innovationen vergeblich, alles ist irgendwo schon einmal dagewesen. Das führt dazu, dass man geneigt ist, den insgesamt besseren Vertretern des Genres des Vorzug zu geben, da das Spiel selbst zu wenig Besonderheiten aufweist, die ermöglichten, es von anderen Titeln positiv abzugrenzen.
Wiesen, Wälder, Weltenretter
Die Präsentation hinterlässt einen ordentlichen Eindruck, ohne jedoch zu glänzen. Schon in den Menüs wird dies deutlich. Handwerklich solide Bilder und Symbole werden auf den Bildschirm gezaubert, doch sind diese in inhaltlicher Hinsicht austauschbar und somit tendenziell langweilig. Die Orientierung fällt durch umständliche Anordnung der Schaltflächen schwerer als nötig, und auch die Erklärungen zu den Fähigkeiten von Einheiten oder den Missionszielen sind aufgrund ihrer sprachlichen Gestaltung oft nicht besonders verständlich. Vor jeder Mission darf man auf einer lieblos aussehenden Karte die nächste Mission auswählen. Diese zeigt sich dann in einem durchaus ansprechenden 3D-Gewand. Zwar wird hier kein modernstes Effektfeuerwerk abgebrannt, aber Schönheit und Zweckmäßigkeit halten sich mit einem leichten Übergewicht der erstgenannten in etwa die Waage. Ein wenig enttäuschender ist da schon die akustische Kulisse. In den hölzern gestalteten Zwischensequenzen geben sich ebenso hölzerne Sprecher die Stichworte. Zwar klingt die Sprachausgabe professionell, soweit man dies als Laie beurteilen kann. Allerdings tötet diese absolute Deutlichkeit und Akzentuierung der Sprache ein wenig die Atmosphäre. Ein Beispiel, wie es anders geht, ist die Gothic-Reihe, wo die Figuren insgesamt realistischer herüberkommen.
Fazit
Fantasy Wars ist sicher kein schlechtes Spiel. Nur leider versinkt es so sehr im Mittelmaß, dass es keine großen Anreize bietet, gerade dies zu spielen, wo es Alternativen gibt, die insgesamt eine deutlich höhere Qualität aufweisen. Selbst das uralte Panzer General IIID versprüht mehr eigentümlichen Charme. Wer nun unbedingt ein Taktikspiel spielen will, das im Fantastischen angesiedelt ist, ist mit einem Heroes-of-Might-and-Magic-Teil seiner Wahl sicher besser beraten. Nur die Experten, die die genannten Titel schon in- und auswendig kennen und, von einer pathologischen Sammelwut getrieben, einfach alles spielen müssen, sollten sich Fantasy Wars zulegen.
Gesamtübersicht: Fantasy Wars (PC)
Unsere Bewertung:
Langzeitmotivation:
Langzeitmotivation:
70%
Sound:70%
Grafik:75%
Singleplayer:73%
Multiplayer:74%