Defcon (PC)
Bereits im Jahr 2005 machte Introversion mit ihrem unorthodoxen Spiel "Darwinia" von sich Reden - nun legt das Team mit "Defcon" nach. Einziger und damit zentraler Bestandteil des Spiels: ein weltweiter Atomkrieg. Und genau den gilt es natürlich durch taktisches Geschick zu gewinnen. Hierzulande erscheint "Defcon" am 01. Februar 2008 - wir konnten bereits vorab die fertige Version des Spiels erobern und haben Lennart Griese ins Feld geschickt.
Mit dem Begriff "Defcon" bin ich zum ersten Mal in Kontakt gekommen, als ich den Film "Wargames" sah. Darin löst ein junger Computertüftler um ein Haar einen Atomkrieg aus, indem er versehentlich amerikanische Regierungsrechner glauben macht, "der Russe" werfe seine Nuklearbomben mal eben über den USA ab. Obwohl der Irrtum von den Behörden entdeckt wird, steuern die maßgeblichen Computer weiter zielsicher auf Defcon 1 zu. "Defcon" bezeichnet die jeweilige Alarmstufe. Während bei Defcon 5 die Grenzsoldaten noch heiter bei einem gepflegten Glas Pflaumensaft zusammensitzen und dem Feind zuprosten, bedeutet Defcon 1, dass es mal wieder einer dieser Tage ist, an denen man besser gar nicht erst aufgestanden wäre. Im Film geht es darum, diesem Zustand tunlichst aus dem Wege zu gehen. Im PC-Spiel "Defcon" jedoch ist das Ziel ein umgekehrtes: Ihr sollt nicht nur einen Atomkrieg auslösen, sondern dabei auch noch so viele Menschen wie möglich über die Klippe springen lassen!
Die Klasse der Masse
Es handelt sich bei Defcon also um ein Strategiespiel, bei dem ein Nuklearkrieg gewonnen werden will. Da ein solcher naturgemäß nicht nur zwischen Kleinkleckersdorf und Hintertupfingen ausgetragen wird, sondern eine globale Angelegenheit darstellt, wird euch das Geschehen auf einer stilisierten Weltkarte präsentiert. Auf dieser platziert ihr zunächst die Raketensilos, welche auch als Flugabwehrgeschütze fungieren können, Satellitenanlagen, Flugplätze und Seestreitmächte. Die jeweilige Anzahl dieser Elemente ist strikt vorgegeben, und auch im weiteren Spielverlauf müsst ihr ohne Nachschub mit dem auskommen, was ihr habt. Sobald die Verteilung erledigt ist, kann es losgehen. Ein ablaufender Countdown sorgt alle paar Minuten dafür, dass sich die Defcon-Stufe stetig erhöht. Interessant ist dies deshalb, weil viele Aktionen erst ab einem bestimmten Zustand der Alarmbereitschaft verfügbar sind. So eine Atomrakete feuert man eben nicht an einem lauen Frühlingsmorgen ab, sondern vielleicht doch besser erst dann, wenn die ganze Sache schon so richtig am Dampfen ist. Ziel des Spiels ist es, am Ende mehr Punkte als der Gegner eingeheimst zu haben. Dies gelingt, indem man die Bevölkerung des Feindes pulverisiert, Anlagen zerstört und sich selbst möglichst schadlos hält.
Umsatzsteuer auf Dauerfeuer?
Das typische Defcon-Spiel läuft folgendermaßen ab: Zu Beginn wird versucht, mit den Seeverbänden die Vormacht auf den Meeren zu erlangen, indem man jene erst einmal geschickt verteilt. Dabei stehen einem je zwölf Exemplare von Flugzeugträgern, Schlachtschiffen und U-Booten zur freien Verfügung, aus denen man Flotten zu je sechs Schiffen zusammenstellen kann. Sobald Defcon 3 erreicht ist, kann man die Schiffe nicht nur einteilen, sondern auch mit ihnen austeilen. Schlachtschiffe gehen dabei mit normalen Geschützen zu Werke, während die Flugzeugträger Jagdflugzeuge und Bomber auf den Feind loslassen. Zudem können letztgenannte gegnerische U-Boote aufspüren, wenn diese sich zu nah herangewagt haben.
Den Gefechten auf dem Meer kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Zwar kann man auch vom eigenen Territorium aus Atomraketen, Jagdflieger und Bomber starten lassen. Doch sobald man die feindlichen Flotten versenkt hat, ergeben sich daraus gewaltige Vorteile. So kann man dann in aller Seelenruhe von seinen U-Booten aus Nuklearraketen auf das Feindesland abfeuern, während die U-Boote, die in diesem Moment für jeden sichtbar sind, von den restlichen Streitkräften vor Jägern und Bombern geschützt werden können. Zudem kann man auch von den Flugzeugträgern aus mit Atombomben bestückte Bomber starten lassen. Doch um dies ungestört tun zu können, wollen nun einmal erst ein paar Seeschlachten gewonnen werden. Das ist einfacher als gesagt, denn man muss hier eine gewisse Unübersichtlichkeit konstatieren. Dazu trägt nicht allein die Tatsache bei, dass man gesonderte Befehle jedem Schiff einzeln über ein relativ umständlich dargestelltes Menü erteilen muss. Denn sobald sich zwei Flotten im Infight befinden, hat man große Mühe, überhaupt noch irgendetwas zu erkennen. Sobald dann auch noch Flugzeuge in der Luft kreisen und Geschosse samt Flugbahn einzeln gezeigt werden, entsteht ein einigermaßenes Gewirr. Zwar kann man die Kamera näher an das Geschehen heranführen, doch leidet darunter der Gesamtüberblick. Dies führt nun nicht unbedingt zu einem unmöglich hohen Schwierigkeitsgrad, aber mit einer komfortableren Bedienung und einer übersichtlicheren Darstellung hätte man diesen negativen Aspekt abstellen können, um dem Spieler eine stärkere Konzentration auf die Taktik zu ermöglichen.
Allerdings ist einzuräumen, dass die Entwickler möglicherweise ein gewisses Maß an Unübersichtlichkeit beabsichtigt haben, um auch den Stress des Kommandanten als Simulationsfaktor in das Spiel einzubauen. Defcon ist also ein taktisch relativ anspruchsvolles Spiel, doch auch das strategische Denken wird gefordert. Wer nämlich sofort seine Silos leer schießt, ohne daran gedacht zu haben, dass die Raketen vom Gegner vom Himmel geholt werden könne, da man noch nichts gegen dessen Flugabwehr unternommen hat, und dass während des Abschusses die eigenen Silos keine feindlichen Flugobjekte angreifen können, sieht nicht eine Sonne, sondern tausend. Auf der anderen Seite sind die im Spiel enthaltenen Mittel zur Kriegsführung begrenzt und stellen keine echte Simulation dar. Man ist eher an ein Brettspiel erinnert, das durch sein einfaches, aber dennoch ausgeklügeltes Regelwerk herausfordernd ist. Schade ist, dass der Computergegner immer dieselbe Masche abzieht, nach einigen Partien stellt er kaum noch eine Hürde dar.
Den Gefechten auf dem Meer kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Zwar kann man auch vom eigenen Territorium aus Atomraketen, Jagdflieger und Bomber starten lassen. Doch sobald man die feindlichen Flotten versenkt hat, ergeben sich daraus gewaltige Vorteile. So kann man dann in aller Seelenruhe von seinen U-Booten aus Nuklearraketen auf das Feindesland abfeuern, während die U-Boote, die in diesem Moment für jeden sichtbar sind, von den restlichen Streitkräften vor Jägern und Bombern geschützt werden können. Zudem kann man auch von den Flugzeugträgern aus mit Atombomben bestückte Bomber starten lassen. Doch um dies ungestört tun zu können, wollen nun einmal erst ein paar Seeschlachten gewonnen werden. Das ist einfacher als gesagt, denn man muss hier eine gewisse Unübersichtlichkeit konstatieren. Dazu trägt nicht allein die Tatsache bei, dass man gesonderte Befehle jedem Schiff einzeln über ein relativ umständlich dargestelltes Menü erteilen muss. Denn sobald sich zwei Flotten im Infight befinden, hat man große Mühe, überhaupt noch irgendetwas zu erkennen. Sobald dann auch noch Flugzeuge in der Luft kreisen und Geschosse samt Flugbahn einzeln gezeigt werden, entsteht ein einigermaßenes Gewirr. Zwar kann man die Kamera näher an das Geschehen heranführen, doch leidet darunter der Gesamtüberblick. Dies führt nun nicht unbedingt zu einem unmöglich hohen Schwierigkeitsgrad, aber mit einer komfortableren Bedienung und einer übersichtlicheren Darstellung hätte man diesen negativen Aspekt abstellen können, um dem Spieler eine stärkere Konzentration auf die Taktik zu ermöglichen.
Allerdings ist einzuräumen, dass die Entwickler möglicherweise ein gewisses Maß an Unübersichtlichkeit beabsichtigt haben, um auch den Stress des Kommandanten als Simulationsfaktor in das Spiel einzubauen. Defcon ist also ein taktisch relativ anspruchsvolles Spiel, doch auch das strategische Denken wird gefordert. Wer nämlich sofort seine Silos leer schießt, ohne daran gedacht zu haben, dass die Raketen vom Gegner vom Himmel geholt werden könne, da man noch nichts gegen dessen Flugabwehr unternommen hat, und dass während des Abschusses die eigenen Silos keine feindlichen Flugobjekte angreifen können, sieht nicht eine Sonne, sondern tausend. Auf der anderen Seite sind die im Spiel enthaltenen Mittel zur Kriegsführung begrenzt und stellen keine echte Simulation dar. Man ist eher an ein Brettspiel erinnert, das durch sein einfaches, aber dennoch ausgeklügeltes Regelwerk herausfordernd ist. Schade ist, dass der Computergegner immer dieselbe Masche abzieht, nach einigen Partien stellt er kaum noch eine Hürde dar.
Bombige Atmosphäre
Die Präsentation des Spiels ist gelinde gesagt eine sehr dezente. Einheiten und Gebäude werden nur als Symbole auf der Weltkarte dargestellt. Dass alles in 2D stattfindet, versteht sich. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Möglichkeit, die Farben im Spiel und in den Menüs zu verändern. Die Simplizität des Ganzen ist einerseits schon etwas eintönig. Andererseits sorgt die allgemeine Gestaltung dafür, dass man sich in die Achtzigerjahre zurückversetzt fühlt, eine Zeit, in der der Ost-West-Konflikt noch einmal so richtig hochkochte und das Thema Atomkrieg die Gesellschaft beherrschte. So wird auch in Defcon in Verbindung mit der musikalischen Untermalung eine Endzeitstimmung transportiert. Die Präsentation ist somit kein Schlag ins Wasser, doch mit Grafikfeuerwerken hat das hier Gebotene wirklich nichts zu tun.
Der Kampf aller gegen alle
Defcon kann man entweder alleine gegen bis zu fünf von der künstlichen Intelligenz des Computers gesteuerte Gegner spielen, oder man tut dies über das Internet oder lokale Netzwerk gegen echte Menschen (ebenfalls mit bis zu fünf Mitspielern. Das Erstellen und Beitreten von Spielräumen geht über die im Spiel integrierte Plattform einfach und reibungslos von der Hand. Sind nicht so viele Spieler da, wie man es gerne hätte, kann man problemlos ein paar KI-Spieler hinzufügen. Da sich Menschen ja nicht alle gleich verhalten, entwickeln sich die Gefechte im Mehrspielermodus oft zu interessanten Angelegenheiten. Denn es muss nicht nur planerische Übersicht bewiesen werden, auch die Geschicklichkeit bei der Bedienung der Streitkräfte ist ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum Sieg. Insgesamt entwickeln sich in Defcon spaßige Mehrspielergefechte, die besonders bei guten Gegnern das Köpfchen richtig fordern.
Fazit
Auch wenn der eine oder andere es nicht so schön finden mag, wenn ein Spiel einen Atomkrieg zum Thema hat, so ist dem Spiel als Spiel eine gehobene Qualität zu bescheinigen. Einschränkungen sind dabei jedoch vorzunehmen: Wer Wert auf modernste Effekte und sonstige Spektakel legt, sollte Defcon im Regal liegen lassen. Auch sollte man einen ausgeprägten Faible für Strategiespiele mitbringen, um sich in das Spiel einzuarbeiten und nach und nach immer neue strategische Aspekte zu entdecken. Doch selbst diese Menschen sollten sich einen Kauf gut überlegen, da es immer beim gleichen Spielprinzip bleibt. Hier wären etwa besondere Szenarien ein Segen für die Langzeitmotivation gewesen. Alles in allem gilt: Experten können sich heranwagen, alle anderen werden dagegen eher wenig mit Defcon anfangen können.
Gesamtübersicht: Defcon (PC)
Unsere Bewertung:
Langzeitmotivation:
Langzeitmotivation:
64%
Sound:66%
Grafik:67%
Singleplayer:67%
Multiplayer:73%
Informationen zum Spiel:
Hersteller:
Hersteller:
Rough Trade Software
Publisher:
1 - 6 Spieler
Multiplayermodi:
ca. 20 Euro
Preis:
Deutsch
Sprache:
Strategie
Genre: