Dass dieser Test so spät erscheint, liegt nicht daran, dass ich mir erst einen Heiner-Brand-Gedenk-Bart wachsen lassen wollte. Ein Jahr nach dem Wintermärchen im eigenen Land, als die deutsche Handball-Nationalmannschaft vielleicht etwas überraschend den Weltmeistertitel gewann, ist die Beliebtheit des deutschen Nationaltrainers ungebrochen, und so war es nur logisch, dass er, der Mann mit dem markantstrubbeligen Bart, auch in diesem Jahr wieder das Cover des aktuellen Handball Managers schmücken würde.

Genau so sehr, wie wir als Zuschauer mit der Nationalmannschaft im Finale der WM gezittert haben, zittert der Spieler bei der Installation. Kommt sie bald ins Finale? Nein, sie lässt sich Zeit. Schlappe 35 Minuten nach Start der Installation können wir uns in unseren neuen Job stürzen - wenn das mal keine guten Voraussetzungen sind. Ein Tipp noch vor dem Spiel - aktuell ist die Version 1.2.1, die wir für diesen Test als Grundlage nahmen.

Fans der Managerspiele wissen nun, was kommt - die Eingabe der persönlichen Daten. Ist die erste Hürde überwunden, legen wir los. Der Handball Manager 2008 ist keine Neuentwicklung sondern will da ansetzen, wo der Vorgänger (ebenfalls mit Heiner Brand auf Seite eins) aufgehört hat. Erfahrene Handballmanager, die den Vorgänger in- und auswendig kennen, werden sich also schnell heimisch fühlen - vieles wurde einfach nur übernommen und in den 2008er-Teil der Serie integriert. So sind ganze Textteile (zum Beispiel aus der Zeitung) schon aus dem Vorgänger bekannt. Warum das Rad neu erfinden, oder?

Managerüblich dürft ihr euch in eurer Laufbahn als Trainer und Manager um die wichtigsten Aufgaben selber kümmern. Im taktischen Bereich kümmert ihr euch um die Aufstellung, die Abwehr- und Angriffstaktik und verteilt Aufgaben während des Spiels. Auch die zweite Mannschaft und der Nachwuchs wollen versorgt sein. Als Trainer stellt ihr eine Jahres- und eine Wochenplanung auf. Spielzüge können trainiert und Einzeltraining angeordnet werden. Wer eine gut funktionierende Mannschaft haben möchte, der sollte etwas für die Motivation der Spieler tun oder sie mal ins Trainingslager schicken.

Im Managerbereich kümmert ihr euch um die Transfers (ihr könnt Spieler kaufen, verkaufen, leihen oder ablösefrei erwerben). Um verschiedene Aufgaben abzugeben, dürft ihr einen Co-Trainer und weiteres Personal engagieren. Merchandising, Kaderplanung, Spielerverträge und einige weitere Aufgaben spannen euch im Verein ein. Verschiedene Übersichten, wie etwa die Fananzahl, das Fanverhalten, das Ansehen bei Fans und Vorstand, aber auch die Einstellung der Vereinsführung, das finanzielle Umfeld oder das Medieninteresse solltet ihr nicht aus dem Blick lassen. Wichtig ist natürlich auch ein finanziell glückliches Händchen, will doch ein Verein gewinnbringend, zumindest aber null auf null am Saisonende die Lizenz erwerben.

Verhandlungen mit Sponsoren sichern euch ein stetes Einkommen. Neben dem Haupt- und zwei Nebensponsoren gibt es auch einen Sponsorenpool. Die Öffentlichkeitsarbeit und das Rahmenprogramm während des Spiels sollten ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Gleiches gilt auch für das Vereinsumfeld, wie zum Beispiel die Halle, in der eure Spiele ausgetragen werden, und das Umfeld (wie Parkplätze, Ticketverkauf, etc.).

Das kennt man alles aus diversen anderen Managerspielen? Ja, aber ist es auch so gut? Es kommt darauf an, was man als Maßstab nimmt. Ist die FM-Feihe von EA Sports der Maßstab, dann kann man eindeutig sagen, dass das Spiel nicht in der gleichen Liga spielt. Wer jedoch den erst vor wenigen Wochen veröffentlichten FIBA-Basketballmanager als Maßstab ansieht, der dürfte durchaus seinen Spaß haben.

"Jetzt neu 3D Spieldarstellung" - aber mal ehrlich: Wenn man das als eines der neuen Features schon auf dem Titel anbringt, sollte es dann nicht auch hervorragend sein? "Nein", dachten sich wohl die Entwickler, denn die gezeigten Szenen haben allesamt nichts, aber auch gar nichts tempo- und actionreiches an sich. Ganz im Gegenteil zum Sport an sich, der durch schnelle Spielzüge und körperbetonten Einsatz bekannt ist. Zum Glück kann man die Szenen auch während einer Partie abschalten, sodass man sich mit dem Textkommentar oder der Livetabelle zufrieden geben kann. Dank Einstellungsmöglichkeiten für die Geschwindigkeit lässt sich so ein Spiel erfreulicherweise auf rasend schnelle Weise anschauen. Wer sich mit dem Ergebnis zufrieden gibt, ohne viel Wert auf den Textkommentar zu legen, dürfte darüber sehr erfreut sein.

Die musikalische Untermalung ist Geschmackssache. Ein Teil der Musik wurde von der britischen Band "Sand Dollars" eingespielt. Ich kenne die Band nicht, aber mir persönlich haben die teils ruhigen Lieder ganz gut gefallen. Wer sie nicht mag, darf sich von eigener Musik berieseln lassen. Die Fangesänge während des Spielstags selber sind recht eintönig. Ein richtiger Griff ins Klo aber sind die Trainerkommentare zur Halbzeit, mit der ihr euer Team motivieren oder langweilen könnt. Sie sind doch eher einschläfernd und lahm gesprochen. Kein Enthusiasmus, nichts. Wie soll dabei der Funke überspringen?

Grafisch ist der Handball Manager 2008 trist - in hellen Blautönen mit Hintergrundfotos versehen, wirken besonders die Untermenü-Punkte etwas fehl am Platze. Hier hätten sich die Grafiker ein wenig mehr Mühe machen können. Zumindest wird das Spiel nicht als reine Tabellenkalkulation präsentiert, was den Titel schon wieder ein wenig sympathischer macht. Die Menüführung ist auf den ersten Blick ein wenig unglücklich, aber nach einer gewissen Zeit hat man sich soweit zu Recht gefunden und alles soweit im Griff. Dennoch lohnt diesmal ein Blick ins Handbuch, wo viele der Funktionen schön ausführlich beschrieben werden.

Vorweg: Der Handball Manager 2008 ist keine Gurke. Aber richtig viel Freude kommt bei mir auch nicht auf. Vermutlich muss man schon Handballfan sein, damit der Funke besser überspringt. Dank der Lizenzen für die 1. und 2. Toyota-Handball-Bundesliga sowie die Frauen-Bundesliga hat der Handball Manager 2008 die wichtigsten Namen und Bilder gleich von Beginn an dabei. Zudem könnt ihr auch in verschiedenen Nationalmannschaften wie Polen, England et cetera auf die Originalnamen zurückgreifen. Handballfans dürfen zugreifen und sich wohlfühlen - Fans von Managerspielen allgemein, die besonders Wert auf Komplexität legen, werden am Ende aber doch eher beim FM 08 landen.