"Ihr Revier ist die Autobahn. Ihr Einsatz heißt volles Tempo. Ihre Gegner von heute: Extrem schnell und gefährlich. Verbrechen ohne Limit. Jeder Einsatz volles Risiko für die Männer von Cobra 11." Wer donnerstagabends um 20.15 Uhr RTL einschaltet, wird mit diesen Worten begrüßt. Schon fast traditionell und einschaltquotenträchtig startet dann Alarm für Cobra 11, und der Zuschauer geht mit Semir Gerkhan auf Verbrecherjagd. Für den einen ist es die beste Actionserie im deutschen Fernsehen, für den anderen ist sie einfach nur Schrott. Ich gebe zu, dass ich die Serie immer wieder mal ganz gerne schaue - eine einfach gestrickte Story, bei der man nicht mitdenken muss, ist in jede Menge Action verpackt. Lediglich Semirs Verschleiß an Autos ist größer als der an Partnern, denn mit Gedeon Burkhard verlässt nunmehr der nächste das Alarm für Cobra 11-Team.

Wenn ihr nun denkt, dass ihr der Richtige für den Job seid, dann könnt ihr ab sofort mit Alarm für Cobra 11 - Crash Time üben. Das zweite Spiel von Synetic, das für die Serie entwickelt wurde, will dort ansetzen, wo der vielversprechende Vorgänger aufgehört hat. Mit Alarm für Cobra 11 - Nitro gingen Synetic und RTL einen neuen Weg, nachdem das Thema in der Vergangenheit vom holländischen Autobahnraser-Macher Davilex eher schlecht als recht in Szene gesetzt wurde.

Nach Nitro ist also nun Crash Time angesagt. Zusammen mit Semir Gerkhan und Chris Ritter gehen wir auf Verbrecherjagd. Und erschrecken gleich zu Beginn, wenn wir die beiden reden hören. Statt der Originalschauspieler wurden die Rollen mit wesentlich schlechteren Synchronsprechern besetzt, und diese hören sich nun wirklich schwach an. Während des Spiels erzählen die Hauptdarsteller in Dialogen die Story, welche mit Kameraschwenks über die Landschaft untermalt werden.

Die Fälle sind allesamt in Einzelmissionen eingeteilt. Diese werden durch die oben bereits erwähnten langweiligen Dialoge verbunden. Zwischensequenzen, die die Geschichte erzählen, vermisst man - sieht man von den Kameraschwenks über die Landschaft oder Gebäude ab. Mal müsst ihr einen Flüchtigen anhalten, dann wieder jemanden beschatten. Dabei dürft ihr nicht zu nah auffahren oder zu weiten Abstand lassen. Hin und wieder rast ihr auch einfach nur in vorgegebener Zeit zum Zielpunkt - die Strecke wird euch anhand von Checkpoints, die ihr tunlichst nicht verfehlen solltet, angezeigt. Richtungsweiser helfen euch dabei, mal mehr recht, mal mehr schlecht.

Alarm für Cobra 11 - Crash Time wendet sich an Arcade-Action-Fans. Das wird sehr schnell deutlich, wenn man mit dem Wagen auf der Autobahn einen Unfall baut. Davon abgesehen, dass ein Polizist so etwas eher vermeiden sollte, fahrt ihr mit eurem Dienstwagen selbst dann noch weiter, wenn ihr einen Massenunfall verursacht habt oder einen 20-Meter-Abhang heruntergeflogen seid. Das ganze sieht dann zwar dank der World Racing 2-Engine recht spektakulär aus, realistisch ist es aber nicht. Zudem werden besonders ansehnliche Unfälle wie in der Serie in Wiederholungen gezeigt, beziehungsweise können von euch auch manuell noch mal angeschaut werden.

Eigentlich bietet Alarm für Cobra 11 doch eine perfekte Basis für ein gutes Actionspiel. Rasende Cops, flüchtende Täter - und mit der World Racing 2-Engine auch ein brauchbares Grundgerüst. Dennoch schaffen es die Entwickler auch 2007 nicht, hieraus ein atmosphärisch dichtes Spiel zu basteln. Zwar ist der Soundtrack und auch das Motorengeräusch der Boliden recht gut gelungen, aber der Verzicht auf die Originalstimmen der Protagonisten Gerkhan und Ritter ist ein sehr störendes Element für Fans der Serie. Zudem hätten ordentliche Zwischensequenzen das Game immens aufpeppen können. Sehr lange Ladezeiten und der Umstand, dass erst nach Abschluss eines Falls (nicht aber nach gelösten Missionen oder einfach so zwischendurch) abgespeichert wird, verhindern ein "Spiel zwischendurch". Drei Schwierigkeitsgrade können Cobra 11-Spieler durchspielen, wobei die Belohnung für jede Leistung unterschiedlich ausfällt. Habt ihr das Spiel im Modus "leicht" durchgespielt, dürft ihr die freigefahrenen Autos im freien Spiel fahren. Im Modus "normal" schaltet ihr den "Akte-Modus" frei, der euch das Spielen der einzelnen Fälle ermöglicht. Habt ihr den Modus "schwer" geschafft, schalten sich alle Strecken und Fahrzeuge frei. Zudem gibt es eine kleine Sonderüberraschung - welche das ist, dürft ihr selber herausfinden.

Man könnte aus der Serie als Vorlage so viel mehr machen - dennoch hat es Synetic nicht geschafft und "nur" ein Spiel im gehobenen Mittelmaß abgeliefert. Wären die langen Ladezeiten nicht, und könnte man das Spiel nichtlinear durchspielen, dann würde sich Alarm für Cobra 11 - Crash Time durchaus für das eine oder andere Spiel zwischendurch lohnen. So aber werden Fans von der Synchronisation und Experten vom Spiel an sich enttäuscht sein - einzig die Optik und die nachgebauten Autobahnen und Stadteile konnten uns ein wenig erfreuen. Vielleicht solltet ihr vorher mal die Demo testen - wenn euch die gefällt, ist das Spiel sicher auch ein netter Zeitvertreib.