Diverse Klischees sind in jedem Medium vertreten. Horrorfilme beginnen immer mit irgendwelchen Jugendlichen, die auf dem Weg zu einem Rave sind oder zum Urlaub in einem abgelegenen Winkel der Erde, wo man sie nicht schreien hört. Unterwegs treffen sie auf einen Killer, der nach und nach die Zahl der Ravenden (oder Urlauber) minimiert.

Ebenso klischeebehaftet sind die Abenteuer unseres Lieblingsklempners und Schnauzbartträger Nummer eins: Mario. So wird der coolste Rohrverleger der Nation einmal mehr zu einer Prinzessinnenentführung gerufen. Toad der arme Tropf eilt völlig außer Atem zu Marios Residenz, wo dieser gerade mit seinem Bruder Luigi bei einer Tasse Tee völlig entspannt den schönen Tag genießt. Ein Erdbeben erschüttert das Pilzkönigreich. Für Mario ist klar: Das ist das Werk des bösen König Bowser.
Kaum ist der Name von Marios Erzrivalen ausgesprochen, stehen unsere beiden Helden auch schon bei letzterem auf der Matte, um die holde Prinzessin zurückzufordern. Bowser jedoch war gerade im Begriff mit seiner Clique, bestehend aus Gumpas und den anderen üblichen Verdächtigen, sich auf zum Schloss zu machen, um Peach zu entführen.

Verdutzt stehen sich beide gegenüber als, just in dem Moment ein neuer Bösewicht auf den Plan tritt. Gestatten, sein Name ist Knickwitz, Graf Knickwitz, und mit einem Husch sind alle inklusive Bowser, Mario und Luigi entführt. Knickwitz Plan ist es, Bowser und Peach zu verheiraten, um somit die Welt in Finsternis zu stürzen. Als Peach das Ja Wort verweigert erscheint prompt Knickwitz’ Gehilfin Nastasia und verpasst Peach eine Gehirnwäsche. Peach willigt der Eheschließung ein, ist fortan mit Bowser verheiratet und die Kräfte des dunklen Herzens sind freigesetzt. Mario, der von dem Angriff Knickwitz’ ziemlich angeschlagen ist, kommt in Flipstadt zu sich. Er ist, wie soll es auch anders sein, laut des hellen Prognosticon der Auserwählte, der die Finsternis abwehren kann. Dazu müssen Herzteile gesammelt werden und… aber das kennt Ihr sicher schon!

Bis hierhin zur Geschichte, eigentlich nichts Neues. Aber verwirrend in der ersten Sekunde, da nicht die üblichen Verdächtigen die Auslöser für die Misere sind. Mario findet sich also in Flipstadt wieder, wo er zugleich über sein schweres Los aufgeklärt wird. Doch hat der Auserwählte die Gabe die Dimension zu wechseln. Auf Knopfdruck wechselt Mario von der gewohnten 2D- in die 3D-Ansicht. Damit erschließen sich neue Wege und Rätsel – oder ihr weicht Feinden aus.

Natürlich muss der Held nie ohne seinen Sidekick in die Schlacht ziehen. Da Luigi aber in dem Fall selbst ein Entführungsopfer ist, muss Ersatz her. Wie passend ist da die Prophezeiung, dass der Auserwählte mit einem kleinen Wesen ausgestattet werden muss. Diese kleinen Wesen, die so genannten Pixl, verfügen über unterschiedliche Fähigkeiten, die auch häufig zum Einsatz kommen. Tippi ist die erste im Bunde – eine Art Schmetterling mit der Fähigkeit Tipps zu geben. Haltet Ihr die Fernbedienung auf den Bildschirm, könnt Ihr Dinge untersuchen oder euch Informationen geben lassen.

Im Laufe des Abenteuers trifft Mario auf die seltsamsten Gestalten. Die einen sind freundlich, die anderen feindlich gesinnt. Letztere werden in gewohnter Mario Manier in Echtzeit geplättet. Infolge dessen erhaltet Ihr Münzen und Erfahrungspunkte, die euch hochleveln. Bosskämpfe laufen leicht anspruchsvoller ab, sind aber wahrlich nicht das schwerste in diesem Abenteuer.

Doch Mario ist in diesem Fall zu schwach, um es allein mit den Mächten der Finsternis aufzunehmen. Nach und nach befreit er so seine Freunde und schlussendlich auch Bowser, der sich nach einem kleinen Kampf dem Heldengestirn anschließt. Schließlich steht ihm mit seinem Plan, die Welt zu unterwerfen, ein gemeinsamer Feind mit Mario im Weg, den es gilt schleunigst loszuwerden.
Die verschiedenen Fähigkeiten der Helden müssen allesamt genutzt werden, um im Spiel weiter zu kommen. Mario kann die Dimension wechseln, Bowser Feuer spucken, Peach fliegen und Luigi… der ist auch nicht von schlechten Eltern. Alle können ihre Fähigkeiten aber nur begrenzt einsetzen. Bleibt Mario zu lange in der dritten Dimension hat das schlimme Auswirkungen auf seine Gesundheit – ist ein Balken abgelaufen werden Mario HP abgezogen. An diversen Stellen weigern sich NPC mit einem bestimmten Charakter zu reden, sodass ein Wechsel zu einem anderen Helden vonnöten ist. Dies geschieht aber per Knopfdruck im Menü und stellt keine große Schwierigkeit dar.

Das Gesamtbild passt hervorragend zusammen. Das Spiel aus bunten Farben, lustigen Dialogen und den Eigenschaften der einzelnen Charaktere funktioniert hervorragend. Aber wie in jedem Bilderbuch gibt es auch Schattenseiten. Die Grafik mag oft zu simpel geraten zu sein. Zwar läuft das Spiel – wie sollte es bei einem Jump´n Run Titel auch anders sein – durchgehend flüssig, dennoch sind die monoton gestalteten Nebencharaktere nicht unbedingt als "anspruchsvoll“ zu bezeichnen. Einfache Striche zeichnen oft die ganze Umgebung aus.
Ab und an sieht die Umgebung aus wie ein überdimensional vergrößertes Gameboy Spiel in Farbe. Einzelne Pixel sind absichtlich riesig geraten.
Das gibt dem Spiel oft einen gewissen Retrocharme - andererseits behaupten böse Zungen schon seit dem Release der Wii Hardware, dass letztere an ihren Grafikschwächen zugrunde gehen wird. Wir wissen, dass das absoluter Mumpitz ist und freuen uns stattdessen über die bei Super Paper Mario dezent eingestreuten Möglichkeiten zur Nutzung der Wii Remote.

Gespielt wird, indem Ihr das Pad seitlich haltet, so wie einst ein Nintendo Pad. Per Knopfdruck springen unsere Helden und per Digitalsteuerkreuz bewegen sie sich nach links und rechts. Nichts Außergewöhnliches. Wird einer der Partymitglieder per Feindbeschuss schlafen geschickt, wird er durch schütteln der Remote wieder aufgeweckt. Dazu sage ich: besser das Spiel dezent, aber gut, gesteuert als gezwungen übersteuert.

Bis zum Ende von Marios neuesten Abenteuer (wie ich gerne sage: „Lückenfüller bis Super Mario Galaxie“) dauert es geschätzte zehn Stunden. Bis dahin gibt es aber viele – in Nintendo Manier ohne Sprachausgabe getätigte – Dialoge, die sehr gut eingedeutscht wurden und einen schönen Soundtrack, der an keiner Stelle nervig wirkt. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich auch unbedingt den Vorgänger für die Virtual Console runterladen. Marios erstes 2D Rollenspiel für den N64 kostet 1000 WiiPoints (10 Euro). Man kann den neuesten Ableger der Serie zwar bedenkenlos ohne Kenntnisse der beiden Vorgänger Paper Mario und Legende des Äonentors genießen, dennoch ist der N64 Ableger ein Kauf wert.

Wie ich immer zu sagen pflege, aller guten Dinge sind drei. Dieser Spruch bezieht sich eindeutig auf die dritte Dimension, die Mario in seinem Bilderbuchabenteuer nutzen kann. Diese und viele andere Neuerungen, wie z.B. die Pixl, lockern den Titel bewusst auf, ohne aufgesetzt zu wirken. Zwar zeigt sich die Grafik trotz der liebevoll inszenierten Hauptcharaktere weit weniger „Next Gen“ würdig als ein abgetragener Strumpf, dennoch ist Super Paper Mario ein Pflichttitel für Mario Fans und guter Zeitvertreib bis zum nächsten „großen“ Mario Abenteuer.