"Dies ist die Geschichte von einem der sympathischsten Draufgänger Amerikas. Jeder hat ihn schon mal in irgendeinem Film gesehen, aber niemand kennt sein Gesicht. Er wird bejubelt, das Publikum weint um ihn und einmal wollten sogar zwei Frauen für ihn ins Wasser gehen. Aber hat er Ruhm, Geld und Mädchen wie ein großer Star? Nein! Er ist ja auch nur der Stuntman!"

In meiner Jugend war ich beeindruckt von Colt Seavers. In der Serie "Ein Colt für alle Fälle" erlebte der Stuntman und Kopfgeldjäger unglaubliche Abenteuer und viel Action. Mit dem Alter wurden die Stunts im Fernsehen und im Kino immer spektakulärer. Über Hindernisse springende Autos oder aus Häusern springende Leute sind heute nur noch nette Nebeneffekte. In Deutschland haben Hermann Joha und sein Team von Action Concepts (u.a. Alarm für Cobra 11) neue Standards gesetzt. Stuntmen wie er werden immer da eingesetzt, wo es für den Star des Films zu brenzlig wird, er sein Leben riskiert oder die Versicherung das Risiko nicht mehr tragen möchte.

Ein Film ohne Stunts - das kann doch nur ein Frauenfilm sein, oder? Mal ehrlich: Verfolgungsjagden, Explosionen, Schlägereien - Action nonstop ist es, was im Kino die Zuschauer zieht. Wie sonst ist zu erklären, dass zu den bisherigen Blockbustern 2007 Harry Potter und der Orden des Phönix, Fluch der Karibik, Spiderman 3, Stirb Langsam 4.0, das Bourne Ultimatum, Transformers und Rush Hour 3 zählen? Klar, in diesen Streifen geht es kräftig zur Sache, fliegen Autos durch die Luft, explodiert alles mögliche und überhaupt kracht es am laufenden Band.

"Aftershock" heißt der Film von Regisseur Langsdon, der wie Dante's Peak ganz auf ausgebrochene Vulkane, heiße Lava und jede Menge Action setzt. Es ist der erste Film, bei dem ihr als Stuntman aktiv mitarbeitet. Für sechs Szenen seid ihr engagiert und müsst diese erfolgreich absolvieren. In kleinen Zwischensequenzen wird die Geschichte vorangetrieben. Diese Einleitungsszenen machen einiges her - sowohl was die Atmosphäre als auch die grafische Darbietung betrifft. Euer Job ist es, die Actionszenen so gut wie möglich zu überstehen und dabei den Anweisungen des Regisseurs Folge zu leisten. Rast zwischen zwei entgegenkommenden Autos durch, springt über Hindernisse oder fahrt unter ihnen durch. Ist die Szene schlecht, wird sie wiederholt und zwar solange, bis sie dem Regisseur gefällt. Ist die Szene aber gut, wird sie eventuell für den Taurus Award nominiert, jene Auszeichnung, die alljährlich in Hollywood für die heißesten Stunts und besten Stuntleute (Männer wie Frauen) vergeben werden.

Insgesamt gibt es sechs Filme, für die ihr als Stuntman einspringen könnt. Jeder der Filme hat sechs Szenen, und so kommt ihr auf 36 "Missionen", die es erfolgreich zu bestehen gilt. Die Filme sind dabei unterschiedlicher Natur. Während "Strike Force Omega" eher ein B-Movie ist, erfreut "Whoopin and a Hollerin' II" Fans von "Ein Duke kommt selten Allein", "Overdrive" orientiert sich am Actionfilm der 70er Jahre, "Never Kill Me Again" geht, wie der Name vermuten lässt, in Richtung Bond-Film und mit "Night Avenger" wird es noch mal comichaft in Stuntman Ignition.

Kino-Fans werden durch zahlreiche kleine Anspielungen auf die Vorbilder, die den sechs Filmen zu Grunde liegen, erfreut. Die Frage, die sich stellt, ist allerdings, wie lange diese Freude anhält. Mit nicht zu unterschätzendem Schwierigkeitsgrad wird man eine Szene kaum im ersten Versuch hundertprozentig korrekt schaffen. Und so kann es nicht nur einmal vorkommen, dass man die Szene wiederholt und wiederholt und wiederholt. Perfektionisten werden daran schier verzweifeln, alle anderen geben sich halt mit durchschnittlicher Kost zufrieden. Sind die Filme allesamt abgedreht, gibt es nur noch kleinere Aufträge, wie zum Beispiel Werbespots, die ihr euch erfahren (also durch gute Stunts freischalten) könnt, und in denen ihr die Szenen fehlerfrei auf die Reihe bekommen müsst. Für die Szenen stehen 25 verschiedene Fahrzeuge zur Verfügung, darunter Sportwagen, Pick-Ups, Motorräder und vieles mehr. Die Stunts könnt ihr zu einer Kette aufbauen, das heißt, der nächste Stunt wird innerhalb einer kurzen Zwischenzeit zum vorherigen ausgeführt.

Der Karrieremodus im Filmgeschäft ist zweifelsohne der Kern des Spiels. Vorher solltet ihr euch jedoch mit einigen der Übungsmissionen auseinandersetzen, um die Handhabung der verschiedenen Fahrzeugtypen zu erlernen. Ist die Karriere dann aber durchgespielt, versetzt euch das Spiel nicht gleich in den Ruhestand. Neben der Arena (dem Streckeneditor), in der ihr euch freigespielte Items zu einem Stunt-Parcours setzt, könnt ihr auch noch einige Stuntketten spielen, mit denen ihr die Punktzahl ins Unermessliche steigern könnt. Aber Vorsicht: Fünf Fehlversuche, und alle Punkte sind verloren, auch wenn die Fahrt noch weitergeht! Wer gerne gegen andere menschliche Gegner sein Können unter Beweis stellen möchte, der kann das im LAN oder online tun.

Die Zwischenszenen und Trailer am Ende des Films bauen eine spannende Atmosphäre auf und sehen alle recht hübsch aus. Im Vergleich zum Vorgänger haben THQ und das Entwicklerstudio Paradigm für die fertigen Film-Trailer allerdings Szenen zusammengeschustert. Spaßiger wäre es gewesen, wenn man wie im Vorgänger die Szenen mit selbst erfahrenen Stunts kombiniert hätte. Aber auch so gibt das Spiel einiges her. Grafisch gibt es zudem kaum einen Grund zu meckern - die PS3 Version sieht hübsch aus, und die Explosionen sind knackig. Musikalisch ist Stuntman stark untermalt. Die Soundtracks der einzelnen Filme passen einwandfrei. Von Rock über 70er Jahre passt die Musik immer zum Geschehen. Einzig die Regieanweisungen und Kommentare nach Ende der Szene nerven nach etlichen Wiederholungen - und die bleiben anhand des Schwierigkeitsgrades nun einmal nicht aus. Die Steuerung der Boliden geht nach ein wenig Übung leicht von der Hand - hierfür sorgt auch die hervorragende Wahl der Joypad-Belegung. In hektischen Szenen oder auch wenn man hin und wieder den Überblick zu verlieren droht, hat man das Spiel nach kurzer Eingewöhnungszeit gut im Griff.

Bisweilen war es etwas frustrierend, eine Szene immer und immer wieder wiederholen zu müssen. Natürlich wissen wir, dass mittelmäßige Stunts einem Film nur schaden können, aber manchmal wünschte ich mir schon, dass es mal keine zehn oder mehr Versuche brauchte, bis ich zur nächsten Szene springen konnte. Dennoch: Der Ehrgeiz packt mich immer wieder, die Szene möglichst gut zu überstehen und den Film zu einem Erfolg zu machen. Stuntman Ignition ist kein Spiel für Ungeduldige oder Ungeübte - Nerven aus Stahl, wie sie ein Stuntman haben sollte, sind aber auch keine zwingende Voraussetzung. Spaß macht es - und für zwischendurch ist es durchaus geeignet.