"Auf dem Rücken der Erde, liegen ein paar Pferde" oder wie war noch mal das Sprichwort, mit dem man das Glück der Erde auf die Rücken der Pferde bezog? In meiner Kindheit habe ich sehr viel Zeit auf dem Reiterhof eines Freundes verbracht. Und schon damals konnte ich feststellen, dass die Zahl der Gäste überdurchschnittlich hoch weiblicher Natur war. Pferde ziehen den weiblichen Teil der Menschheit offenbar magischer an als uns Männer. Ob das beim Pferderennsport Manager auch so ist?

Obwohl der Pferderennsport kein Breitensport ist wie Fußball, Basketball und mittlerweile ja fast auch schon Handball, so haben sich Xider und Daedalic Entertainment dazu entschlossen, mit dem Pferderennsport Manager Spieler gleich welchen Geschlechts auf die Rennbahn einzuladen. Entwickelt wurde das Spiel von Cyanide, die sich mit der Radsportmanager Serie bereits einen Namen gemacht haben. Und weil ich erst kürzlich so kläglich als Basketballmanager gescheitert bin, hat mich Tom nun auf den Rücken der Pferde verdonnert. Aber liegt hier nicht bekanntlich das Glück der Erde?

Ein wenig überrascht es mich schon, welche Sportarten sich zu einem Managerspiel verarbeiten lassen. Dass es irgendwann auch den Pferderennsport erwischt, hatte ich nicht erwartet. Pferde waren bislang eher etwas für Kinderspiele wie Pferd & Pony - Mein Pferdehof. Nun gut, Cyanide hat immerhin im Radsport Erfahrungen gesammelt, und so kann man nur hoffen, dass die teils guten Ergebnisse nicht mit Doping zustande kamen und sie aus dem Pferderennsportmanager keinen Rohrkrepierer gemacht haben.

Gleich nach der Installation und dem Start des Spiels habt ihr die Wahl zwischen drei Spielmodi. Im "Stall-Modus" baut ihr einen eigenen Reitstall und müsst mit euren Pferden Rennen gewinnen. Im "Jockey-Modus" nehmt ihr an den Rennen teil und könnt eure Fähigkeiten als Jockey verbessern. Der "Wett-Modus" führt euch als Besucher zur Rennbahn und ihr könnt auf die Rennen wetten. Für Manager dürfte natürlich der "Stall-Modus" der interessanteste sein. Er ist der ausführlichste aller drei Modi, denn es liegt alles in eurer Hand. Weil euer Stall jedoch nur eine Art von Rennen ausüben kann, müsst ihr euch gleich zu Beginn zwischen Trab- und Galopprennen entscheiden. Außerdem ist das Land, in dem ihr aktiv werden möchtet, zu wählen. Einige Grundstücke, die mehr oder weniger günstig zu haben sind, werden euch angeboten. Hier gibt es einige feine Unterschiede. Wo ihr euch ansiedelt hat Auswirkungen auf das Gedeihen eurer Pferde (Heilung, etc.). Mit der Anpassung der Farben und der Klamotten des Jockeys individualisiert ihr euren Auftritt im Spiel.

Kann es nun losgehen (mit dem Stall-Modus)? Dann nichts wie ab in den Stall, wo aber noch keine Pferde zu finden sind. Die müsst ihr erst einkaufen. Dazu begebt ihr euch ins Büro. Per Annonce, Auktion oder Verkaufsrennen findet ihr den ersten Klepper, mit dem ihr siegen wollt. Wollt ihr es später wieder verkaufen, geht das über den gleichen Weg und zudem über den extrem günstigen Verkauf an ein Freizeitzentrum. Verschiedene Übersichten zeigen euch den finanziellen Stand eures Reitstalls an. Ein interessanter Punkt ist hierbei das Budget, welches euch beim aktuellen Kostenstand ausrechnet, wie lange euer Unternehmen über Bargeld verfügt, bevor ihr in die Miesen rutscht. Berücksichtigt werden nicht nur die Kosten für das Pferd und den Hof, sondern auch die für das Personal, welches ihr eingestellt habt. Pferde wollen nämlich nicht nur Futter, sondern auch einen fachlich qualifizierten Tierarzt, einen Pfleger, einen Stallburschen und - wer hätte es gedacht - einen Osteopathen.

Im Rennen selber nehmen es eure Pferde mit 10 bis 18 Konkurrenten auf. Strecken mit einer Renndistanz zwischen 900 und 3.000 Metern haben eines gemeinsam: Ihr wollt mit eurem Gaul erster werden. Neben dem Hauptreis könnt ihr auch auf den Plätzen 2 bis 7 einen Teil des Preisgelds ergattern. Ab dem 8. Platz ist "dabei sein" alles. Die unterschiedlichen Rennen (Auszug aus dem Handbuch: "Im Trabrennen starten die Pferde hinter einem Fahrzeug, das langsam beschleunigt", "Im Hürdenrennen reihen sich die Pferde hinter einer Plastikschnur auf" und "Im Flachrennen kommen die Pferde jeweils in eine Startbox") werden in 3D dargestellt. Die Pferde können mit den Pfeiltasten gesteuert werden. Natürlich können wir unseren Vierbeiner mit Vollgas starten lassen, auf die Dauer jedoch wird das Pferd ermüden und nach hinten durchgereicht werden. Geschick und Taktik sind also von Nöten - und natürlich das Wissen, was euer Pferd überhaupt alles kann.

Das Spiel sieht grafisch gar nicht mal so schlecht aus. Ebenso wie die Umgebung und die Büros flimmert das Bild ein wenig, was die Augen mit der Zeit in Etwa so ermüden lässt, als wenn ihr euer Pferd im ständigen Gegenwind laufen lasst. Besser als ein tabellarischer Aufbau mit Zahlen und Statistiken ist das aber schon. Dennoch muss man eines festhalten: Die Grafik-Qualität liegt zwar über der eines FIBA Basketballmanagers 2008, aber immer noch deutlich hinter anderen Managerspielen der Sportszene. Ein wenig verwirrend fand ich das Datumsformat, welches aus unverständlichen Gründen mit MM.TT.JJJJ definiert ist.

Die Sounduntermalung hält sich im Hintergrund. Es ist ein sehr unauffälliger Soundtrack, den man aber zudem auch abschalten kann. Gleiches gilt für die Hintergrundgeräusche. Die Handhabung ist sehr einfach gehalten. Schnell findet man sich im Spiel zurecht. Auch an einen Mehrspielermodus wurde gedacht. Gespielt werden kann im LAN, über Direct IP oder über das Gamecenter, welches zusätzlich installiert wird. Der Mehrspielerpart wurde im Test nicht berücksichtigt.

Komplexität hat sich der Pferderennsport Manager wahrlich nicht auf die Fahnen geschrieben. Stattdessen scheint Cyanide wie einst beim Radsportmanager auf eine Nischengruppe zu setzen, die auf ein solches Spiel gewartet hat. Sicher, Pferdeliebhaber dürften sich freuen, endlich einmal einen Reitstall zu besitzen (wenn auch nur virtuell). Richtige Computermanager dagegen werden einigermaßen schnell gelangweilt sein.