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Anno 1701 - Der Fluch des Drachen (PC)


Anno 1701 zählte im vergangenen Jahr zu den besten Spielen, die für den PC auf den Markt gebracht wurden. Passend im Herbst, kurz vor Weihnachten, fesselte es hundertausende Spieler an den PC. Überraschung dann im Jahr 2007: Ubisoft übernimmt Sunflowers und verfügt so neben der bekannten Siedler -Reihe mit Anno über ein weiteres Filetstück. Was aber wird aus dem Addon? Dieses erscheint gut ein Jahr nach der Veröffentlichung von Anno 1701 - wieder im Herbst, wieder kurz vor Weihnachten und ebenfalls von Related Design. Kann es Anno 1701 besser machen, oder sollte man sich das Geld lieber sparen?

Nur ein Narr mit einer Vision!
Nur ein Narr war ich, als ich um Audienz bei ihrer Majestät bat. Den Traum und die Vision im Kopf, mit ihrer finanziellen Unterstützung und einem Schiff ausgestattet auf Reise zu gehen, Inseln zu entdecken und neue Völker kennen zu lernen. Aber sie hörte mir aufmerksam zu, an jenem Tag im Jahre 1701, und hielt mein Vorhaben für würdig, von ihr unterstützt zu werden.

Nach einer langen Reise, den Sack Gold der Königin fest in der Hand, erreichte unser Schiff ein kleines Inselgebiet, wo wir uns für ein schön gelegenes Eiland entschieden. Schnell war uns klar, dass uns diese kleine Insel viel zu bieten hatte - sie war optimal für den Anbau von Hopfen geeignet, aus dem wir Bier brauen können, und bot neben Erz- auch jede Menge Lehm- und Marmorvorkommen. Wälder gab es genügend, aus denen wir Holz zum Bauen schlagen konnten. Ein hervorragender Beginn unserer Expedition, und ich bin frohgemut, dass wir mit unserem Vorhaben auch Erfolg haben werden.

Déja-vu-Erlebnis
Moment, hatten wir das nicht schon einmal? Ja, denn im Prinzip könnte ich an dieser Stelle eins zu eins die Anno 1701 Review vom 30.10.2006 wiedergeben. Als ich mit dem Spiel beginne, ist die einzige offensichtliche Neuerung das Ubisoft-Logo vor der Sunflowers-Flagge. Seit der Übernahme von Sunflowers durch Ubisoft liefen die Arbeiten am Addon nach Außen hin in ruhigem Fahrwasser weiter. Related Design, die durch die Beteiligung von Sunflowers am Unternehmen nun ebenfalls Teil von Ubisoft sind, haben nach dem Erscheinen von Anno 1701 mit den Arbeiten am Addon begonnen, welches passend zur trüben Jahreszeit und rechtzeitig vor Weihnachten überall für leuchtende Monitore sorgen soll.

Obwohl sich das Spiel auf den ersten Blick nicht anders spielt als das Hauptprogramm vor einem Jahr und sich auch grafisch nicht viel getan hat, so werden die Neuerungen auf den zweiten Blick sofort deutlich. Hauptargument für den Kauf von Anno 1701 - Der Fluch des Drachen ist die Kampagne, die von den Fans sehnsüchtig seit Erscheinen des Hauptprogramms erwartet wurde. Sie bietet elf Missionen und soll für 20 bis 30 Stunden Spielzeit sorgen. ANNOholics schaffen das zwar vermutlich auch schneller, dennoch fügt sich die Kampagne wunderbar ins Spiel ein.

Finn Hallqvists Abenteuer-Suche
Finn Hallqvist heißt einer der neuen Charaktere, und er ist die Hauptfigur der Kampagne. Nachdem sein Vater ihm von den Reisen immer wieder Geschichten aus fremden Ländern erzählte,
entwickelte Finn ein Faible für die Antike und für die Sagen aus jener Zeit. Der Abenteurer ist fest entschlossen, selber nach Schätzen, Reichtum und Artefakten zu suchen. Eure Aufgabe ist es, Finn Hallqvist zu unterstützen und ihm zu helfen, das geheimnisvolle Auge des Drachen zu finden.

Dies wiederum wird euch nicht die ganze Kampagne beschäftigen, denn vielmehr habt ihr nach dem Heben des Artefakts das Problem, dass Finn Hallqvists - und ab sofort auch euer - Erzfeind Diego del Torro Jagd auf das Artefakt macht. Del Torro ist euer größter Albtraum, denn der ehemalige Spion schreckt selbst vor Erpressung, Raub und Brandstiftung nicht zurück. Auch Mord ist für ihn kein Tabu. Unerwartete Wendungen in der Geschichte, Intrigen wie Machtkämpfe - das alles fesselt euch für Stunden an den Monitor. Dank der Subquests, die euch Anno 1701 - Der Fluch des Drachen immer wieder stellt, kommt in den seltensten Fällen mal so etwas wie Langeweile auf. Schade ist, dass die Präsentation der Kampagne etwas dürftig ausfällt. Als gesprochener Text beziehungsweise Texttafel wird die Story erzählt. Schöner wäre es gewesen, wenn das noch grafisch präsentiert worden wäre, etwa wie im Intro von Anno 1701.

Welten erschaffen
Neben der Kampagne werden Anno durch die Erweiterungen einige nette Extras spendiert. Neue Aufgaben, spezielle Gebäude in der Kampagne sowie ein Meteoreinschlag als Katastrophe ergänzen das Spiel. Der Händler hält nunmehr zu den bereits bekannten Aufgaben auch Eskortmissionen sowie Havarie bereit. Bei letzterem müsst ihr Waren zu einem liegengebliebenen Schiff bringen und die Waren vom Händlerschiff ins Händlerkontor bringen. Dabei kann es immer wieder mal passieren, dass ihr von Piraten angegriffen werdet.


Der neue Editor lässt euch zum Designer werden. Hält Anno 1701 schon eine beachtliche Anzahl an Inselwelten bereit, so könnt ihr mit dem Editor eure ganz eigenen Welten kreieren. Diese dürfen der Anno-Welt zur Verfügung gestellt werden, sodass ihr auch Online-Partien gegen Freunde auf euren eigenen Karten spielen könnt. Die ausführliche Beschreibung, wie ihr Karten anlegt, nimmt einen Großteil der Anleitung ein.

Ist das alles?
Warum macht uns die Erweiterung dennoch nicht hundertprozentig glücklich? Ganz einfach - obwohl die Kampagne eigentlich sehr gelungen ist und der World-Editor euch ganz neue Karten erstellen lässt, verändert sich sehr wenig am eigentlichen Hauptprogramm. Es gibt keine neuen Waren oder Gebäude, die den Endlos-Modus etwas aufpolieren. Lediglich mit einem Typ namens Horatio und einer jungen Dame namens Grace Bonnet werden neben Finn Hallqvist zwei neue Charaktere ins Spiel integriert. Klar, das Addon bietet primär die Kampagne, ist man jedoch mit ihr durch, war es das. Wer sich in Anno 1701 jedoch am liebsten mit dem Endlosspiel beschäftigt, für den gibt es kaum etwas Erwähnenswertes zu sehen. Und das bisschen auch nur dann, wenn ihr Aristokraten in eurer Stadt beherbergt. Was das ist, für das wir uns so abgerackert haben, zaubert uns ein süffisant-ironisches Lachen ins Gesicht - ihr dürft eure Stadt lediglich mit Zierelementen wie der Rosenhecke, der Voliere oder dem Vogelbad verschönern. Liebe Anno-Macher, das ist ein wenig dürftig, oder nicht?

Der Score überzeugt noch immer
Grafisch hat sich also nicht viel getan, Anno 1701 sieht noch genauso aus wie vor gut einem Jahr. Und damit zählt es auch 2007 zu dem hübschesten, was das Genre der Aufbaustrategie hergibt. Schön wäre es gewesen, wenn das Addon ein paar grafische Neuerungen im Gepäck gehabt hätte - so aber bleibt an sich alles beim Alten. Soundtechnisch hat sich ein wenig mehr getan. Für die Kampagne wurden circa 30 Minuten neue Orchestersounds aufgenommen. Fans des
ursprünglichen Scores, zu denen ich mich auch zähle, sind darüber natürlich sehr erfreut, zählt doch der Soundtrack schon im Hauptprogramm mit zu dem Besten, was es 2006 zu hören gab. Die im Vergleich zur Musik doch wenigen neuen gesprochenen Texte sind ebenfalls wie schon 2006 in Anno 1701 professionell eingesprochen worden. Dank der hervorragend gesprochenen und wunderbar passenden Sprachsamples der Einwohner sowie der computergesteuerten Gegenspieler wird man nicht nur auf Probleme in der Siedlung hingewiesen, sondern erhält auch ein hervorragenden Eindruck von der Stimmung.

Fazit: Anno 1701 bleibt Anno 2007 immer noch Anno 1701
Wer sich in Anno mit dem Endlosspiel zufrieden gibt, für den lohnt sich das Addon nicht. Die paar Zierelemente hätte man, ähnlich wie es Sim City oder Die Sims machen, als kostenlosen Download zur Verfügung stellen können. Der Editor dagegen ist schon eine feine Sache, lässt er euch doch die Möglichkeit, eigene Welten zu erschaffen. Auch so etwas hat man durchaus schon kostenlos gesehen. Bleibt also die Kampagne, die hier mit circa 25 Euro zu Buche schlägt. Ob es sie wert ist? Das muss jeder für sich entscheiden. Richtige ANNOholics werden auf alle Fälle nicht drum herum kommen. Gelegenheits-Anno-Spieler jedoch könnten auch getrost darauf verzichten.


Uwe Billen - 18.11.2007



Gesamtübersicht: Anno 1701 - Der Fluch des Drachen (PC)

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
91%
Sound:
92%
Grafik:
86%
Singleplayer:
88%
Multiplayer:
88%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

Intel/AMD 2,2 GHz, 512 MB RAM, Windows 2000/XP; Anno 1701 (Hauptprg.)
System:

ca. 3,5 GB HDD
CD/HD:

ca. 25 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Aufbaustrategie
Genre: