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Medieval II - Total War


"The Game" prangt in großen Lettern auf der DVD, die ich ins Laufwerk lege, um Medieval II: Total War zu installieren. Aus den furchtbaren Metzeleien des Mittelalters ist also nun "The Game" geworden. Nun, das ist auch eine Art, der vielen Opfer zu gedenken und ihr Schicksal in Erinnerung zu rufen. In Medieval II hat man in unzähligen Schlachten genügend Gelegenheiten dazu, denn wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wie gut man sich durch das Spiel in die für viele als "finster" geltende Zeit des Mittelalters zurückversetzt fühlt, werden wir im nun folgenden Test klären.

Krieg und Frieden im Mittelalter
Nachdem bisher jeder Teil der "Total War"-Reihe sich einem neuen Szenario gewidmet hat, betritt man mit Medieval II erstmals scheinbar altbekanntes Terrain. In den Jahren zwischen 1080 und 1530 kämpft man in der Kampagne, dem Herzstück des Spiels, sowohl mit diplomatischen als auch mit kriegerischen Mitteln um die Ausdehnung eigener Macht und eigenen Territoriums. Weiterhin kann man wie auch in den Vorgängern eine Handvoll historischer Schlachten nachspielen oder selber die Parameter eines Kampfes festlegen. Hinzu tritt noch der obligatorische Mehrspielermodus, der allerdings ein weiteres Mal eher eine Randnotiz darstellt. All diese Elemente waren seit jeher Bestandteil der Serie, und doch haben es die Entwickler wieder einmal geschafft, ihrem Werk eine ganz eigene Note zu verleihen und die Epoche, die man spielt, regelrecht fühlbar zu machen.

Beruf: König
Bevor man sich in der Kampagne von Medieval II wie der sprichwörtliche King fühlt, vergeht einige Zeit, denn wie fast immer fängt man auch hier zunächst ganz klein an und muss sich die Lorbeeren erst noch verdienen. Dies geschieht, indem man mit einem von fünf Völkern (Frankreich, England, Heiliges Römisches Reich, Spanien, Venedig) eine bestimmte Anzahl an Regionen, von denen für jedes Volk zudem noch ganz bestimmte vorgegeben sind, an sich reißt. Je nach dem, ob man eine kleine oder große Kampagne wählt, variiert die Anzahl der zu erobernden Ländereien. Auf einer hübsch gestalteten Übersichtskarte sieht man die eigenen Siedlungen und trifft strategische Entscheidungen, macht sozusagen "große Politik". Von hier aus verwaltet man die Städte, gibt Bauaufträge und lässt Truppen rekrutieren, um diesen anschließend den Marschbefehl in Richtung Feindesland zu geben - doch halt! Nicht immer muss es gleich zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den lieben Nachbarn kommen, denn mehr als je zuvor stellt die Diplomatie einen zentralen Aspekt des Spielgeschehens dar. Wer nicht früher oder später die ganze Welt gegen sich aufgebracht haben möchte, sollte sich so schnell wie möglich um spannungsfreie Beziehungen zu anderen Nationen bemühen. In erster Linie schickt man dazu Diplomaten los, damit diese dann Verträge aushandeln. Die hierbei zur Verfügung stehenden Optionen haben sich im Vergleich zu den Vorgängern nicht verändert. Noch immer knüpft man für gewöhnlich zuerst Handelsverträge, versucht dann vielleicht sogar, ein Bündnis mit einem anderen Land zu bilden. So manches Mal ist dies jedoch nicht gerade einfach, dann
will der zukünftige Paktbruder erst mit einigen Geschenken wie Karteninformationen, Tributzahlungen oder sogar der Abtretung einer Siedlung in die rechte Stimmung gebracht werden. Hier steht einem eine mannigfaltige Anzahl an Möglichkeiten offen, sich das Herrscherleben durch Diplomatie deutlich angenehmer zu gestalten. Neu ist, dass man nun auch ganz nach mittelalterlicher Manier Prinzessinnen losschicken kann, um mit anderen Völkern in Kontakt zu treten und durch Heirat das Verhältnis zu einer bestimmten Nation in positive Bahnen zu lenken. Außerdem stehen einem Spione und - ganz neu - Geistliche zur Verfügung, deren Tun sich auf die Moral der fremden Bevölkerungen auswirkt. Die Beschäftigung mit all diesen Mitteln bedeutet zwar einen nicht unerheblichen Aufwand, zahlt sich aber mehr denn je aus: Schon relativ zu Beginn kann es passieren, dass man sich einem Feind gegenübersieht, der nach und nach immer mehr Länder auf seine Seite zieht, die einen dann immer intensiver und aus verschiedenen Richtungen attackieren. Dieses kann nur verhindern, wer selbst genügend Verbündete hat. Wer sich dennoch aus Prinzip nicht um Diplomatie kümmern will, kann das Spiel dennoch schaffen, obwohl es dann deutlich schwieriger wird.

Gott lebt
Religion war im Mittelalter ein ganz heißes Thema, das merkt man in Medieval II an allen Ecken und Enden. Am deutlichsten tritt dieser Aspekt dadurch in Erscheinung, dass der Papst nun einen wesentlichen Faktor in den machtpolitischen Überlegungen darstellt. Ähnlich wie in Rome der Senat erteilt einem der fromme Herr von Zeit zu Zeit Missionen, die man tunlichst erfüllen sollte, will man bei ihm an Ansehen gewinnen. Gelingt einem dies, kann man daraus große Vorteile ziehen. Hat man nämlich eine besonders gute Beziehung zum Papst, kann man diesen bitten, eine nichtkatholische Siedlung als Ziel eines Kreuzzuges auszurufen. Kreuzzüge sind eines der neuen Elemente in Medieval II. Alle katholischen Nationen können sich ihnen anschließen, sollten es sogar tun, wenn sie nicht in der Gunst des Papstes sinken wollen. Entscheidet man sich für eine Teilnahme, so geschieht dies, indem man einen General und seine Armee dazu bestimmt. Dieser kann sich dann viel schneller als normal über die Karte bewegen, und die Truppen kosten auch keinen Unterhalt mehr. Stillstand bestrafen die religiös aufgeladenen Soldaten jedoch mit Ungehorsam und verflüchtigen sich, da sie sich von ihrem nicht vorankommenden General nicht an der Erfüllung ihrer heiligen Pflicht hindern lassen wollen. Hat man es geschafft, vor allen anderen die fragliche Siedlung zu erobern, so wird man dafür reichlich belohnt. Mit den Kreuzzügen wird das Spiel noch dynamischer, obwohl sie relativ selten stattfinden. Wer es sich mit dem Papst verscherzt, indem er etwa nie die Missionen erfüllt oder andauernd andere katholische Länder angreift (das sieht er gar nicht gerne), läuft Gefahr exkommuniziert zu werden. Dann ist man Freiwild für die Glaubensbrüder aus der Fremde und kann sogar Ziel eines Kreuzzuges werden. Auch die eigene Bevölkerung ist darüber nicht gerade erbaut und wird massiv revoltieren. Weiterhin sollte man stets auf die Frömmigkeit seiner Untertanen achten. Ist nämlich eine Region oder eine Person nicht religiös genug, entsendet der Papst einen Inquisitor, der jede Figur, einschließlich des Anführers der eigenen Seite, der Ketzerei bezichtigen und diese hinrichten kann. Dem wirkt man durch den Bau von
Kirchen und der Ausbildung von Priestern entgegen. Priester sind ebenfalls ein Novum im Total War-Universum. Durch sie bekehrt man die eigene Bevölkerung und kann in der Fremde für eine gewisse Unruhe sorgen. Zudem eignen sie sich gut als Kundschafter, da sie im Gegensatz zu Armeen keinen Zorn auf sich ziehen, wenn sie durch neutrales oder feindliches Territorium laufen. Ist eine Region zu sehr dem Unglauben verfallen, kann diese sogar von Ketzern und Hexen heimgesucht werden. Ketzer können Priester vom wahren Glauben abbringen und diese ebenfalls zu Ketzern machen, Hexen sind imstande, Generäle zu verfluchen. Hier benötigt man fähige Priester, die diese chaotischen Elemente beseitigen. Insgesamt kann man es sich auf Dauer kaum leisten, die Religion zu vernachlässigen, da diese sich doch massiv auf das Spielgeschehen auswirkt. Zwar werden die Dinge dadurch um einiges komplizierter und gerade für Anfänger vielleicht überfordernd, andererseits ist es auch eine spannende Herausforderung, den Interessen des Papstes einerseits genüge zu tun und andererseits die eigenen Vorhaben nicht aus dem Blick zu verlieren.

Städte und Burgen
Neu ist auch die Möglichkeit, eine Siedlung entweder als Stadt oder als Burg zu definieren. Die Auswirkungen liegen im Grunde auf der Hand: Während eine Stadt vor allem hinsichtlich wirtschaftlicher und kultureller Weiterentwicklung sinnvoll ist, ist eine Burg in erster Linie eine militärische Anlage, die deutlich schwieriger zu erobern ist. In Städten hat man volle Kontrolle über das wirtschaftliche Geschehen, indem man etwa die Steuern anpasst, um durch deren Senkung die öffentliche Ordnung zu fördern oder durch deren Steigerung in den Genuss großer Reichtümer zu kommen. Dies geht in einer Burg nicht, dafür hat diese andere Vorzüge. So dient sie der Rekrutierung besonders guter Truppen und der militärischen Forschung. Außerdem ist eine voll ausgebaute und mit guten Truppen besetzte Burg eine schier uneinnehmbare Festung, die Belagerern schon das äußerste
an Einsatz abverlangt. Zum Beispiel kann man in der Burg einen zweiten Verteidigungsring errichten, der einem ein hohes Maß an zusätzlichem Schutz bietet, wenn es dem heranstürmenden Feind gelungen ist, die äußere Mauer zu überwinden. Durch viele weitere Verteidigungsanlagen wird es weitaus schwieriger als in Rome, Siedlungen zu erobern, fast immer verliert man dabei mehr Leute als geplant. Man sollte stets darauf achten, eine ausgewogene Mischung an Städten und Burgen zu haben. Bemerkt man hier eine Schieflage, kann man gegen Bares immer noch eine Umwandlung vornehmen.

Schlachtenglück
Kommt es doch einmal zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zweier Heere, hat man in der Kampagne die Wahl, die Schlacht automatisch entscheiden zu lassen oder seines Glückes eigener Schmied zu sein. Lediglich die Seegefechte lassen sich immer noch nicht selber steuern. Hat man sich dafür entschieden, selbst Hand anzulegen, kommt es zunächst zu mehr oder weniger bewegenden Reden des Generals. Diese sind eher emotional gehalten, geben kaum Hinweise auf die richtige Vorgehensweise, wie es noch in Rome der Fall war. Stattdessen wird immer schön auf den aktuellen Gegner geschimpft. Diese Reden sorgen anfangs für einiges an Atmosphäre, nach einiger Zeit wiederholen sie sich allerdings, so dass man sie sich im fortgeschrittenen Stadium nur noch selten anhört. Dann geht es endlich los: In malerisch schönen Landschaften trachten sich Männer nach dem Leben. Hier hat sich im Vergleich zu den Vorgängerspielen am wenigsten getan. Noch immer wird das Kampfgeschehen genau so simuliert, dass es weder zu simpel noch unlösbar ist. Durch geschickte taktische Kniffe kann man auch mit einer an sich unterlegenen Streitmacht einem Gegner trotzen, die
Anzahl der einem zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ist sehr groß. Letztlich muss man aber sagen, dass zwar die an der Schlacht beteiligten Einheiten der Epoche entsprechend andere sind, die alten Taktiken aber immer noch greifen. Tiefgreifende Änderungen gibt es nicht zu entdecken. Ob es derer bedarf, ist angesichts der hohen Qualität die Frage, aber zumindest sollte es an dieser Stelle erwähnt werden. Ein wenig enttäuschend ist, dass bestimmte Mängel der künstlichen Intelligenz immer noch bestehen: So kam es nicht selten vor, dass eine haushoch überlegene Belagerungsstreitmacht besiegt werden konnte, weil diese samt ihren schönen Gerätschaften einfach vor den Burgmauern verharrte und sich von den Bogenschützen aus der Entfernung erledigen ließ. Schade, denn genau das haben wir schon früher in unseren Tests kritisch vermerken müssen. Nichtsdestotrotz tröstet einen die grandiose Inszenierung über solche Fehler hinweg.

Auch wenn das erste - vor etwa einer Woche erschienene Medieval II - Total War Update Update nicht alle Fehler behebt, so empfiehlt es sich doch, den Patch zu installieren. Ein zweiter ist zudem bereits in Arbeit.

Kriegsidylle
Die Grafik hat die schon sehr schöne aus Rome nochmals um mindestens eine Klasse übertroffen. Die entsprechende Rechenkraft vorausgesetzt, kann man in der Schlacht beeindruckend detaillierte Einheiten bewundern, die sich jetzt übrigens auch noch individuell voneinander unterscheiden, mit dichter Vegetation überzogene oder auch von Bergen zerfurchte Landschaften bestaunen und sich von den extrem liebevoll gestalteten Städten und Burgen bezaubern lassen. Die Nachtkämpfe, die in Rome: Barbarian Invasion ihre Premiere feierten, haben zwar keinen nennenswerten spielerischen Nutzen, sehen aber durch die Leuchteffekte besonders gut aus. Hinzu kommen die Wettereffekte, das Blitzen der Rüstungen und so weiter. Auch die Übersichtskarte ist von hervorragender optischer Qualität. Kurz gesagt: An der Grafik von Medieval II gibt es rein gar nichts auszusetzen, das Gegenteil ist der Fall.
Fast von gleicher Güte sind Musik und Soundeffekte. Auch wenn die Musikstücke etwas durch moderne Effekte und Instrumente aufgemöbelt wurden und somit nicht hundertprozentig authentisch sind, erzeugen sie doch eine schöne Mittelalteratmosphäre. Die Sprachausgabe ist absolut professionell, ebenso wie die restlichen Effekte. Schon wenn man im Menü auf etwas klickt, hört sich das sehr satt und nach Qualität an.

Ewiger Spaß?
Hat man die Kampagne einmal durchgespielt, kann man das ganze noch einmal mit neuen Fraktionen angehen, die dann freigeschaltet sind. So stehen dann zwölf neue Völker zur Auswahl, darunter Dänemark, die Türkei, Portugal und Polen. Ob sich ein neuerliches Angehen der Kampagne jedoch wirklich lohnt, mag jeder für sich selbst entscheiden, denn so arg sind die Unterschiede zwischen den Fraktionen nun auch wieder nicht. Was also tun, wenn man mit der Kampagne fertig ist und auch schon alle historischen Schlachten siegreich hinter sich gebracht hat? Hier böte sich natürlich der Mehrspielermodus an. Doch dieser tritt immer noch auf der Stelle. Leider kann man nicht in einem Kampagnenmodus nach der ultimativen Macht streben, sondern nur einzelne Schlachten schlagen. An diesen können bis zu acht Spieler teilnehmen. Kurzfristig kann man damit Spaß haben, doch wird dadurch der strategische Aspekt des Spiels vollkommen ignoriert - da wäre mehr möglich gewesen. Hinzu tritt, dass man die Plattform Gamespy benutzen muss, was immer wieder für Probleme sorgt. Die Einzelspielerkampagne ist allerdings schon recht herausfordernd und wird einen besonders auf den hohen Schwierigkeitsgraden lange Zeit beanspruchen, so dass der nicht so gehaltvolle Mehrspielermodus sich nicht allzu negativ auf die Langzeitmotivation auswirkt.

Fazit
Wer noch nie mit einem Spiel der Total War-Reihe in Kontakt getreten ist und auch nur im Entferntesten etwas für Strategie und Taktik übrig hat, sollte sich Medieval II unbedingt kaufen. Auch diejenigen, die bereits die Vorgänger kennen und mögen, werden größtenteils voll auf ihre Kosten kommen. Nur wer nichts mit den mannigfaltigen Diplomatiefunktionen und der stellenweise diffizilen Religionsfrage anfangen kann, sollte sich einen Kauf genau überlegen: Hier wäre das Rome-Addon Alexander eventuell die bessere Wahl, da man sich dabei auf eine möglichst effiziente Kriegsführung konzentrieren kann.


Lennart Griese - 22.12.2006



Gesamtübersicht: Medieval II - Total War

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
89%
Sound:
88%
Grafik:
93%
Singleplayer:
92%
Multiplayer:
81%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

Intel/AMD 1,8 GHz, 512 MB Ram, Windows 2000/XP
System:

11 GB frei und unkom
CD/HD:

ca. 50 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Strategie
Genre: