2002 entführte Squaresoft zusammen mit Disney den Spieler in die Welt von Kingdom Hearts. Die Idee dahinter war recht einfach wie gut: Die Final Fantasy Serie sollte mit der kunterbunten Welt von Disney kombiniert und zu etwas ganz eigenem geformt werden. Trotz einiger kleiner spielerischer Schwächen konnte Kingdom Hearts seine Käufer überzeugen und wurde zu einem großen Erfolg. Solch einem Erfolg folgt normalerweise in kurzem Abstand ein zweiter Teil. Dass es dennoch vier Jahre gedauert hat, bis Squaresoft, mittlerweile zu Square Enix fusioniert, und Disney den zweiten Teil auf die PS2 Spieler loslassen, lässt zumindest die Vermutung zu, dass man die Schwächen des ersten Teils ausgebügelt und Kingdom Hearts II zu einem rundum gelungenen Spielen entwickelt hat. Ob dem so ist?

Nach einem wunderschönen Intro mit der Musik von Utada Hikaru und dessen Lied "Sanctuary" findet ihr euch in der Rolle von Roxas wieder. Er erlebt die letzten Tage der Sommerferien in Twillight Town auf eine etwas andere Art als seine Freunde. Roxas ist offenbar der einzige in der Stadt, der die geisterhaften Kreaturen sehen kann, die hin und wieder in Twillight Town auftauchen und er ist auch der Einzige, der es mit diesen "Niemanden" aufnehmen kann. Mehr soll an der Stelle von der Geschichte, die ihr im Spiel durchlebt, nicht verraten werden. Nur eins - die ersten Schritte in Kingdom Hearts II, Roxas Visionen also, erlebt der Spieler quasi als Tutorial, in dem er die verschiedenen Funktionen und Handgriffe erklärt bekommt und die richtigen Kniffe erlernen kann. In kleinen Minispielen erfahrt ihr so, eure Fähigkeiten richtig einzusetzen und wie bei einem Rollenspiel aufzuwerten. Plakate kleben, Waren transportieren, Bienen jagen oder Müll zerstören klingt erstmal langweilig, ist aber optimal zum Lernen (vor allem der Steuerung der Figur) und bleibt zum Glück nicht das ganze Spiel durch eure Aufgabe. Und darüber hinaus gibt es neben diesen Minispielen mit den Arenenkämpfen und weiteren Aufgaben noch jede Menge zu tun, denn die Gegner - Niemande und Herzlose - sind sehr hartnäckig dabei, euch als Spieler das Leben schwer zu machen.

Das Tutorial durchlebt ihr in der Rolle von Roxas. Sora, der Held des ersten Teils, steht Euch aber sogleich im Anschluss als Figur zur Verfügung. Er, Roxas, Donald und Goofy machen sich auf, die einzelnen Spielwelten zu besuchen. Mit einem Gummischiff als Fortbewegungsmittel trefft ihr so auf allerlei bekannte Charaktere, wie z.B. die Disney Galionsfigur Micky Maus, Captain Jack Sparrow, Das Biest (aus die Schöne und das Biest), Mulan, und und und. Sogar Dumbo, Simba, Bambi und Jack Skellington eilen euch zur Seite und helfen euch im Kampf gegen die Bösewichter. Die Charaktere beschränken sich nicht nur auf die Figuren der Disney Filme (egal ob Zeichentrick oder Realfilm) - auch mit Charakteren aus Final Fantasy macht ihr Bekanntschaft.

Grafisch kann Kingdom Hearts II beeindrucken. Wunderschöne Comic-Grafik und liebevoll gestaltete Schauplätze werden vom Spieler bereist. Diese Welten versprühen den Charme der Disney-Filme wundervoll und lassen einen hervorragend eintauchen (z.B. in der Nostalgiewelt, in Halloween-Town oder im Set zu Fluch der Karibik, dessen zweiter Teil passenderweise derzeit noch in einigen Kinos läuft und im Dezember bereits auf DVD erscheint). Die Charaktere sind ebenso schön gestaltet und animiert.

Die Musik passt sich dem Szenario an - das Repertoire reicht von langsamen (fast schon einschläfernden) Melodien bis hin zu hektischeren und dramatischeren Stücken. Ein besonderes Lob hat sich die Sprachausgabe verdient - wieder wurden die Charaktere (allen voran die Disney-Figuren) mit bekannten Stimmen ins Deutsche übersetzt. Wer das Geschnatter von Donald oder das Gegluckste von Goofy aus deren Filmen kennt, wird das sofort lieben. Einziges Manko der Sprachausgabe - sie ist nicht durchgängig zu hören. Etliche Szenen wurden einfach nur mit Sprechblasen unterlegt und der Spieler muss für sich selbst lesen, was in der Szene gerade an Dialog abgehandelt wird.

In den Kämpfen selber kann schon mal der Überblick verloren gehen, was mit unter auch an der Kameraführung liegt, die ihr auch manuell steuern dürft. Spielt man das Spiel im schwersten der drei Schwierigkeitskrade, kann so schon mal der ein oder andere Frustmoment auftauchen. Eine gute Entscheidung der Entwickler ist es daher gewesen, den Spieler neben der Wahl des Schwierigkeitsgrades auch Kurzbefehle speichern zu lassen. Dies könnt ihr über das Kampfmenü bewerkstelligen, das jedoch ziemlich umfangreich und daher nicht einfach zu bedienen ist.

Die teils unheimlich langen Zwischensequenzen sind allesamt wunderschön anzuschauen. Ein Manko bringen sie aber dennoch mit sich. Sie unterbrechen das Spielgeschehen das ein oder andere Mal für so lange Zeit, sodass man durchaus den Eindruck bekommt, doch nur einen Film zu schauen. Der Gesamteindruck des Spielflusses kommt so etwas ins Ruckeln. Gerade Gelegenheitsspieler, die mal ein Spiel zwischendurch machen wollen, könnte das vom Spielen etwas abhalten.

Rundum gelungen würde ich gerne sagen, aber dem Gelegenheitsspieler dürften die längeren Zwischensequenzen nicht gefallen. Sei's drum - Disney und Square Enix lassen mit Kingdom Hearts II ein interessantes und wirklich schönes Spiel auf die PS2-Gemeinde los. Und wer den ersten Teil gespielt hat, darf sich den zweiten auf keinen Fall entgehen lassen. Hier stimmt einfach - fast - alles, von der Grafik über den Sound bis hin zum Handling. Spieler, die den ersten Teil nicht kennen, dürften Anfangs von der Story etwas verwirrt sein, sollten aber nach kurzer Zeit ebenfalls klarkommen. Für mich ein klarer Fall - jetzt kaufen oder an Weihnachten unter den Baum legen (lassen)!