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NVA – Mission: Vorwärts immer!


An dieser Stelle könnte ich euch mit der zehntausenddreihundertundzwölften Abhandlung darüber langweilen, dass Spiele zum Film ja oftmals nicht so gut seien, ein paar aber schon, und wer diesen Text weiterläse, würde schon wissen, ob sich der Film „NVA“ und das Spiel „NVA – Mission: Vorwärts immer!“ in ihrer Qualität gleichkommen. Doch das wäre unnötig, denn Film und Spiel haben bis auf den Namen, das Sujet und ein paar Sprecher nicht viel miteinander gemein.

Krach unter Brüdern
"NVA" ist ein Rennspiel, in welchem man in der Rolle des Filmhelden Henrik ein paar verschiedene Aufgaben zu bewältigen hat, durchaus nicht nur fahrtechnische, denn zum Einsatz schwerer Waffen kommt es auch. Allzu anspruchsvoll sollte man aber nicht sein, wenn man mit dem Spiel Spaß haben möchte, denn die auszuführenden Aufträge sind weder übermäßig fordernd noch abwechslungsreich. So muss man etwa von Punkt A nach Punkt B fahren, dort etwas abholen, und dann den Weg zurück nach Punkt A machen. Auch kann das Einsammeln von Gegenständen oder das Ausschalten von anderen Fahrzeugen im Interesse von Henriks Auftraggebern liegen. Dabei kommt es die ganze Zeit über zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit anderen Fahrzeugen der NVA. Was genau die Truppenkameraden nun dazu bewegt, einen mit Raketen anzugreifen, wird so recht nicht erklärt. Vermutlich ist das eines der dunklen Geheimnisse der Geschichte der so genannten DDR, das erst durch dieses Spiel ins Licht der Öffentlichkeit geraten ist.

Kübeln auf der Landstraße
Mit fortlaufender Spielzeit kann man nach und nach unter immer mehr Fahrzeugen auswählen, je nachdem, welches einem besonders geeignet erscheint. Das geht vom normalen Geländewagen, dem so genannten Kübel, über einen LKW bis hin zum Panzer, die es wohl auch in der wirklichen NVA gab. Natürlich hat jeder Fahrzeugtyp sein Für und Wider. Ein Nachteil wohnt jedoch allen Varianten inne: Die Steuerung ist wahrlich nicht gelungen. Ursache hierfür ist, dass die eine Kameraperspektive, die einem zur Verfügung steht, und die das Gefährt von hinten zeigt, nicht auf dieses zentriert ist. Bei jedem Lenken zieht die Kamera erst nach einer ganzen Weile nach, was dazu führt, dass man selbst auf einer geraden Straße schon durch kleinste Lenkmanöver in einen Teufelskreis gerät, denn durch die Kameraführung lenkt man beim ersten Mal ein wenig zu weit, versucht dies durch Gegenlenken auszugleichen, was jedoch auch misslingt, woraufhin man wieder in die andere Richtung steuert und so weiter. Demzufolge reichen oftmals schon Kleinigkeiten, um selbst durch jahrelange Rennspielerfahrung gestählte Spieler ins Schlingern geraten zu lassen. Nach ein paar Stunden Training hat man die Sache zwar halbwegs im Griff, so richtig meistern lässt sich die Steuerung aber nicht respektive kaum.

Gute Mine im bösen Spiel
Stichwort Waffen: Es gibt satte zwei Varianten, Raketen und Minen. Mit den Raketen schießt man die Gegner ab. Die Minen legt man den Gegnern in den Weg, damit sie in ihrer allgemeinen Konfusion darüber fahren und somit aus dem Verkehr gezogen werden. Je nach Gegnerart (auch davon gibt es zwei: klein und groß) brauchen die Gegner unterschiedlich viele Attacken, um aus dem Verkehr gezogen zu werden. Hat man ein paar Gegner erledigt, kommen neue Gegner, die genau wie die vorherigen Gegner aussehen. Beim Militär legt man ja auch nicht so viel Wert auf Individualismus, erst recht nicht beim sozialistischen Militär. Kam euch in den letzten Zeilen das Wörtchen „Gegner“ ein paar mal zu oft vor? Ja? Gut, denn vielleicht kann man so das Gefühl transportieren, welches einen beim Spielen von „NVA“ ereilt. Aus allen Ecken und Enden kommt der Feind, egal, wie viele üble Gesellen man abfertigt. Auf die Dauer ist das schon ermüdend, denn heutzutage machen sich die Entwickler ja nicht einmal mehr die Mühe, sich irgendwelche absurden Ausreden dafür einfallen zu lassen, wie zum Beispiel, dass die Feinde allesamt bloße Ausdehnungen des Körpers von Erich Mielke, dem Multitalent seiner Zeit, sind.

Der nette Mief von nebenan
Wenn ein Spiel schon „NVA“ heißt und zumindest grob auf einem Film basiert, welcher den gleichen Namen hat, kann man sich denken, für welche Zielgruppe jenes programmiert wurde und was für eine Atmosphäre transportiert werden soll. Mit der Atmosphäre ist es eine zweischneidige Sache: Zum einen werden die im Spiel auftauchenden Figuren als Knubbelmännchen präsentiert, was einem Gefühl von Realität eher abträglich ist. Die Aufträge werden einem zudem in Form von schnöden Textkästen vorgesetzt, die jedoch immerhin in feinstem ostdeutschen oder russischen Dialekt beziehungsweise Akzent vorgelesen werden, teilweise von Schauspielern des Films. Insgesamt regt einen diese Präsentation nicht zum Weiterspielen an, denn allzu offensichtlich ist diese Gestaltungsweise nur Mittel zum Zweck. Sicher darf man nicht von jedem Spiel große Videosequenzen à la Wing Commander oder Command & Conquer erwarten, doch ein bisschen mehr darf es dann schon sein. Lieblosigkeit ist nicht durch einen etwas geringeren Kaufpreis zu rechtfertigen, dieser berechtigt meines Erachtens nach nur zu einer Beschränkung des möglichen Aufwands. Auf der anderen Seite wirken die Landschaft und die kleinen Ortschaften recht authentisch. Zwar sind die für ostdeutsche Landschaften typischen Alleen nicht in vollem Umfang vorhanden, doch das ein klein wenig Hügelige und die durchaus detaillierte Darstellung von Dörfern mit ihren Straßenschildern, Wegen und Häusern wissen zu gefallen. Was jedoch wirklich störend ist, ist die dem Spiel beiliegende Anleitung, denn diese beschränkt sich lediglich auf Installationsanweisungen. Zwar gibt es in „NVA“ nun nicht viele Tastenkombinationen oder ähnliches zum Auswendiglernen, doch es sind solche Dinge, die einem vor Augen führen, dass man es hier mit einem Spiel ohne wirklichen Anspruch zu tun hat.

Ein Hauch von Dampf
Die Grafik von „NVA“ leidet zum einen unter den lächerlichen Figuren und den kaum vorhandenen Spezialeffekten. Man muss nicht einmal Need for Speed: Most Wanted zum Vergleich heranziehen, selbst Need for Speed: Hot Pursuit aus dem Jahre 1998 sieht besser aus. Die Sichtweite beschränkt sich auf einen recht überschaubaren Bereich. Doch da auf der Packung ja von einer „Hi-End 3D-Realtime-Grafik mit coolen Effekten“ die Rede ist, muss dem Spiel ja eine Besonderheit anhaften, und tatsächlich: Einer der „coolen Effekte“ soll wohl in dem leicht bräunlichen Rauschen bestehen, welches den Monitor stets überzieht und offenbar an die damals vorherrschende Fernsehübertragungsqualität erinnern soll. Besonders schau schaut „NVA“ deswegen trotzdem nicht aus. Die Musik bewegt sich auf Fahrstuhlniveau, manchmal wünscht man sich einen Max Payne, der den Lautsprecher ausschießt (Na? Wer erinnert sich?). Zwar ist die Sprachausgabe, wie schon erwähnt, recht authentisch, doch während des Fahrens wird man schätzungsweise alle 30 Sekunden durch denselben Spruch genervt.

Fazit
Lieblos, leblos, leider. Zwar kann man „NVA“ nicht unterstellen, sich mit den ganz großen Vertretern des Genres messen zu wollen, im Grunde will es ja nur ein lustiges Action-Rennspiel für Zwischendurch sein. Doch dann kann es auch keine Wertung geben, die in höhere Weihen vorstößt. Wem ist „NVA“ also zu empfehlen? Wohl nur solchen, die während des Spielens aktiv in Erinnerungen schwelgen wollen, allen anderen würde schon die schlechte Steuerung die Stimmung vermiesen. Es gibt in diesem Spielesegment wahrlich Besseres, und zwar in Massen.


Lennart Griese - 29.03.2006



Gesamtübersicht: NVA – Mission: Vorwärts immer!

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
12%
Sound:
22%
Grafik:
26%
Singleplayer:
24%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Chuck Brenner
Publisher:

ca. 340 MB
CD/HD:

ca. 10 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Renn-Action
Genre: