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Cebit 2005 - Impressionen


Was bewegt einen Menschen dazu, an einem Wochenende auf die CeBit zu gehen, an genau den Tagen, an denen scheinbar ganz Deutschland auf die Messe strömt, ob nun Technik-interessiert oder nicht. Genau diese Frage habe ich mir dieses Jahr wieder gestellt, als ich, genau wie vor zwölf Monaten, durch die engen Gänge geschoben wurde um hier und da mal einen Kugelschreiber zugesteckt zu bekommen. Denn mit Werbegeschenken ist man dieses Jahr scheinbar sparsamer. Es gibt zwar noch die riesigen „Einkaufstaschen“ mit den unterschiedlichsten Firmenlogos darauf, aber nicht mehr viel, was man hineintun könnte.

Aber das ist ja auch nicht primär der Grund, weshalb man auf die weltgrößte Computer- bzw. IT-Messe reist, zumindest sollte er es nicht sein, wobei man hin und wieder ein wenig daran zweifeln kann…
Der eigentliche Grund sollte sein, sich über die neusten technischen Errungenschaften der Menschheit zu informieren oder, so wie ich, sich umzusehen, was die CeBit für Zocker zu bieten hat. Was das alles war, lest in unserem CeBit 2005 Nachbericht.

Samsung zeigt’s allen
Und damit fangen wir auch gleich an, sobald ich etwas über ein technisches Wunderwerk aus dem Hause Samsung geschwärmt habe. Ihr kennt das doch sicherlich auch, da ihr euch bestimmt auch jede eigentlich nutzlose Spielerei zulegt, sobald unsere japanischen Freunde sie aus dem Land des Lächelns in das Land der schlechten Laune und der Bürokratie exportieren, oder? Das neue Handy hat zwar eine eingebaute Kamera, aber die Bilder, die damit entstehen sind zum einen so schlecht aufgelöst wie fünf Löffel Zucker in einer Tasse Kaffee und zum anderen so schlecht auf den Rechner zu bringen, wie Windows vor dem Absturz zu retten. Also kurzum, die jetzigen Kameras, die die handelsüblichen Mobiltelefone zu bieten haben, sind eigentlich unnütz. Aber die Rettung naht, denn Samsung hat nun ein Handy in petto, mit dem jeder jederzeit sehr gute Bilder machen kann. Grund dafür ist, dass man einfach eine fünf Megapixel Kamera mit optischem Zoom mit einem Handy gemixt hat. Heraus kommt dann ein Gerät, dass zwar auch als Selbstverteidigungswaffe verwendet werden könnte, aber wenigsten hat so manch einer dann auch endlich mal was in der Hose. Auf den ersten Blick erinnert es von vorne an ein ganz stinknormales Mobiltelefon. Dreht man das Schätzchen aber um, vergisst man diesen ersten Gedanken recht schnell und ist davon überzeugt, eine nigelnagelneue Digitalkamera in der Hand zu halten, wie es sie in jedem Fotoladen zu kaufen gibt. Die perfekte Mischung also.

So jetzt aber ohne weitere Umschweife zu den Dingen, die auch den Zockern unter uns gefallen wird. Als erstes gibt es etwas für alle Konsolenbesitzer. Konsolen werden ja normalerweise an den Familien-Fernseher im Wohnzimmer angeschlossen, damit man sich dann mit Chips und Cola auf die Couch lümmeln kann, während man in, von mir aus, Halo 2 dem außerirdischen Abschaum zeigt, wo der virtuelle Hammer hängt. Stellt sich nun die Frage, wie groß denn der durchschnittliche TV-Apparat in Deutschland ist. Wenn man von etwa 55 cm Bildschirmdiagonale ausgeht, dann entspricht die etwa 21“. Natürlich ist das Bild dann größer als die meisten Computerbildschirme, aber ist es auch wirklich groß genug um mittendrin statt nur dabei zu sein? Wer jetzt mit „Nein“ antwortet, der sollte sich dann mal die neuen Fernsehgeräte aus dem Hause Samsung (ich bekomme kein Geld dafür, dass ich schon wieder Produkte von, ich sag es noch mal, Samsung vorstelle) ansehen. Da hätten wir zum einen den ersten 57“ LCD-TV der Welt (was einer Bildschirmdiagonale von ca. 144 cm entspricht) oder den weltweit größten Plasma-TV mit einer Größe von sage und schreibe 102“ (ca. 260 cm). Preise gab es leider noch keine, aber wenn ihr euch die Preise von aktuellen Plasma- oder LCD-TVs anschaut, dann könnt ihr euch ausrechnen, dass der Spaß sicherlich nicht billig wird, aber immerhin habt ihr dann ein wirklich großes Bild. Das Argument, ein Beamer käme billiger, mag zwar stimmen, aber er ist nicht halb so cool.

Spielkind!
Das nächste Gerät das hier erwähnt werden sollte, ist der Gizmondo. Dieses kleine Wunderding, das ausnahmsweise nicht aus dem Hause Samsung stammt, könnte seine direkten Konkurrenten Nintendo DS (der schon erschienen ist) und Sonys PSP (erscheint 2005) ganz schön zum Zittern bringen. Denn das kleine Schwarze kann einiges. Neben Spielen bietet der Gizmondo auch eine Kamera, die Möglichkeit Videos und MP3s abzuspielen, einen GPS-Empfänger und die Möglichkeit MMS und SMS zu verschicken. Der Speicherbedarf wird dabei durch handelsübliche SD-Speicherkarten abgedeckt. Doch nicht nur die Features können überzeugen, auch die Spezifikationen bringen den geneigten Handheld-Fan zum Staunen:

- TFT screen ~ 240 x 320 pixels
- 400 Mhz ARM9 from Samsung
- 128-bit 3D Graphics accelerator from Nvidia
- Speaker
- JPEG camera
- SD flash card reader
- Mini-USB client
- Bluetooth class 2 for multiplayer gaming
- Removable SIM card
- Removable battery
- GSM tri-band
- GPRS Class 10
- WAP 2.0
- MMS receive and send

Natürlich können die Nintendo- und Sony-Jünger jetzt kontern, dass es sich bei ihren Schätzchen um etablierte Größen auf dem Games-Markt handelt und somit zumindest der Nachschub an hochwertigen Spielen gewährleistet wird, aber auch der Gizmondo zeigt sich bei seinem Launch Mitte/Ende Mai recht verspielt, denn zu den Spielen gehören neben unbekannten Titeln auch bekannte, wie Conflict: Desert Storm II, Richard Burns Rally oder The Great Escape, die sich grafisch vor der Konkurrenz und auch fast vor dem großen Brüdern (PC, Xbox, PS2) nicht verstecken brauchen. Außerdem für den Gizmondo spricht, dass die Spiele allesamt zwischen knapp 20 Euro und 40 Euro kosten sollen, also preislich in einem bezahlbaren Rahmen liegen.
Mehr Informationen rund um den Gizmondo gibt es auf www.gizmondo.com

Eine Überleitung von einem kleinen Spielgerät zu Geräten mit kleinen Spielereien zu finden ist ziemlich schwierig und deshalb lasse ich sie einfach weg. Es gibt ja das Vorurteil, dass Gamer eine ganz besondere Spezies Mensch ist, die den ganzen Tag in einem abgedunkelten Raum, am besten noch in einem Keller sitzen, und den Begriff „soziale Kontakte“ immer im Duden nachschlagen. In wie weit dieses Gerücht teilweise vielleicht zutrifft, lässt sich schwer sagen, aber wenn man sich die Werke der Teilnehmer an der CaseMod-Meisterschaft ansieht, könnte man darin eine gewisse Bestätigung finden. Denn die meisten dieser Kunstwerke hat sicherlich eine Menge Zeit und kranken Menschenverstand benötigt. Denn wie sonst könnte jemand auf die Idee kommen, einen Computer in ein Aquarium, das mit Wasser gefüllt ist, einzubauen oder in einen ferngesteuerten Spielzeug-Truck? Ebenso kurios war die Idee einen PC in einen recht gut nachgebauten Alien-Kopf einzubauen, den Ripley vor Schreck wohl sofort zerschossen hätte.

Tief blicken lässt auch der CaseMod mit der Schaufensterpuppe. Um es kurz zu beschreiben, man nehme den Oberkörper einer weiblichen Schaufensterpuppe, schneide ihr den Rücken auf und platziere dort den Rechner. Von vorn hat man dann den bekannten weiblichen Körper mit all seinen Reizen, während das ausladende Heck Technik pur bietet. Somit verkörpert diese Variante alles was Mann begehrt…

Treffen der Giganten
Das interessanteste, was die diesjährige CeBit für Gamer zu bieten hatte sind wohl ganz eindeutig die WCG Samsung European Cyber Games, das eSport-Event 2005 in Europa. Kein Wunder also, dass der größte Teil von Halle 27 genau dafür genutzt wurde. Eine riesige Bühne, auf der die heißen Matches ausgetragen und professionell kommentiert wurden, und die zugehörige Tribüne, auf der die interessierten Zuschauer Platz fanden, waren zum einen kaum zu übersehen und wirkten zum anderen wie ein Magnet auf das, meist jugendliche, Publikum.

Was die Massen aber noch mehr anzog, als der Schnickschnack drumherum waren ganz eindeutig die Spiele und die, den eSport-versierten Zuschauern bekannten, Spieler. Die besten der Besten wurden in den folgenden Spielen gesucht:

- StarCarft BroodWar (1on1)
- WarCraft 3 - The Frozen Throne (1on1)
- Counter Strike 1.6 (5on5)
- FIFA Soccer 2005 (1on1)
- Need for Speed : Underground 2 (1on1)
- Unreal Torunament 2004 (1on1)
- Halo 2 (Xbox) (1on1)
- Project Gotham Racing 2 (Xbox) (1on1)

Die Frage, die nun die meisten sicherlich beschäftigen wird ist, ob denn auch ein deutsches Team bzw. ein deutscher Spieler irgendwas reißen konnte um sich etwas vom 150.000 ¤ großen Preisgeldkuchen abzuschneiden. Deshalb hier nun die Ergebnisse:

StarCraft BroodWar
#1ToT)Mondragon((Deutschland)
#2Android.3d(Russland)
#3

-=ALFA=-

(Spanien)

WarCraft 3 - The Frozen Throne
#14K^Grubby(Niederlande)
#24K^ToD(Frankreich)
#3

4k.zeus[19]

(Kroatien)

Counter Strike 1.6
#1Team Pentagram(Polen)
#2Sk-Gaming(Dänemark)
#3

Alternate AttaX

(Deutschland)

FIFA Soccer 2005
#1mTw.ATI|JiMmY(Deutschland)
#2x4.Alex(Russland)
#3

masi

(Spanien)

Need for Speed: Underground 2
#1Sliver(Deutschland)
#2Snil(Österreich)
#3

MadHatter980

(Rumänien)

Unreal Tournament 2004
#1devilmc(Italien)
#2Falcon(Österreich)
#3

fnatic.lauke

(Niederlande)

Halo 2 (Xbox)
#1Hankey(Deutschland)
#2DJE the KING(Frankreich)
#3

Gizmo

(Niederlande)

Project Gotham Racing 2 (Xbox)
#1King Tuur(Niederlande)
#2Sackl(Österreich)
#3Ghostdriver(Deutschland)


Natürlich gab es im ganzen Turnier mehr Spieler, als hier aufgelistet, denn es handelt sich jeweils nur um die Plätze eins bis drei, aber alle zu nennen würde den Rahmen sprengen. Für mehr Informationen und Impressionen vom Turnier empfiehlt sich der Besuch von www.wcg-europe.org

Doch am Stand der WCG wurde nicht nur jugendschutzkonform gezockt, sondern auch dafür gekämpft, dass Gaming, respektive eSports, mehr Beachtung und Anerkennung bekommt und nicht als stupide Zeitverschwendung gesehen wird. Ziel war es, dass die Besucher der CeBit, die nicht sowieso schon ständig daddelnd vor dem Rechner oder der Konsole hängen, erkennen, dass das Gaming heute schon längst zur Jugendkultur dazugehört, wie das Haushaltsloch zu Hans Eichel. Deshalb gaben sich auf der Bühne der WCG, im Zuge der „1. International Gaming and eSports Culture Conference 2005“, hochkarätige Redner die Klinke in die Hand. Zu ihnen gehörten unter anderem Jens-Uwe Intat von Electronic Arts, Rene Korte von Gamers Wear und mtw, Andrè Peschke von Krawall oder Prof. Dr. Jo Gröbel vom European Institute fort he Media, der sogar Spiele für Schulen forderte und dem Vorurteil des tumben Gamers heftig widersprach.

Alles in allem war das Event, das leider nur bis zum 13. März, also nicht die gesamte CeBit über, andauerte ein voller Erfolg, zumindest wenn es darum geht, Games in der Gesellschaft zu etablieren, damit propagandistische Berichte, wie die von „Frontal 21“, vielleicht irgendwann nicht mehr auf soviel Anklang treffen, wie sie es momentan noch tun.

Jedes Jahr auf's Neue

Bevor ich nun zum Ende komme, bleibt mir noch zu sagen, dass sich der Besuch der CeBit auf jeden Fall von Jahr zu Jahr mehr lohnt, denn in Sachen Spiele wir immer mehr geboten. Neben den genannten sehenswerten Dingen gab es nämlich noch hier und da Spielemöglichkeiten, wie World of Warcraft am Shuttle-Stand. Auch interessant war, vor allem für die etwas älteren, die Ausstellung von ATI, die die letzten gut 20 Jahre noch mal Revue passieren ließ und zeigte, wie sich die Hardware in diesem Zeitraum, bis heute, weiterentwickelt hat. Wer also im nächsten Jahr wieder spektisch zu Hause sitzt und nicht weiß, ob die weltgrößte Computermesse etwas für ihn ist, sollte dies im Hinterkopf behalten...



Sebastian Weber - 05.04.2005