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World of Warcraft (PC)


Viel ist bereits über Blizzards Online-Rollenspiel World of WarCraft geschrieben worden, praktisch überall kassierte es exzellente Wertungen. Auch wir von Spieleflut haben schon das ein oder andere Wort über dieses Spiel verloren. Was gibt es also an Neuem zu berichten, ist nicht alles schon durch unzählige Vorschauen, die auf der für alle offenen Beta-Version basieren, gesagt? Keineswegs, denn ob die große Euphorie über World of WarCraft nicht nur ein Strohfeuer ist, blieb bislang ungeklärt. Hat Blizzard das Spiel vielleicht zu einsteigerfreundlich und damit zu simpel gemacht, und was ist mit den Quests, sind sie immer so eintönig wie zu Spielbeginn? Das alles und noch so einiges mehr erfahrt ihr in unserem World of WarCraft-Test.

Alte Bekannte
World of WarCraft spielt zeitlich einige Jahre nach den ereignisreichen Geschehnissen aus WarCraft 3. Damals formten die Allianz (Menschen, Nachtelfen, Zwerge und Gnome) und die Horde (Orcs, Tauren und Trolle) notgedrungen ein Bündnis, um sich der Bedrohung durch die Brennende Legion, die mitsamt ihren Untoten die Weltherrschaft an sich zu reißen gedachte, zu entledigen. Nach einigen Auseinandersetzungen war das Unternehmen letztlich ein erfolgreiches; die Brennende Legion hatte den vereinten Kräften von Horde und Allianz zwar viel entgegenzusetzen, doch reichte dies nicht. Mittlerweile stehen Allianz und Horde wieder auf Kriegsfuß, ständig kommt es zu kleineren Gefechten. Als Spieler kann man sich einer der acht Rassen anschließen (die Untoten sind jetzt auf der Seite der Horde) und dabei die Welt der WarCraft-Serie erkunden. Dabei trifft man auch viele altbekannte Charaktere wie beispielsweise Kriegshäuptling Thrall von den Orcs. Wer die WarCraft-Strategiespiele schon gespielt hat, wird sich von Anfang an heimisch fühlen, denn auch Städte und Gebäude sehen fast genau wie in den Vorgängern aus, nur dass man sich dieses mal selber in der Welt aufhält, anstatt alles nur aus der Vogelperspektive zu dirigieren. Natürlich wurde nicht nur Altbekanntes umgesetzt - die Spielwelt strotzt nur so vor neuen Gebieten und Landschaften, die zu Abenteuern einladen. Selbst Morrowind, welches wohl die größte Welt aller Solo-Rollenspiele hat, ist nichts dagegen. Allein um alle Abenteuer in zwei Regionen zu bestreiten, dauert es für normale Spieler über zehn Stunden.

Aller Anfang ist leicht
Wer sich vorher nicht großartig für Rollenspiele interessiert hat, braucht keine Angst zu haben, mit mysteriösen Abkürzungen und Zahlenwerten à la Dungeons & Dragon erschlagen zu werden. Schon bei
der Charaktergenerierung fällt auf, dass Blizzard es sich zum Ziel gemacht hat, den Einstieg so einfach wie nur irgend möglich zu gestalten. Rassen- und Klasseneigenschaften, an Klassen stehen Krieger, Paladin, Magier, Priester, Schurke, Jäger, Schamane und Druide zur Auswahl, werden komfortabel in nebenstehenden Fenstern erklärt, während man sich das Ebenbild seiner selbst zu erstellen versucht. In den meisten Fällen wird es wohl auch beim Versuch bleiben, denn wie schon in unserer Vorschau beschrieben, beschränkt sich die Einflussnahme auf das Aussehen des Charakters auf Kleinigkeiten wie Frisur und Gesicht. Größe, Gewicht und andere Einstellungen, wie man sie in fast jedem modernen Sportspiel bei der Erstellung eines Spielers vorfindet, sucht man in World of WarCraft vergeblich. Das ist wirklich sehr schade, soll ein Rollenspielcharakter doch auch ein Ausdruck der Persönlichkeit desjenigen sein, der ihn spielt. So ähneln sich die Figuren einer Rasse doch sehr, nur aus nächster Nähe lassen sich Unterschiede erkennen. Wer zuviel Geld übrig hat, kann sich bei Schneidern bunte (und sündhaft teure) Kleidungsstücke kaufen, um sich wenigstens auf diese Weise etwas hervorzuheben.

Die ersten Schritte im Spiel werden durch ständig aufpoppende Hilfekästen erleichtert. Die ersten Aufträge der Marke "Töte zehn Hühner" sind schnell erledigt, und eh man sich versieht, hat man auch schon die ersten paar Levelaufstiege gefeiert. Dadurch steigt natürlich die Motivation, denn selbst als
Anfänger kann man schon in relativ kurzer Zeit relativ viel erreichen, jedenfalls bis circa Level zehn. Ab dieser Stufe dauert es allmählich immer länger, bis man einen Level aufsteigt, und auch die Missionen werden langsam anspruchsvoller. Das Punktesystem bei Rüstungen und Waffen ist sehr unkompliziert: Je höher die Zahl der Waffe, desto mehr Schaden richtet sie auch an. Zwar kommt es auch darauf an, wie gut der Charakter die jeweilige Waffenform (zum Beispiel Kolben, Stäbe, Zwei- oder Einhandschwerter) beherrscht, dennoch blickt man hier anders als etwa bei Spielen wie Baldurs Gate sofort durch, welche Rüstung nun besser ist. Doch alle diese Gebrauchsgegenstände sind dem Verschleiß unterworfen, weshalb man nach jedem längeren Ausflug in die Wildnis bei den örtlichen Waffen- oder Rüstungshändlern seine Sachen gegen Geld reparieren lassen muss.

Ritter Dagobert auf Drachenjagd
Die Qualität der Quests macht sicherlich einen entscheidenden Faktor aus, ob World of WarCraft nun Spaß macht oder nicht. Zu Anfang sind die Missionen äußerst simpel. Mal muss man eine gewisse Menge Monster töten, mal muss man deren fallengelassene Gegenstände beim Auftraggeber abliefern. Das
könnte auf Dauer ganz schön langweilig werden, doch glücklicherweise geschieht das nicht. Zum einen fügen sich alle Quests gut in die Atmosphäre der WarCraft-Welt ein und erzählen alle eine kleine Geschichte für sich selbst. Ist doch immerhin ganz nett zu wissen, dass die Lederstücke, die man umherstreunenden Monstern abzieht, für einen Schneider sind, der diese unbedingt benötigt, um sein Meisterwerk zu vollenden, oder dass man eine Uhr aus einem mit Monstern voll gestopften Haus nur deshalb holt, um einem Architekten das Lieblingsspielzeug seiner Kindheit wiederzubringen. Im weiteren Verlauf gewinnen die Quests dann immer mehr an Komplexität: So soll man beispielsweise auf den Grund eines Sees tauchen, um die Ursache für dessen Verschmutzung herauszufinden. Oder es gilt, zehn kränkelnde Gazellen mit einer Medizin zu heilen. Auch Schatzsuchen finden statt, wenn man als Druide losgeschickt wird, zwei Hälften eines Talismans zu finden, und man vorher die örtliche
Bevölkerung nach deren Aufenthaltsort befragen muss, um dann doch noch eine ganze Weile mit der Suche beschäftigt zu sein. Hat man sich einer Gruppe angeschlossen, kann man sich auch in so genannte Instanz-Dungeons wagen. Hierbei handelt es sich um Höhlen, die mit ziemlich harten Gegnern nur so gespickt sind. Zudem wird für jede Gruppe ein persönlicher Dungeon generiert, in dem sich dann also keine anderen Spieler aufhalten, so dass es nicht zu Streitigkeiten um das Recht des Erledigens von Gegnern kommen kann. Alles in allem werden die Aufträge mit fortschreitender Spieldauer immer komplexer und auch besser, man muss also keine Angst haben, dass man die ganze Zeit den gleichen Auftrag spielen muss, in dem nur die Gegner unterschiedliche Namen haben.

Bündnispolitik
Wer am liebsten als Einzelkämpfer durch die Lande zieht, kann dies natürlich tun. Nur stellt sich dabei die Frage, ob man dazu unbedingt World of WarCraft spielen muss, dass durch seine monatlichen Gebühren ja letztlich mehr als ein Offline-Rollenspiel kostet. Spiele wie Gothic 1 und 2 oder Baldurs Gate 2 mögen zwar eine kleinere Spielwelt besitzen, für reine Einzelspieler wären diese allerdings wohl die bessere Wahl, da es hier eine durchgehende Hintergrundgeschichte und noch fesselndere Missionen gibt.

Wer World of WarCraft spielt, sollte sich also früher oder später der Tatsache stellen, dass er das Spiel nie ganz für sich alleine hat. Überall wuseln andere Spieler umher, falls man sich nicht gerade eine besonders abgelegene Ecke sucht. Diese Tatsache kann genutzt werden. Entweder schließt man ab und zu Zweckbündnisse für bestimmte Quests, denen man alleine noch nicht gewachsen wäre, oder man spielt mit Freunden, mit denen man eine eingespielte Truppe bilden kann. Hierbei kann man sich wieder zwischen zwei Dingen entscheiden: Zum einen kann man Bekannte in seine Freundesliste aufnehmen, so dass man immer informiert wird, wenn diese online sind. Dann bildet man eine Gruppe, die sich jedoch automatisch auflöst, sobald man das Spiel verlässt. Eleganter ist es eine Gilde zu gründen. Hierfür benötigt man die „Unterschriften“ von zehn Mitgliedern und zehn Goldstücke, was wirklich eine sehr große Menge Geld ist, um den Wappenentwurf für ein Gildenwams in Auftrag zu geben. Um einer Gilde beizutreten, müssen sich die einzelnen Mitglieder dann diesen Wams für je ein Goldstück kaufen. Doch die Mühe zahlt sich aus: Man kann sich stets über alle Gildenmitglieder informieren, es gibt einen eigenen Chat-Kanal nur für die Gilde. Zudem ist eine Gilde in Ränge aufgeteilt, so dass eine straffe Organisation möglich ist. Wem all dies noch nicht reicht, kann mit seinem Gildenwams angeben, denn Spieler, die in keiner Gilde sind, haben nicht die Möglichkeit, sich überhaupt irgendeinen Wams überzustreifen.

Das Schwert in der Hand
Das Kampfsystem ist sehr actionreich, am besten kann man es als eine Art Mischung aus dem von Gothic und Baldurs Gate beschreiben. Zwar führt man die einzelnen Schwertstreiche nicht selber aus. Stattdessen klickt man den Gegner an, und sobald dieser in Reichweite ist, beginnt der Kampf automatisch. Dabei werden über dem Gegner die durch einen Schlag jeweils angerichteten
Trefferpunkte angezeigt. Das klingt vielleicht nicht übermäßig spannend, doch es kommt nicht nur auf die Stufe der Kämpfe an. Zu einem großen Teil entscheidet der richtige Einsatz von Spezialfähigkeiten über Sieg und Niederlage. So kann es passieren, dass man einen bis zu drei Stufen besseren Gegner (Profis schaffen bestimmt noch mehr) durch das geschickte Einsetzen seiner Zauber und Fähigkeiten klein kriegt. Diese kann man bei Lehrern für die Klasse des Charakters erlernen, wobei man hier auch wieder ordentlich Moneten loswird. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, ab Stufe zehn bei jedem Levelaufstieg zu entscheiden, welche Fähigkeiten man verbessern möchte. Pro Levelaufstieg erhält man dann einen Fähigkeitenpunkt, den man auf verschiedene Fähigkeiten aus einer von drei Kategorien aufteilen kann. Selbst, wer bis Level 60 spielt, wird nicht alle Felder auswählen können, was dazu führt, dass jeder Spieler seinen eigenen Weg gehen kann, auch wenn man hier sicher noch größere Diversifizierungsmöglichkeiten hätte anbieten können.

Die KI der Gegner ist zwar ganz annehmbar, zum Beispiel helfen in der Nähe Stehende ihren angegriffenen Freunden, doch gerade Online-Rollenspiele bieten sich für den direkten Wettkampf, also den Kampf Spieler gegen Spieler, an. Leider ist das PvP-System momentan noch nicht so, wie man es sich erträumen könnte. Zunächst sei hier erwähnt, dass man zu Spielbeginn auswählen kann, ob man auf einem PvE- oder einem PvP-Server zu spielen gedenkt. Auf PvE-Servern gibt es zwar auch die Möglichkeit, andere Spieler zu Duellen herauszufordern, doch letztlich haben diese keine Auswirkungen, außer vielleicht der gekränkten Ehre des Verlierers. Auf PvP-Servern dagegen ist es ein bisschen einfacher, sein Leben zu verlieren. So ist die Welt in drei Territorien eingeteilt: verbündete, neutrale und feindliche. Auf eigenem Grund und Boden kann man solange nicht von Eindringlingen der anderen Fraktion (entweder Horde oder Allianz) angegriffen werden, solange man nicht selbst einen von ihnen
angegriffen hat. Ist dies geschehen, wechselt man automatisch in den PvP-Modus, der sich die nächsten paar Minuten auch nicht wieder deaktivieren lässt. Anzumerken ist noch, dass man hierbei wirklich sterben kann und erst nach dem Marsch vom Friedhof zur eigenen Leiche wieder ins Geschehen einzugreifen vermag. Begibt man sich in neutrales Territorium, kann jeder jeden angreifen, auf feindlicher Seite gilt man gleich von Beginn an als Freiwild. Oft kommt es vor, dass eine große Gruppe der einen Seite sich zu einem so genannten „Raid“ aufmacht. Dieser besteht dann darin, zu den Feinden vorzurücken und so viele Spieler der anderen Seite wie möglich zu erledigen. Leider kann man dabei langfristig nichts gewinnen, weshalb der pure Spaß an der Sache die treibende Kraft ist. Um am meisten Spaß bei einem solchen Unterfangen zu haben, sollte man die Sache allerdings von langer Hand planen. Ansonsten ist einfach nur ein Haufen Einzelkämpfer unterwegs, die sich noch nicht einmal über den Weg einig werden. Dabei kann es zu wandertagsartigen Szenen ausarten, wenn die Hälfte der Gruppe stehen bleibt, der vordere Teil jedoch einfach weitermarschiert. Blizzard will in der nächsten Zeit hart am PvP-System arbeiten. So soll es Ehrenpunkte geben, die besonders tapferen Spielern Offiziersränge und Zugang zu besonderen Gegenständen verleihen. Auch groß angelegte Schlachten sollen stattfinden, doch da zum Zeitpunkt des Tests noch nichts Derartiges geschehen ist, finden solche Ankündigungen keinen Weg in die Endnote.

Warte mal kurz, ich warte mal eben
Zum Verkaufsstart gab es einige Probleme, was die Verfügbarkeit der Server und die sich in Ping ausdrückende Spielbarkeit angeht. Doch bereits einige Tage danach lief es größtenteils einwandfrei. Manchmal kommt es vor, dass die Server ein paar Stunden wegen Wartungsarbeiten heruntergefahren werden müssen (regelmäßig Freitags von 7 bis 11 Uhr), doch alles in allem gibt es wenig, worüber man sich beklagen kann. Fehler sind mir im Spiel keine begegnet, und falls es doch mal welche geben sollte, so ist die Unterstützung von Blizzard in solchen Angelegenheiten vorbildlich.
Die Grafik hat sich seit der Beta-Phase nicht verändert und ist immer noch als sehr schön zu bezeichnen. Sie läuft auch auf schwächeren Rechnern und vermittelt einem das Gefühl, in einer lebendigen Welt umherzulaufen, und nicht, wie bei anderen Online-Rollenspielen, einfach nur auf einem sterilen Feld zu stehen, um so schnell wie möglich Level 599 zu erreichen. Die Sichtweite ist relativ hoch, obwohl man Gegner durchaus in einiger Entfernung einfach so erscheinen sieht. Die einzigen Ladezeiten (die auch noch ziemlich kurz sind) muss man beim Spielstart, beim hin- und herreisen zwischen zwei Kontinenten oder beim Betreten von Instanz-Dungeons in Kauf nehmen. Ansonsten ist das Spiel wie aus einem Guss. Es gibt eine Unzahl an unterschiedlichen Regionen und Landschaften, von denen jede eine andere Atmosphäre vermittelt. Der Sound ist ebenfalls sehr gut, auch wenn nicht alle Gespräche mit NPCs vertont sind, sondern nur die Begrüßung sowie der Abschied. Die Chatfunktion hätte etwas komfortabler gelöst werden können, großartig störend wirkt sie sich aber nicht aus.

Fazit
World of WarCraft ist wirklich ein Spiel für jedermann. Es hat genügend Komplexität, um Profis auch langfristig zu fordern, und nimmt dabei unerfahrene Spieler an die Hand, um sie für das Spiel zu begeistern. Es gibt so viel zu entdecken, dass man auch nach Wochen des Umherwanderns noch längst nicht alles gesehen hat. Das Spiel schafft es, dass man sich trotz der gewaltigen Anzahl an Mitspielern als "der Held" fühlt, was eine der Hauptstärken darstellt. Auch der Suchtfaktor nach dem Motto "Die Quest noch, dann ist aber wirklich Schluss!" glänzt durch Anwesenheit. Details wie die etwas einförmigen Charaktermodelle oder das unfertige PvP-System trüben den Gesamteindruck zwar, aber nicht so weit, als dass man hier nicht von einem großartigen Spiel sprechen müsste. Auch angesichts der Tatsache, dass Blizzard bestimmt noch viele Verbesserungen einbauen wird, kann man World of WarCraft jedem mit bestem Gewissen empfehlen.


Lennart Griese - 06.03.2005



Gesamtübersicht: World of Warcraft (PC)

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
92%
Sound:
87%
Grafik:
88%
Singleplayer:
91%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

800 Mhz, 256 MB RAM, Geforce 2, Direct X9
System:

ca. 4 GB
CD/HD:

Online Rollenspiel
Genre: