Angeblich sterben die Deutschen aus, immer mehr Ehen scheitern, es werden weniger Kinder gezeugt und die Zahl der Einzelhaushalte wächst. Die Kontaktseiten im Internet boomen und da ist es auch kein Wunder, dass Deep Silver den Spieler mit "Singles - Flirt up your life" aus der Reserve locken will. Ob das mit den Pixelhelden des Spiels gelingt?

Wer allein durch das Leben streift, kann seine Fähigkeiten im Beziehungsleben testen - zumindest soll das virtuell bei "Singles" möglich sein, wenn der Spieler zwei Charaktere unter einem Dach leben lässt. Die Zusammensetzung dieser Zwangs-Wohngemeinschaft könnt ihr selbst bestimmen, indem aus den insgesamt zwölf Spielfiguren jeweils ein männliches und ein weibliches Wesen auswählt werden. Die Vorgeschichte: Einer der beiden hat eine Wohnung, der andere darf aus Kostengrüden mit einziehen - und der Spieler hat die Fäden in der Hand, kann die zwei mitunter ungleichen Charaktere miteinander verkuppeln und am Ende steht dann eventuell die Hochzeit und ein Ferienhaus am Strand. So könnt ihr flirten was das Zeug hält, habt auch noch die romantische Schiene parat, um das Gegenüber zu becircen oder könnt euch auch mal nur freundschaftlich unterhalten. Daneben muss der Spieler darauf achten, dass die Grundbedürfnisse der beiden flirtenden Bewohner nicht zu kurz kommen: Essen, Zähne putzen, duschen, der Gang zur Toilette oder auch das Lesen eines Buches steht bei den Virtuellen hoch im Kurs - und hebt das Wohlbefinden des Charakters.

Die Steuerung des Spiels ist simpel und übersichtlich: Mit einem einfachen Mausklick könnt ihr zwischen den beiden Figuren hin- und herschalten, was das Flirten oft vereinfacht. Ein Klick auf den Kühlschrank und ihr habt einen Überblick über die Aktionsmöglichkeiten, den Küchentisch könnt ihr reinigen und auch den Boden saugen - alles so, wie in einer richtigen Wohngemeinschaft. Oder wie in einer richtigen Beziehung. Spannung kommt aber dennoch nicht so recht auf, denn letztlich geht es nur darum, die Werte Liebe, Freundschaft und Erotik so schnell wie möglich bei beiden Charakteren nach oben zu treiben. Das Schema ist leicht zu durchschauen und binnen weniger Stunden hat man das Pärchen beim Sex im Bett erwischt und kurz darauf ist auch die Hochzeit angesagt. Danach sinkt der Spielspaß zunehmend in den Keller, denn Abwechslung ist bei "Singles" kleingeschrieben. Zwar kann jede der Spielfiguren seine Fähigkeiten verbessern, kann schneller Putzen, witziger sein, erotischer flirten, besser kochen oder auch auf der Karriereleiter nach oben klettern und dadurch mehr Geld verdienen, aber das gibt dem Spiel auch keine überraschenden Momente.

Einer der zentralen Punkte des Spiels ist die Gestaltung der Wohnung: Im "Bauen"-Modus kann der Spieler die Wände in vielen Farben tapezieren, auch Strukturtapeten sind möglich. Verschiedene Bodenbeläge erhöhen das Wohlbefinden der Spielfiguren ebenso wie ein Designer-Sofa oder ein schicker Fernseher. Verdient ihr erst genügend Geld, lässt sich so die Wohnung zu einer gigantischen Luxusbude ausbauen, ihr könnt die Figuren am Rechner chatten lassen oder am Sandsack boxen lassen, damit sich der Spaßfaktor bei den Charakteren erhöht.

Wie meinen? Ja, die Sprachausgabe bei "Singles" ist etwas undeutlich. Oder um es anders auszudrücken: Eine Fantasiesprache tönt aus den Lautsprechern, die im Tonfall andeutet, dass es sich um Romantik, Erotik oder einen Witz handeln könnte. Nervig ist diese Sprache aber binnen weniger Minuten; lustig ist es zu keinem Zeitpunkt. Die weiteren Klänge, wie das Geräusch des Fernsehers oder die Dusche sind gut umgesetzt, sind aber auch keine akustischen Leckerbissen. Ganz nett ist die Möglichkeit, die euch die nach dem Kauf des Radios erwartet: MP3-Dateien, die im Ordner "Eigene Musik" liegen, werden auf Wunsch abgespielt und sorgen für eine klangliche Verbesserung, denn die Hintergrundmusik ist nach kurzer Zeit nervig.

Grafisch haben die Entwickler ordentliche Arbeit abgeliefert: Die Charaktere sind gut animiert, hier und da sind die Gefühlsregungen auch im Gesicht zu erkennen. Die Wohnung ist mit vielen Details ausgestattet, das Duschen oder Baden ist ein optischer Genuss - und das nicht, weil die Charaktere nackt sind. Das lässt sich im Übrigen kinderleicht einstellen: Die Kommode bietet der Spielfigur einige Kleidungsstücke zur Wahl - somit ist auch das "Nackt-Putzen" möglich und findet sogar in der Beziehungsgeschichte der Charaktere einen Platz. Die Auswahl der schicken Tapeten übersteigt jedoch deutlich das Volumen des Kleiderschranks.

Wem ist dieses Spiel zu empfehlen? Wer mal testen will, ob er für eine Beziehung geeignet ist, der kauft sich "Singles" und erfährt, auf was man alles achten muss. Schließlich ist das Miteinander nicht so einfach, ein Kuss hier, ein Geschenk da und das Kuscheln im Bett sollte man auch nicht vernachlässigen. Dummerweise ist das Spiel definitiv langweiliger als eine reale Beziehung und auch wenn es zusätzlich die Möglichkeit gibt, die Wohnung nach eigenen Wünschen umzugestalten und auszubauen, so ist die Langzeitmotivation gleich Null. Ich empfehle für 35 Euro ein Abendessen mit der zukünftigen Herzdame beim Italiener, da winkt am Ende vielleicht mehr als ein virtueller Kuss.