Club Football 2005 (XBox)
Fußball ist bekanntlich nicht nur in unserem Lande, sondern in vielen Teilen Europas der beliebteste Sport. Wieso also nicht auch Spiele entwickeln, die ganz speziell nur auf Fans bestimmter Vereine abzielen? Genau das dachte sich auch Codemasters und beschenkte den europäischen Spielemarkt mit Fußballspielen zu den europäischen Top-Vereinen. Warum aus Deutschland in der neuen 2005er Auflage der Club Football-Edition nun neben Bayern München ausgerechnet Borussia Dortmund und der Hamburger SV die Ehrung fanden, ein eigenes Spiel zu bekommen, ist eine der Fragen, die in unserem Test beantwortet wird.
Die Idee an sich war gar nicht so schlecht: Die Jungs von Codemasters hatten sich überlegt, ein Fußballspiel auf den Markt zu bringen, dass sich spezifisch auf ein Team konzentriert. Die erste Umsetzung, die im vergangenen Jahr erschienen war, hinterließ dabei allerdings keinen sonderlich guten Eindruck. Ein schlechtes Gameplay konnte nicht durch die anderen Features wieder aufgefangen werden. Jetzt ist die neue Version auf dem Markt: "Club Football 2005" und damit auch die Frage, ob es eine Fortsetzung oder Weiterentwicklung bisheriger Umsetzung ist.
Der Fan ist König
21 Vereine haben ihre eigene Club Football 2005-Version, in Deutschland sind dies der FC Bayern München, Borussia Dortmund und der Hamburger SV. Die erste Frage, die sich dem Laien hier sicherlich stellt ist, warum es nur diese, oder besser ausgedrückt, diese Vereine sind. Wer die Antwort kennt, hat auch schon die erste Lektion des Fernstudiums "Marketing für Anfänger" verstanden. Wie dem auch sei, weitere Vereine sind vorerst nicht in Planung. Damit ist die Zielgruppe der Käufer auch klar vordefiniert: Die Fangruppen der drei Vereine. Und denen wird grundsätzlich einiges geboten, angefangen bei einer farblich sehr vereinsgetreuen Gesamtumsetzung, bis zu den Menü-Bildern und natürlich dem Intro. Es ist eine schöne Atmosphäre, die sich beim Start des Spiels bildet, für einen jeden Fan sicher ein Genuss, so nahe an seinem Verein zu sein. Man merkt, die Entwickler haben hier ein wenig Mühe ins Detail gesteckt, so jongliert z.B. ein zufällig gewählter Spieler während der Hauptmenüwahl die ganze Zeit im Hintergrund mit dem Ball herum - nett.
Von Szenarien und Panini-Bildern
Das Spiel selbst beinhaltet alle üblichen Modi, die ein Fußballspiel heute haben muss: Freundschaftsspiel, Ligabetrieb (hier in Form einer Superliga der Club Football-Teams), eigene Turniere und Spiele, alles ist vorhanden. Kleines Highlight ist dabei der sogenannte Szenario-Modus, in dem der Spieler zwischen verschiedenen Spielen wählen kann, die in der Vereinshistorie eine Bedeutung hatten, und diese quasi zu Ende spielen kann. Eine witzige Idee, die man sicher aber noch weiter hätte ausbauen können. Ein weiteres Feature des Spiels ist das Panini-Sammelalbum, in dem ihr, nach erfolgreich bestrittenen Spielen, eure Credits in Bilder tauschen könnt und so in den Genuss von alten Vereins- und Spielerfotos kommen könnt - eben etwas für echte Fans. Letztes, zu erwähnendes Feature ist noch die Möglichkeit, einen eigenen Spieler zu erstellen, den ihr dann in euer Team einbauen könnt und so noch näher an den Erfolgen eures Vereines dabei seid. Leider gibt es keinen Online-Modus, der in der 2005-Edition eigentlich aber gar nicht fehlen dürfte - Schade für die Fans, die sich mal untereinander messen wollen.
Schiri, pfeif endlich ab
Damit sind die guten Seiten des Spiels aber auch schon erzählt, denn was dann kommt, sobald ihr das Spiel startet, ist leider traurige Realität und fernab von der bisher so beschaulich aufgebauten Fanwelt. Das Gameplay und die Ballphysik sind ein Grauen für jeden, der in seiner Spieler-Karriere schon einmal mit Fifa oder PES in Kontakt gekommen ist. Die Bewegungen der selbstgesteuerten Spieler sind hart und abgehackt, man erkennt keine wirklichen Unterschiede in der Stärke der einzelnen Spieler und die Torhüter bewegen sich, als wenn sie doch lieber einen anderen Job hätten. Besonders schlimm ist die KI bei den Gegnern: Wenn man einem bestimmten Raster auf dem Platz folgt, kann man es über den halben Platz schaffen, ohne das sich ein Gegenspieler in der Nähe des gesteuerten Spielers auf den Ball zu bewegt - noch Fragen? Hinzu kommt, dass es grafisch eher einem grüngefärbten Eisfeld als einem Rasen ähnelt, wenn die Spieler darüber hinweg gleiten, auch hier geht viel Spielspaß verloren. Um dem ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, haben sich die Entwickler auch für Club Football 2005 das ultimative Zusatzfeature für das Gameplay ausgedacht: Den "Precision Trigger" für "Ballkontrolle auf Weltniveau". Klingt nett, bringt aber nichts und ist auch nicht spektakulär umgesetzt. Man bekommt schnell den Eindruck, dass die Jungs von Codemasters sich sehr lange mit der Konkurrenz beschäftigt, die eigenen Hausaufgaben aber leider nicht gemacht haben.
Ist das nicht der Ballack?
Wenn es am Gameplay hapert, bleibt einem vereinsbezogenen Spiel eigentlich nur noch die Möglichkeit, grafisch ein paar Pluspunkte zu sammeln. Die Gesamtumsetzung ist in Ordnung, hat aber ihre Macken, wie z.B. der bereits angedeutete Rasen, worauf es aber ankommt, sind die Spieler. Und hier halten sich die gelungenen und nicht gelungenen Umsetzungen der Gesichter der Vereinsstars die Waage. In der Testversion von Bayern München zum Beispiel läuft ein lebensnaher Michael Ballack über den Platz, während man sicher schon einmal einen besser nachempfundenen Oliver Kahn irgendwo gesehen hat - sicher. Schade also, dass auch hier nicht all das umgesetzt wurde, was vielleicht möglich wäre.
No comment
Als letztes ein paar Worte zum Sound. Die musikalische Untermalung ist angenehm und bedarf keiner weiteren Erwähnung, allerdings sind auch hier bei den Kommentatoren und den Stadiongeräuschen zwei Punkte zu kritisieren. Marcel Reif und Paul Breitner sind vielleicht ganz gut gewählt, ihre Sprüche nerven aber ziemlich schnell und sind leider oftmals auch nicht wirklich passend. Warten wir also weiterhin auf den perfekten Kommentator. Und leider ist auch die Stadionatmosphäre Verbesserungsfähig: Wenn man so ein Spiel nur auf einen Verein zuspitzt, dann sollte es doch zumindest möglich sein, dieses dann mit Fangesängen der eigenen Mannschaft voll zu stopfen, oder? Hier leider Fehlanzeige und damit auch sehr zu bemängeln.
Fazit
Club Football 2005 ist immer noch nichts. Genau wie der Vorgänger fehlt es, um einen längeren Spielspaß zu garantieren, an allen Ecken und Enden. Es schleicht sich schnell der Eindruck ein, dass hier nicht viel Wert darauf gelegt wird, dass der Fan das Spiel des Spiels wegen kauft, sondern nur wegen des Vereinswappens. Und genau dies ist, bei der Marktkonkurrenz, ein verheerender Fehler, denn jeder kann z.B. aus Fifa Football 2005 seine eigene Vereinsedition machen, wenn er will - und das wesentlich besser, umfangreicher und ausgereifter als Club Football 2005 es vormachen will. Passt also ins Bild, dass Codemasters die Club Football-Serie, wie jetzt verlautet ist, einstellen will und wir uns hier bereits mit einem todgeborenen Kind befassen. Es scheint auch besser so zu sein.
Gesamtübersicht: Club Football 2005 (XBox)
Unsere Bewertung:
Langzeitmotivation:
Langzeitmotivation:
55%
Sound:55%
Grafik:70%
Singleplayer:60%
Multiplayer:55%
Informationen zum Spiel:
Hersteller:
Hersteller:
Publisher:
ca. 55 Euro
Preis:
Deutsch
Sprache:
Sportspiel
Genre: