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Joes Birthdayparty

Es war ein ganz normaler Tag. Ich stand auf und ...
Mist, es war mein Geburtstag und so hoffte ich, dass ich wieder mal unbehelligt ein Jahr durchflutschen konnte, doch irgendwie lief mal wieder nichts so wie gewollt. Dass mich mein Geburtstagstisch nun irgendwie leicht mit Bugsbaum dekoriert begrüßte, war nichts Neues und aus den Vorjahren bekannt. Nun wurde mein Klagen nach einer längeren Bettdecke erhört, denn ständig ragten meine Füße unter der Bettdecke hervor, was nun durch die 2,20 Meter der neuen Bettdecke vermieden werden sollte. Aber das sollte dann noch nicht ganz alles sein, so erspähte ich eine klassische Marktkauftüte, aus der weitere rote Plastiktüten aus der Käseproduktion der ehemaligen DDR ragten, und mir war sofort die Herkunft meiner Großeltern bewusst. Ein rascher Blick enthüllte mir dann auch schnell den Inhalt, welcher aus einer Tüte meiner favorisierten Raffaello, einer Tüte mit eigenen Haselnüssen, einer Tüte mit leckerem Räucherkäse und einer Tüte mit den ganz kleinen Zwiebeln bestand, die ich immer so gern aß. Einen Blick weiter entdeckte ich dann die Geburtstagstorte meiner Mutter, an welcher sie lange am vorhergehenden Tag gebastelt hatte. Es entpuppte sich wie jedes Jahr als eine Schokocremetorte, die diesmal jedoch ein bisschen mehr sein sollte. Nun dachte ich mir nichts weiter dabei und machte mich daran, für Chemie und Ethik zu lernen. Schnell schmierte ich die Schulschnitte und packte eine Mandarine ein. Somit komplettierte ich auch die Vorbereitungen für die Schule mit dem Zähneputzen und dem abschließenden Gang zur Toilette, was nun das morgendliche Ritual beenden sollte.

Meine Mutter stand nun doch noch extra auf, um mir mit einem hinter einem Vorhang versteckten Becher voll Sand und 18 Kerzen zu einem herzlichen Geburtstag zu gratulieren. Das war dann auch minder peinlich und ich nahm auch noch den neuen Bettbezug in Empfang. Guter Dinge trat ich meinen Weg zur Schule an, welcher bei fünf Minuten äußerst kurz und angenehm ist. Währendessen erlaubte ich es mir wieder ein wenig, in einem Buch zu schmökern, zu welchem ich in 20 Tagen ein Review schreiben muss. Doch es warten noch weitere 100 Seiten auf mich, und so muss ich mich mal langsam ranhalten, da ich zum Lesen, neben meinen vielen anderen Tätigkeiten, nur noch bei Dingen wie dem Schulweg, dem Warten auf dem Parkplatz oder der Interneteinwahl komme. So hoffe ich auch, dass die ganze Schose noch fertig wird, sonst kriege ich von Holger eins auf den Deckel.

In der Schule angekommen, beglückwünschten mich dann auch Frank und Jessica, was ich dankend annahm, jedoch machte ich nie einen großen Hehl aus der ganzen Sache, und so wollte ich meinen Geburtstag bescheiden unter Verschluss halten. Wenn ich mich recht entsinne, gratulierte mir auch noch Kathi nach Stefan D. So weit, so gut, noch keine großen Überraschungen, was auch den Englischunterricht angenehm angenehm gestaltete. Auf dem Weg zu Deutsch philosophierte ich noch mit dem Herrn Wusterhausen über pH- und pOH-Werte, als mich der liebe Martin Funk abfing und mich ebenfalls auf meinen Geburtstag ansprach. Stefan Ziegler schlich sich dann zu allem Überfluss unbemerkt an mich heran, um mich mit einem „Glückwunsch“ von hinten zu erschrecken, was mich dann schon wieder ein wenig verlegener stimmte, doch nichtsdestotrotz machte ich meinen Weg durch Deutsch. Auch die Hofpause sollte mich in der üblichen Runde nicht verschonen, und so durfte ich auf Muffies Hinweis nun Glückwünsche von Julia, Frauke, Anke, Sandra und Kathleen entgegennehmen, was mich dann der Verlegenheit, die mir nicht anzusehen war, doch etwas näher schob, doch gebe ich den Link nachher noch Muff, Martin und Julia *g*.

Leise predigte ich mir wieder vor, dass doch alles gut werden würde, und so überstand ich außer den an die Klasse gehaltenen Appell in Chemie meinen 18. Geburtstag in der Schule ganz passabel. Leider sollte mich zu hause noch viel Schlimmeres erwarten, denn ich wollte ja jetzt endlich nach meinem amerikanischen auch meinen deutschen Führerschein in Besitz nehmen, mit dem ich dann auch „legal“ fahren könnte. Doch das Unterfangen erwies sich schwieriger als gedacht, und so stellte sich nach drei Telefonaten heraus, dass ich meine Unterlagen von der Fahrschule abholen müsse, um meinen Führerschein bei der Dekra zu erhalten.

Also, auf ging es: Zuerst zu Maik, ein Blatt Papier holen, der mir schon in der Schule gratuliert hatte, dann zum Arzt, meine Krankenkassenkarte für eine Abrechnung vorbeibringen, wobei die Sekretärin mich vorbildlich lobte, dass ich selbst am Geburtstag an so etwas denke. Bei der Fahrschule bekam ich ebenfalls mit freundlichen Geburtstagswünschen meine Unterlagen ausgehändigt, mit denen ich es in 15 Minuten durch ganz Halle schaffte (Rekord). Lustigerweise stolperte ich noch meinem Fahrlehrer bei der Dekra über den Weg, der gerade einen Prüfling durch die praktische Fahrprüfung begleitet hatte. In dem Moment war ich froh, diese umgangen zu haben. Leider musste ich meinen amerikanischen Führerschein bei der Dekra abgeben, um meinen deutschen zu erhalten. Nun darf ich meinen alten zwar wieder haben, dazu muss ich aber erst zum Ordnungsamt rennen. Daraufhin ging es auch noch zu Obi, um für meine Mitbewohnerin noch ein paar Sachgegenstände für die Fachhochschule zu besorgen. Leider brauchte ich dann auch gleich mal ganze 45 Minuten, um alle Staugefahren in Halle zu umgehen und endlich nach Hause zu kommen.

Kurz nach unserem Eintreffen erschien auch schon meine Mutter, die mit uns (Corinne und mir) Kaffee trinken wollte, was wir dann auch taten, und nun entdeckte ich die Schokocross/Vanilleschicht/Wiener-Boden-Kombinationen in der Torte, welche, wie ich anmerken muss, die beste Torte in all den 18 Jahren ist!
Ich wollte dann auch eigentlich früh ins Bett gehen, da am nächsten Tag eine Ethikklausur folgen sollte, doch wie so oft macht einem die liebe Verwandtschaft einen Strich durch die Rechnung. Meine Großeltern riefen auch noch zwischendurch an, doch nun stolperten die Leipziger zur Tür herein, was mich angenehm überraschte. So nahm ich auch deren Glückwünsche (Ralf, Andrea, Tomas) dankend entgegen. Diese mussten dann auch noch, als meine Mutter zu allem Überfluss mit einer zweiten Torte/Kuchen anstolzierte, mir ein Geburtstagsständchen zusammensingen, welches mich doch leicht erröten ließ, und in dem Moment den Nichtgeburtstag vorzuziehen mir als leider nicht wählbare Alternative erschien. Der eben erwähnte Tomas ist der Tom von der Seite hier, somit der andere Chef, der hier immer noch mit rumspringt. Also ging es ab zum zweiten Kaffeetrinken, und ich erhielt einen wirklich benötigten Pizzateller, für den ich mich nur wiederholt bedanken kann, da ich den letzten durch eine Muskelschwäche vor zwei Jahren in das Exodus des Scherbenlandes schickte. Da Tom nunmal auch Chef ist, begannen dann auch die eifrigen Geschäftsgespräche, die nach ca. 1 ½ Stunden beendet waren und Tom und seine Fumailia wieder fahren mussten.

Ich widmete mich indes den Nachrichten und wählte mich dabei ins Inet ein, wo ich dann noch einmal erschlagen wurde. Zwar rechnete ich mit ein paar Glückwünschen, doch so einige hatten an mich gedacht. Knaecke von pscenter, Xhul von Yager, Roland, unser Chefredakteur, Anton von oc2.net, Reliys von KP und ich glaube, noch der eine oder andere. Nun schien auch mein Mailkasten überzulaufen, als ich Mails von Silvia, Uwe, Luise (die ich einfach mal mitzähle, da es mehr meine Schuld war) und Pedro entdeckte. Pedro ist der Mexikaner, der ein Jahr lang mit mir zusammen in einem Wohnheim in Monument Oregon USA zusammen lebte. Pedros Mail erfreute mich besonders. Nun, dachte ich, konnte wirklich nichts mehr schief gehen und ich schaltete meinen Computer aus. Meine letzte Amtshandlung des Tages sollte dann noch sein, Corinnes Bastelkram in die Hochschule zu fahren. Im Auto entdeckte ich dann auch mein Handy und musste eine Geburtstags-SMS von meiner Schwester und Andrea ertragen, auch danke dafür.

Nun sollte aber alles wirklich aus sein, doch irgendwie war mir der liebe Gott heute wirklich richtig böse gesonnen, denn Corinne stolzierte plötzlich mit einem Bildähnlichen, braun ummantelten Gebilde in mein Zimmer, welches sich als ein Riesenkalender entpuppte, doch der Spruch „Was gibt’s sonst noch außer Arbeit“, welchen sie mir auf die Ummantlung schrieb, gab mir zu denken. Ich analysierte den Sachverhalt, dann auch ziemlich korrekt, denn meine Antwort war zu Corinne: „Kunst und Sex“. Was wohl logisch ist, denn wenn ich nicht arbeite, dann widme ich mich den geistigen Künsten wie Dichten, Schreiben, Komponieren und Malen. Dass Sex nun auch klar ist, ist nun mal klar, denn das tut jeder und Arbeit kann das auch sein, auch wenn sie das nicht sollte. Es stellte sich jedenfalls heraus, dass meine Mitbewohnerin Corinne mir einen Kalender schenkte, der erotische Bilder enthielt. Sie meinte, das fehle noch in meinen Zimmer, welches mit ein paar Bildern von Landschaften und Autos meiner Meinung nach sehr wohl sehr gut eingerichtet ist. Nun kann man aber diesen Bildern nicht einen gewissen „künstlerischen“ Reiz absprechen und so werde ich diesen Kalender mal irgendwo aufhängen müssen, auf dass die Mäuler mich zerreißen. Das soll es dann aber wirklich gewesen sein, es wartet nur noch ein Geschenk meiner anderen Großeltern und ein kleine Runde am Freitag im Nexus auf mich, und dann bin ich von dem diesjährigen Geburtstagsmonstrum, oder nennt ihr es, wie ihr auch immer dieses schreckliche Phänomen nennen wollt, erlöst.


Jörg Frohberg - 09.11.2001