Daniel war wieder unterwegs, ohne seinen Platz auch nur für einen Moment zu verlassen. Wie er das macht? Er träumt vor sich hin oder geht einfach online! Diesmal war er in Everquest 2 unterwegs, um sich für Euch einen ersten Eindruck zu verschaffen. Denn für Everquest 2 heißt es: Der Countdown tritt in die heiße Endphase. Wie heiß es dabei für Daniel wurde, lest selber!

Ich bin ja eigentlich fehlerlos, aber ab und an versinke ich doch in Tagträumen. Ich sitze dann vor meinem Rechner und träume vor mich hin. Und ich sage euch, da hatte ich letztens einen Traum den muss ich euch einfach erzählen.

Als ich die Augen öffnete, saß ich nicht in meiner gewohnten Umgebung. Wo war mein Rechner hin? Und warum schwankt alles? Was rauscht hier? Die Lüfter können es ja nicht sein, denn mein PC ist weg. Bei genauerer Betrachtung der Umgebung fand ich mich auf einem Schiff wieder. Und was für eines, ein Zweimaster. Der Captain quasselte mich direkt an und erzählte mir, wie ich mich steuern kann. Als ob ich mir so was anhören muss! Um dem Captain zu zeigen, wie klasse ich bin, stolperte ich ein bisschen vor ihm umher. Er schien mit mir zufrieden und verwies mich an Waulon. Dieser meinte zu mir, dass er seinen Hut vermisse. Was geht mich sein Hut an. Na ja, aber weil ich eigentlich ein recht netter Mensch bin und ich den Auftrag hatte, in den Kisten zu wühlen, tat ich es gerne. Bin ja auch ein recht neugieriger Mensch. Der Hut war schnell gefunden. Er passte mir nicht, daher gab ich den Hut lieber wieder zurück. Die anderen Kisten waren leider leer. Von ihm bekam ich dafür einen Seemannsglücksbringer. Als ob ich so was brauche.

Waulon verwies mich zu Ingrid. Sie sollte mir den Rest des Schiffes zeigen. Ich hatte ihr einen Mondstein von der Händlerin kaufen. Hatte leider kein Geld, aber diesen nutzlosen Glücksbringer. Vielleicht konnte ich da etwas umtauschen. Als ich den Einkauf getätigt hatte und ihr die Scherbe zurückbrachte, bekam ich sogar ein paar Münzen als Belohnung dafür. Der Captain fuchtelte unterdessen wild mit den Armen herum. Soll ich ihm schon wieder zeigen wie toll ich laufen kann? Na ich hoffe nicht. Ah nein. Ich sollte für ihn ein paar Ratten töten. Mache ich doch gerne, ein paar Rattenfallen aufstellen und zuschauen, wie sie elendig drin verrecken. Wie? Nein? Keine Rattenfallen? Was soll ich mit dem Ast? Na okay, hau ich halt die Ratten mit nem Ast zu Brei. Als ob es nicht einfacher gehen würde. Nachdem ich auf dem Schiff mit der doch recht offensichtlichen Rattenplage aufgeräumt hatte, erstattete ich dem Captain wieder Bericht. Doch als ich bei ihm auf der Brücke eintraf, geschah etwas Schreckliches. Ein riesiger Drache erschien als Feuer speiendes Ungeheuer über uns. Er schwebte kurz über dem Schiff und spie seinen feurigen Atem auf das Vorschiff aus. Das gesamte Deck brannte. Und der Goblin, der dort eingesperrt war, riss sich los und rannte quer über das Schiff. Ohne auch nur eine Sekunde an mich selbst zu denken, stürzte ich mich auf ihn. Ihn zu überwältigen, fiel mir auch nicht schwer. Leider brannte das Schiff immer noch. Eine unschuldige Maid trat auf einmal leicht verträumt vor die Flammen und fuchtelte wild mit dem Armen herum. Sie beschwor eine Regenwolke, die das Schiff löschte. Was ein Spaß. Herrlich. Vor lauter Euphorie taumelnd wachte ich aus meinem Tagtraum auf. Hach, herrlich denke ich mir so. Ein Online-Rollenspiel in diesem Stil, das wäre was.

*slap* Ein Schlag von hinten traf mich. Eine grollende Stimme sprach zu mir. "Ich bin der Online-Spiele-Gott, dein Wunsch wurde erhört. Ich gebe dir hiermit Everquest 2". Meine Sinne schwanden und mir wurde schwarz vor Augen.

Everquest 2 sagt von sich selbst, ein Spiel der neuen Generation zu sein. Sie stellen sich selber hohe Ansprüche und versuchen alles daran zu setzen, diese zu erfüllen. Eine atemberaubende Grafikengine, die Unmenge an Sprachausgabe, die riesige Menge an Quests sind nur einige der Eckpunkte, die EQ2 ausmachen. Die Grafikengine ist eine der besten, die sich momentan auf dem Markt befinden. Sie ist aber auch auf die Zukunft ausgelegt, und kaum ein Rechner der heutigen Zeit wird es schaffen, sie dauerhaft auszureizen. So schaltet man schon nach weniger Zeit schönsten Grafikgenuss zurück auf eine flüssigere Stufe. Aber selbst dort sieht das Game noch genial aus. Die Lichteffekte, Wassereffekte, Luftverwirbelungen. Alles vom Feinsten. Da bleibt kein Auge trocken - bei solch einem Hochgenuss.

Das Skillsystem ist fast linear. Es warten keine bahnbrechenden Neuerungen. Auch ist wenig Platz für Individualität gelassen. Es gibt nur wenige Wahlmöglichkeiten im Skillbaum und die, die es gibt, sind teilweise sogar noch auf Roleplaying eingestellt. Auch sehen fast alle Magier gleich aus, laufen in einem hübschen Nachthemd umher. Ähm Magierrobe wollte ich sagen. Aber dies hat auch seine Vorteile. So ist die Charakterklasse sehr harmonisch ausbalanciert, wie in keinem anderen Spiel. Solospieler tun sich daher schwer. Auch eine Gruppe einfach so zusammenzuwürfeln, klappt nur bedingt. Für Erfolge muss man tatsächlich Taktik und Strategie anwenden. Im späteren Spielverlauf ist dieses Zusammenspiel ausschlaggebend, um erfolgreich größere Mobs umzuhauen.

Einfach losmetzeln ist aber in Everquest 2 auch nicht. Man kann es, aber es ist ineffektiv und macht dann auch kaum Spaß. Das Beste ist es, wenn die ganze Gruppe sich Questgeber sucht, und man gemeinsam diese Quests erfüllt. Meist erwarten einen Belohnungen in Form von Ausrüstungen, Gold und Erfahrung. Die meisten Levels, die man macht, spürt man kaum. Wo man in anderen Spielen dieser Art die ganze Zeit auf den Erfahrungsbalken schielt, achtet man in EQ2 auf diesen gar nicht. So kann es passieren, dass man, während man mit einer Gruppe unterwegs ist, auf einmal im Level aufsteigt, oder, ohne es gemerkt zu haben, kurz davor ist.

Die Masse an Quests ist es auch, die das Spiel ausmacht, vor allem, da es in nächster Zeit kein PvP geben wird. Und wenn, dann auch nur auf einem Extra-Server. In erster Linie sammelt und erfüllt man Quests, die es in EQ2 auch reichlich gibt. So spricht einen an fast jeder Ecke ein NPC an und fragt um Hilfe. Dabei beschränken sich die Quests teilweise nur auf Run-and-Click-Adventure oder um Killtask. Meist sind diese aber mit einer Geschichte hinterlegt und man wird in das Leben der NPCs eingebunden.

In Everquest 2 geht es eigentlich in erster Linie darum, sich einer Gemeinschaft anzuschließen. Sei es in Gruppen, einer Familie oder eine Gilde. Zusammen steigert sich der Spielspaß bei weitem. Aber auch für jene, die alleine losziehen wollen, ist reichlich was geboten. In den Städten und Umgebungen sind massig Personen angesiedelt. Wenn man durch die Städte wandelt, hat man nie das Gefühl, sich in einer vom Computer gesteuerten Umgebung zu befinden. Die NPCs sprechen einen an. Ja, sie tun es wirklich. Noch in Englisch, aber später bei etwa 150 Stunden gesprochenener Sprache, komplett in Deutsch, gibt es Einiges zu zuhören.

An sehr vielen Kleinigkeiten merkt man, dass hier Fachleute am Werk waren. Die Erfahrung, die Sony aus Everquest 1 einbringt, ist dem ganzen Spiel anzumerken. Kleinigkeiten wie das Assistieren sind zu bemerken, ebenso, dass man nicht automatisch statt 100 Kupferstücken ein Silber bekommt. Erst muss man zu einem Banker laufen, der das Geld umtauscht. So ist es schon vorgekommen, dass Spieler mit einem riesigen Sack Kupfer in der Gegend herumstanden und sich nicht mehr bewegen konnten. Die Liste von solchen Dingen könnte man endlos weiterführen und es würde einem immer wieder etwas Neues einfallen. All das fügt sich zu einem Ganzen zusammen, an dem man nichts aussetzen kann.

Bei so viel Gutem gibt es trotzdem auch Kritik. Lange Ladezeiten überschatten den Spielgenuss. Abstürze der verschiedensten Zonen bringen schnell Frust mit sich. So ist es öfters vorgekommen, dass sich Spieler mehr als zehn Stunden nicht einloggen konnten. Große Zonen konnten gar nicht mehr betreten werden. Für Spieler, die sich trotzdem dahin gewagt hatten, kein Genuss zu spielen. Lags von mehr als 10 Sekunden waren die Regel. Hier muss Sony noch einiges verbessern. Die Gefahr besteht, dass man wie bei Star Wars Galaxies eine bezahlte Beta bekommt. Auch wenn jetzt kurz vor dem Release ein Patch den nächsten Jagd, bei dem man viele Verbesserungen und Quantensprünge bemerkt, kann man am Ende nur den Releasetag abwarten und schauen, ob Sony es geschafft hat.

Ein Spiel der nächsten Generation ist es geworden. In meinen Augen hat es Potential. Aber es ist nichts für Powergamer, welche ein Level nach dem anderen durchbringen, nur um am Ende der höchste Char auf dem Server zu sein. Seid ihr so jemand, werdet ihr eher wenig Spielspaß haben. Und Ihr würdet das Schönste verpassen. Erkunden und Erforschen ist die Hauptdevise von Everquest 2. Dass es kein PvP zwischen Gut und Böse gibt, ist sehr schade, denn es hätte EQ2 die nötige Würze gegeben. Böse Zungen meinten schon, dass Everquest 2 ein Spiel für Warmduscher wäre. Ich sehe das nicht so. Auch wenn ich gerne warm dusche, kann man sich trotzdem seine täglichen Adrenalinstöße in Everquest 2 abholen. Eine leichte Risikobereitschaft sollte in manchen Gruppen schon mitgebracht werden. Für mich ist Everquest 2 jedenfalls ein Muss.