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Rome: Total War


Sucht eure Sandalen, bastelt einen Speer und dann nichts wie weg, Rome: Total War ruft! Was unser Uwe auf großen Schlachtfeldern und in antiken Provinzen alles erlebt hat, berichtet er uns in diesem Review.

Rome: Total War
Nach Shogun und Medieval ist Rome nun der dritte Part der Total-War-Reihe.
Mit Rome: Total War bringt Activision endlich ein lang ersehntes Echtzeit-Strategiespiel auf den Markt, das zu Zeiten des antiken Römischen Reiches angesiedelt ist. Ihr habt Interesse an römischer Geschichte und Kultur, und wolltet schon immer wissen, wie das antike Rom es geschafft hat, zur dominierenden Weltmacht zu werden? Wolltet ihr schon immer hunderte disziplinierte Legionäre kommandieren, sie beobachten, wie sie sich in Marsch setzen, und sehen, wie sie mit lauten Schlachtrufen durch feindliche Reihen brechen? Oder wollt ihr lieber als germanischer Stammesfürst mit euren wilden Axtkämpfern den Römern im Wald auflauern und den Eindringlingen einen Denkzettel verpassen? Dann ist Rome: Total War genau das richtige für euch.

Die Mischung macht's
Wie schon in den beiden Vorgängern der Total-War-Serie ist auch Rome eine gelungene Mischung aus Strategie und Echtzeittaktik. Ihr müsst sowohl Städte ausbauen, Truppen ausheben, militärische oder diplomatische Pläne aushecken, als auch als Feldherr in atemberaubenden Echtzeitschlachten eurer taktisches Geschick unter Beweis stellen.
Natürlich ist es auch möglich, einzelne Schlachten ohne das Kampagnenspiel zu schlagen. Man kann dafür wahlweise eigene selbst definierte Schlachten spielen oder auf eine Fülle von historischen Schlachten, beispielsweise die Schlacht im Teutoburger Wald, zurückgreifen.
Doch Kernstück von Rome: Total War ist das Kampagnenspiel, das den Spieler zum Herrscher und Feldherren macht.
Damit eine echte Kampagne gespielt werden kann, müsst ihr erst einmal das Tutorial absolvieren, was auch empfehlenswert ist. Denn sogar für erfahrene Total-War-Recken ist Rome zunächst ein Buch mit sieben Siegeln, was allerdings nicht negativ zu bewerten ist, denn bei Rome ist der Detailreichtum und die Komplexität im Kampagnenspiel, anders als bei vielen anderen Strategiespielen, gelungen. Genau das hebt Rome auch von seinen beiden Total-War-Vorgängern deutlich ab. Eine Fülle von verwaltungstechnischen Aufgaben warten auf euch. Aber auch unerwartete Ereignisse oder historische Begebenheiten werden Runde für Runde angezeigt und müssen in eure weitere Planung eingebaut werden. All das und auch die ersten Schlachten lernt ihr am besten durch das Tutorial, wobei das Handbuch mit über 70 Seiten das Spiel ebenfalls sehr gut erklärt.
Die Kampagne selbst läuft in Runden ab. Ihr baut eure Städte aus, zieht eure Truppen und Flotten. Danach absolvieren alle anderen Völker und Fraktionen ihre Spielrunde. Eine Spielrunde entspricht einem halben Jahr. Es ist entweder immer Sommer oder Winter, was grafisch sehr schön auf der Kampagnekarte sichtbar wird. Überhaupt ist schon allein die Grafik auf der großen zoombaren Europa-Kampagnenkarte ein Genuss. Mit netten Animationen wurde nicht gespart, wie zum Beispiel der Ausbruch des Vesuvs. Sogar große vergangene Schlachten werden auf der Karte markiert. Selbst der Sound wechselt sich ab, wenn man über die Karte fährt. Über dem Meer hört ihr Wellenrauschen, über den Bergen wehen Winde und über Wäldern sind Grillenzirpen und Wolfsgeheule zu vernehmen. Lediglich die schräge Kameraeinstellung bereitet etwas Probleme, da durch Truppen oder gewisse Animationen manchmal Städte und wichtige Orte verdeckt sein könnten. Man muss dann schon ganz nah heranzoomen, um die gewünschte Lokalität genau zu erkennen. Aber das ist auch schon alles, was man an der durchweg gelungenen Kampagnenkarte bemängeln kann.

Alle Wege führen nach Rom
Wer lieber als Gallier oder als Spartaner die römische Legionen bekämpfen will, wird anfangs nicht auf seine Kosten kommen. Denn zunächst muss eine von drei verschiedenen römischen Kampagnen erfolgreich absolviert werden. Erst danach werden weitere acht Völker als Kampagnenspiel freigeschaltet.
Ihr startet also mit einer von drei römischen Familien. Die Julier, die Brutii, oder die Scipionen.
Rom selbst wird vom Senat regiert und erteilt dem Familienoberhaut nach und nach Aufträge, die, wenn sie erfolgreich ausgeführt worden, der Familie höheres Ansehen oder Titel einbringen, oder mit exotischen Truppen oder Gold belohnt werden. So zieht ihr, nachdem ihr genügend Geld und Truppen zusammenhabt, gegen die Feinde Roms, die am Anfang in allen vier Himmelrichtungen zu finden sind. Trefft ihr auf eine feindliche Armee, öffnet sich ein Fenster, das anzeigt wie stark eure und die Truppen des Gegners sind und in dem ihr wählen könnt, ob ihr die Schlacht selbst führt, oder die Schlacht automatisch ablaufen soll. Im letzteren Fall übernimmt dann der KI-General die Schlacht und ihr bekommt das Ergebnis, ob gewonnen oder verloren wurde, und wie viele Verluste jede Seite davongetragen hat, gleich mitgeteilt. Übernehmt ihr allerdings selbst das Kommando, wird eine Echtzeitschlacht ausgefochten.
Wollt ihr eine Provinz an euch reißen, müsst ihr die zugehörige Stadt erobern, die vorher belagert wird, wenn diese durch Mauern oder Schutzwälle befestigt ist. Eine Belagerung habt ihr gewonnen, sobald die Garnison sich ergeben hat, was allerdings mehrere Jahre dauern kann, oder ihr euch zum Sturm entscheidet. In diesem Fall wird wieder eine Schlacht ausgefochten.
Truppen kosten viel Geld. Nicht nur die Aushebung, sondern auch deren Unterhalt treibt einem am Anfang oft in Schulden. Doch nach den ersten zwei bis drei eroberten Provinzen steigen die Einnahmen immens, vor allem, wenn man sich dazu entschließt, die eroberte Bevölkerung zu versklaven. Zudem sinkt jedes mal die Bevölkerung einer Stadt, wenn man in dieser Truppen aushebt, was sich dann auch negativ auf die Einnahmen und den technologischen Fortschritt auswirkt. Denn je höher die Einwohnerzahl einer Stadt ist, desto bessere Gebäude und somit Truppen können dort erstellt werden. Es verlangt einem schon etwas verwaltungstechnische Anstrengungen ab, damit man sowohl mächtige Heere als auch eine blühende Zivilisation unter einen Hut bringt. Gerade Anfänger werden damit etwas Mühe haben. Allerdings erleichtert eine anwählbare automatische Verwaltungsoption dem Anfänger oder dem Schlachtenbummler, der sich lieber an den Echtzeitschlachten ergötzen will, anstatt sich der Verwaltung hinzugeben, das Spiel.
Ziel jeder normalen Kampagne ist es, 50 Provinzen sein Eigen zu nennen und Rom zu erobern. So ist es auch zwingend notwendig, sich mit der Zeit mit den anderen römischen Fraktionen anzulegen.

Detailreiche Anführer
Was bei Rome besonders hervorsticht, sind die zahlreichen, liebevollen Details rund um die Anführer und Feldherren, oder auch Diplomaten und Spione.
Man muss als Anführer einer römischen Familie oder eines Volkes auch für zahlreichen Nachwuchs sorgen. Denn nur Nachkommen können als Feldherren größere Armeen kommandieren, oder als Statthalter einer Provinz eingesetzt werden. Töchter sind auch nicht ganz wertlos. Durch diese können nämlich gute und einflussreiche Schwiegersöhne den Familienstammbaum bereichern. Jede Persönlichkeit hat gewisse positive, aber auch negative Eigenschaften, die Vor- oder Nachteile in Schlachten oder bei der Verwaltung von Provinzen mit sich bringen. Durch viele gewonnene Schlachten erreicht eine Persönlichkeit als Feldherr eine bessere Moral und Kampffähigkeit seiner Armee. Des weiteren verfügt jede Persönlichkeit über ein privates Gefolge. Solch ein Gefolge setzt sich aus bemerkenswerten Personen zusammen, die der Persönlichkeit per Zufallsereignis zulaufen und mit positiven oder negativen Attributen die Fähigkeiten der Persönlichkeit entscheidend verändern können. Steuereintreiber, Biografen, exotische Sklaven, Lieblingshunde, Priester, oder auch Trunkenbolde oder bösartige Philosophen können in solch einem Gefolge auftauchen.
Namhafte Feldherren oder Statthalter erlangen mit der Zeit einen beliebten oder auch zweifelhaften Ruf. So werden die Namen derer mit Zusatztiteln versehen. Ein Feldherr der beispielsweise ein ganzes Volk besiegte, erhält den Beinamen “der Siegreiche“, während ein Statthalter, der sich lieber der Wollust hingibt und grausam ist, mit “der Verrückte“ betitelt wird.
Stirbt ein Anführer, so wird sein Nachfolger den Thron besteigen, den man vorher im Familienstammbaum als Erbe ausgewiesen hat.
Sogar Diplomaten und Spione oder Attentäter sind nicht einfach nur namenlose Gestalten. Jeder dieser Agenten verfügt ebenfalls über einen Namen und erwirbt mit erfolgreichen Missionen bessere Attribute. Auch Agenten können ein spezielles Gefolge haben, wie zum Beispiel der kleine Affe für den Spion oder ein Linguist für den Diplomaten.
Diplomatischen Kontakt könnt ihr mit anderen Völkern aufbauen, indem ihr einen Diplomaten in eine Stadt des anderen Volkes schickt. Dann können Friedensverträge oder Bündnisse geschlossen werden.
Spione werden eingesetzt, um feindliche Städte und Provinzen zu infiltrieren. Sie können auch bei Belagerungen eine Rolle spielen. Wenn plötzlich unerwartet sich die Tore der belagerten Stadt öffnen, war da sicherlich ein erstklassiger Spion am Werk. Attentäter haben die Aufgabe, feindliche oder auch befreundete Feldherren zu meucheln, oder in Städten wichtige Gebäude zu zerstören.
Der Einsatz von Agenten bereichert das Spiel sicherlich, geht aber im fortgeschrittenen Spiel etwas unter, da man zum Schluss eher mehr mit der Brechstange unterwegs ist als mit dem Köpfchen, und oft vergessen hat, wo den nun jeder Spion sich versteckt hat. Wer aber das Micromanagement liebt, wird an seinen Agenten sicherlich gefallen finden.

Sandalenfilm auf dem PC
Um es vorwegzunehmen: Grafik, Sound und Atmosphäre in den Echtzeitschlachten sind nahezu gigantisch. Startet eine Schlacht, hält der Feldherr seinen Soldaten erst eine bewegende Rede, die sich sogar den Gegebenheiten anpasst, so dass man daraus nützliche Tipps für den bevorstehenden Kampf erfahren kann. Danach könnt ihr eure Truppen innerhalb eines bestimmten Radius' nach Belieben positionieren und formieren. Dann erst geht es los. Ein wahrhaft atemberaubendes Spektakel erwartet euch dann.
Man fühlt sich schon während der Schlachtszenen in vergangene diverse italienische Sandalenfilme und Monumentalschinken der Marke Hollywood versetzt, wenn hunderte von detailreichen 3D-Legionären mit dröhnendem Stampfen über den Bildschirm marschieren, wenn eure Truppen mit dem Gegner zusammenprallen und dabei lautes Schlachtgetöse ertönt. Besonders atemberaubend wird es, wenn Kriegselefanten aus Karthago feindliche Truppen niedertrampeln und Gegner meterweit in die Luft schleudern, oder wenn schwere Streitwagen in gegnerische Linien stoßen und dabei die Feinde wie Spielzeugsoldaten ummähen. Dazu kommen noch etliche Animationen wie Blendeffekte, Staubwolken oder Schatten, was allerdings höhere Hardwareleistung beansprucht.
Das alles wird noch mit packender Musik untermalt. Allerdings geht bei den Echtzeitschlachten etwas die Übersicht verloren, denn die Kameraführung gestaltet sich etwas umständlich, und da die Schlachtszenen absolut brillant sind, gerät man oft in Versuchung, so nah wie möglich ins Getümmel zu gehen. Denn die Kamera ist frei dreh- und zoombar.
Warum aber wurde nur so an den Landschaften gespart. Oft wirken diese etwas statisch und lieblos, und zudem gestaltet sich das Ganze im Gegensatz zu den bestens animierten Truppen durch riesige Steine und Bäume etwas unrealistisch.
Dennoch sind die Echtzeitschlachten so brillant und atemberaubend gehalten, dass man selbst im fortgeschrittenen Spiel keine Schlacht verpassen will und auch kleinste Scharmützel nicht dem KI-General überlässt, um lieber selbst beim Geschehen live dabei zu sein.
Nahezu jeder Truppentyp verfügt über eine spezielle Eigenschaft. Römische Legionäre können die Schildkrötenformation einnehmen, die sie gegen tödlichen Pfeilbeschuss schützt. Germanische Berserker motivieren sich mit wilden Schlachtrufen, und Onagergeschütze demoralisieren mit Brandgeschosse die feindliche Armee. Alle Truppen können zwar in jede beliebige Formation befohlen werden, dennoch fehlen Spezialformationen. Etwa die Karreformation, die Infanterie einnimmt wenn Kavallerie anstürmt, oder die Halbmondformation, um gegnerische Reihen auszuhebeln, vermisst man während den Schlachten. Lediglich die Kavallerie verfügt über die Keilformation, um große Lücken in die feindliche Verteidigung zu reißen.
Gewonnen habt ihr eine Schlacht, wenn alle Gegner geflohen oder vernichtet sind. Dann ertönen Jubelschreie aus den Kehlen eurer Streiter.
Die Erstürmung von Festungen verläuft etwas anders. Zunächst müsst ihr euch Zugang zur Festung verschaffen: Entweder werden mit Rammböcken und Ballisten die Tore aufgebrochen oder mit Leitern das Mauerwerk überwunden. Bei größeren Bollwerken stehen eure Feinde auf den Festungsmauern und beschießen eure Truppen mit Pfeil und Speer.
Ihr müsst also mit allen Mitteln die Mauern oder Wälle der Festung einreißen. Der Endkampf gestaltet sich oft als blutiges Gemetzel innerhalb der Stadt. Wenn ihr das Stadtzentrum, markiert durch die gegnerische Fahne, eingenommen habt und mit keiner Gegenwehr mehr zu rechnen ist, habt ihr die Stadt eingenommen.
Natürlich sind auch Erstürmungen absolut packend und atemberaubend, obwohl auch hier riesige Mauern und Gebäude im Gegensatz zu den Truppen unrealistisch wirken.
Die generische Schlacht-KI hat überzeugt. Der Computerfeind greift nicht, wie in vielen andern Strategiespielen, berechnend an, sondern passt sich sehr gut der Spielstärke des Spielers an und überrascht oft mit unerwarteten Taktiken. So tauchen beispielsweise plötzlich leichte Kavalleristen an eurer Flanke auf und veranlassen eure gut positionierten Bogenschützen zur Flucht.
So ist auch gewährleistet, dass selbst erfahrene Spieler nicht so schnell jede Schlacht als Routine abheften können und das Spiel im fortgeschrittenen Stadium an Spannung nicht verliert.

Fazit
Keine Frage, Rome: Total War hat mich von der ersten Minute an überzeugt und gefesselt, und ist für jeden eingefleischten Strategiefan trotz des hohen Preises ein klarer Kauf.
Obwohl ich schon von den beiden Total-War-Vorgängern begeistert war, ist Rome die absolute Krönung in dieser Reihe.
Die vielen detailreichen Handlungen während der Kampagne machen das Spiel selbst für Spieler, die weniger an Strategie interessiert sind, zum geschichtsträchtigem Hochgenuss. Die Echtzeitschlachten werden dank bestechender Grafik, atemberaubenden Effekten und hervorragendem Sound auch nach unzählig vielen Schlachten nie langweilig.
Mit Rome: Total War ist den Entwicklern von Creative Assembly ein wahres Meisterwerk gelungen, das die erfolgreiche Total-War-Serie konsequent fortsetzt und auf weitere gute Spiele dieser Serie hoffen lässt.


Uwe Loewer - 30.10.2004



Gesamtübersicht: Rome: Total War

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
85%
Sound:
91%
Grafik:
93%
Singleplayer:
90%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

1GHz, 256MB RAM, 64MB 3D Graka, Win 98SE/Me/2000/XP
System:

3,0 GB
CD/HD:

Strategie
Genre: