Wenn Ihr Euren Pulli anzieht, Euren PC anschmeisst oder was auch immer in die Griffel bekommt, dann hat das Teil einen vielleicht unendlich langen Weg zu Euch zurückgelegt. Made in Taiwan, Japan oder USA bedeuten kilometerlange Reisen und einen enorm logistischen Aufwand. Ein enorm logistischer Aufwand? Nicht für einen Transportgiganten!

Unsere Reise beginnt im Jahr 1850. Das Leben war seinerzeit doch ein gänzlich anderes. Straßen konnte man überqueren, ohne Gefahr zu laufen, von einem Proll mit durchdrehenden Reifen überfahren zu werden. Was zu hören war, war das Wiehern der Pferde, das Quitschen der Transportwagen und der Klang von Hufen auf dem Schotterweg. Ja, so sah damals Transport aus. Pferdegespanne mit Anhängern, die die Güter von Punkt A nach B brachten, waren Grundlage eines jeden Transportunternehmers. Pferde und natürlich die Schiffe, die den Seeweg abdecken konnten.

Über die Jahre veränderte sich das Bild. Schienen wurden verlegt, Züge übernahmen den Transport. Straßen entstanden, Autos fuhren. Lkws übernahmen einen Teil der Güter, Busse die menschlichen Passagiere. Häuser wuchsen in den Himmel, an dem Zeppeline Ihre Runden drehten, Flugzeuge und Helikopter folgten. Die Technik und der Fortschritt zogen unaufhörlich weiter.

Der Transportgigant entführt Euch in diese Zeit und lässt Euch den Weg von damals übers heute bis in die Zukunft nachspielen. Ihr beginnt im Jahr 1850, müsst aber nicht. In 25-Jahre-Schritten steht Euch das Startjahr zur Verfügung. Wer will kann also auch im Jahr 2000 auf dem heutigen technischen Stand beginnen. Im Endlosspiel könnt Ihr Euch wirklich fast unendlich mit dem Spiel beschäftigen - rein theoretisch bis in Jahr 9000. Natürlich könnte man nun denken, dass hiermit die Langzeitmotivation gesichert ist. Dem ist aber nicht so, denn der technische Fortschritt stoppt im Jahr 2050. Danach spielt Ihr nur noch so vor Euch her. Wenigstens die wirtschlaftlichen Schwankungen bleiben erhalten, womit wenigstens für etwas Spannung auch über das Jahr 2050 hinaus gesorgt ist.

Alternative sind die beiden Kampagnen. Hierfür stehen Euch Amerika und Europa als Kontinente zur Auswahl, bei denen Ihr neben den vorgegebenen Karten auch Zufallskarten generieren könnt. Auf diesen Karten dürft Ihr dann gegen bis zu drei Konkurrenten antreten, die Ihr auf Wunsch auch aufkaufen dürft. Was aber genau macht ein Transportgigant? Waren produzieren etc. ist es schon mal nicht. Wie der Name schon sagt, seid Ihr für die Logistik zuständig, transportiert z.B. Rohstoffe von A nach B, wo sie zu Produkten veredelt werden. Diese Produkte wiederum müssen zum Konsumenten transportiert werden. Immerhin soll der sie ja kaufen. Neben dem Transport obliegt es also Euch für das entsprechende Netz zu sorgen. Schienen und Straßen müssen verlegt und Terminals (Bahnhöfe, Flughäfen, usw.) gebaut werden. Insgesamt 130 verschiedene Fahrzeuge stehen Euch zur Verfügung. 60 verschiedene Güter wollen damit transportiert werden. Wer sich schon mal über die Bus- und Bahnverbindungen geärgert hat, darf es besser machen - Personen wollen ebenso zu ihren Arbeitsstätten (in den Nachbarstädten) gebracht werden.

Auffällig ist bei all dem Planen und bauen, wie kompliziert es doch manchmal sein kann, alles optimal auf einander abzustimmen. Hilfreich wäre hier eine leicht zu bedienende Steuerung. Die aber bietet uns der Transportgigant nicht. Die Orientierung geht dank fehlender Übersichtlichkeit etwas verloren. Und weil es kein einleitendes Tutorial oder dergleichen gibt, ist das besonders für Spieler verwirrend, die nicht Gigant-geeicht sind und die Quasi-Vorgänger bereits in- und auswendig kennen. Erst nach stundenlangem Spielen findet man sich zumindest in der Menüstruktur allmählich zurecht. Ärgerlich in der Bedienung: Verschiedene Aktionen wollen bestätigt werden. Was als Hilfe (z.B. Schutz vor unnötigen Baukosten) gedacht war, kann so leicht nach hinten losgehen. Beispiel: Straßenplanung. Man hat sich ein schönes Straßennetz erstellt und braucht deren Bau nur noch zu bestätigen - die falsche Maustaste erwischt und schon ist alles Tinnef und man beginnt von vorne.

Meistens hilfreich ist das Handbuch. Es bietet zu allen wichtigen Punkten kleinere bis ausführlichere Hinweise. In den ersten Stunden auf dem Weg zum Transportgigant gehört es daher zur Pflichtlektüre.

Grafisch bedient sich der Transportgigant einer zwar zoom- aber nicht drehbaren ISO-Ansicht. Obwohl die trotz diverser Details wie umherwuselnde Autos etc. nett animiert daher kommt, wirkt das Ganze eher altbacken und im Gesamten karg - auch für eine Wirtschaftssimulation. Das geht anders, und das weiss jeder Fan des Genres. Besser ist da die Umsetzung anderer wichtiger Details, wie etwa der Vehikel. Die sehen richtig knuffig aus.

Musikliebhaber freuen sich über den Sound - der ist nämlich abschaltbar. Natürlich kann man sich das auch antun, immerhin versucht er, der Zeit und Umgebung entsprechend zu wirken. Will heißen: Je weiter Ihr ans Hier und Jetzt gelangt, desto moderner wird er. Ich habe aber nicht gesagt, dass er auch besser wird. Zwischendrin erklingen Geräusche der Spielwelt. Tiere, Vehikel und auch die Unternehmen arbeiten schließlich nicht lautlos.

Früher war man nur Manager, dann machten uns die Entwickler zum Tycoon, heute dagegen muss man schon ein Gigant im Business sein. Ein Gigant unter den Wirtschaftssimulationen ist Transportgigant wahrlich nicht geworden. Obwohl der Transportgigant kein schlechtes Spiel ist, kann ich ihn nicht uneingeschränkt empfehlen. Diverse Nervfaktoren versperren den Weg in höhere Wertungsregionen. Das erste Update auf die Version 1.02 ist bereits draußen und bietet neben diversen Fehlerbeseitigungen auch das von Spielern erwünschte Signalupdate.