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Black Mirror


"Der Hund von Blackwood Castle". Ach wenn ich so den Test von unserer Charlotte Messerschmidt lese, weckt dieser solche Erinnerungen. Dunkel, muffig, geheimnisvoll und immer sicher das hinter der nächsten Tür etwas überraschendes auf einen wartet. Also wartet nicht länger, sondern lest selber hier weiter.

Who killed Grandpa?
Tja, wer war’s wohl? Alle Welt geht davon aus, dass sich Sir William Gordon selbst umbrachte. Nicht, dass das sonderlich beruhigend wäre. Denn wenn sich jemand in einer Gewitternacht aus dem Fenster seines Schlossturmes stürzt, ist das auch nicht gerade eine Einschlafgeschichte für die Kleinen. Aber von denen gibt es eh keine auf Schloss Black Mirror.
Der jüngste Spross der Familie, Samuel Gordon, kehrt nach jahrelanger Abstinenz ins Schloss zurück, das er eigentlich nie mehr zu betreten hoffte, und wird dort sogleich in die klebrigen Arme einer alten Adelsfamilie geschlossen, deren Mitglieder jeder sein eigenes Geheimnis herumträgt und liebevoll hütet. Sei es die Zuneigung zur Flasche, seltsame, todbringende Experimente oder einfach eine rüpelige Vergangenheit. Ihr spürt sofort, jeder dort weiß mehr als er zu wissen vorgibt, und so manche Freundlichkeit ist nur vorgetäuscht.
In dieses Gespinst stößt Samuel, der als einziger darauf beharrt, dass William sich nicht einfach zum Vergnügen aus dem Turmfenster warf.
So beginnt die Geschichte, und trotz langer und informationsreicher Dialoge werdet ihr sofort ins Spiel gezogen. Als Samuel, Jonny Depps und dessen Stimmes virtueller Zwilling, irrt ihr zunächst im Schloss umher, welches auch nicht gerade ein lichtdurchfluteter Palast der Fröhlichkeit ist, und untersucht, was auch immer euch begegnet. Kamine, Dachböden, Bibliotheksschränke. Ihr redet mit allen, die euch begegnen und erfahrt nach und nach mehr, bekommt Hinweise und sammelt allerlei Dinge, deren Sinn ihr zunächst nur selten versteht.
Samuel weiß schon, was er braucht, und netterweise weiß er auch, wenn es noch etwas zu entdecken gibt, ihr aber bereits aufgeben wollt. Er weigert sich dann schlicht, den Raum zu verlassen. Das kann einen ziemlich zur Weißglut treiben, wenn man partout nicht weiter weiß, aber der altkluge Kopf hat eben Recht. Wenn da noch etwas ist , dann ist es da, und meist ist es auch noch extrem wichtig.

Damit wären wir beim Gameplay.
Steuern läßt sich Samuel sehr einfach. Klicken, und er läuft hin. Und außerdem bespielt ihr nur je einen Screen, dann wechselt das Bild. Sobald etwas Interessantes herumliegt, färbt sich der Mauszeiger rot, ihr könnt also scheinbar kein wichtiges Item verpassen. Denkste!
Manches Item ist so winzig oder so geschickt drapiert, dass ihr teilweise beginnt, den Bildschirm pixelweise mit der Maus abzusuchen, um das zu finden, was ihr dort noch richtigerweise vermutet. Oder noch gemeiner: Etwas färbt sich rot, aber ihr könnt es noch nicht gebrauchen, weil ihr zunächst einen anderen Schritt machen müsst. Alles in allem ist es sehr leicht zu steuern, und die Rotfärbung erleichtert das Spiel schließlich ungemein.
Noch nie kam mir ein Spiel unter, in dem die rechte Maustatst eine solche Wichtigkeit besitzt. Klar, in jedem Spiel ist sie wichtig, aber ich bekam das Gefühl nicht weg, in Black Mirror wäre es nun auffallend wichtig. Wenn ihr etwas Rotgefärbtes findet und anklickt und es bleibt rot, gibt es nämlich zwei Möglichkeiten. Entweder, ihr könnt es halt noch nicht nutzen, oder aber ihr müßt es noch mal mit rechts probieren. Mitunter passieren dann die erstaunlichsten Dinge.
Wenn ihr mit Personen redet, wird euch das Gespräch vorgegeben, indem ihr einfach Button anklickt, der ein bestimmtes Thema symbolisiert. Die Reihenfolge eurer Fragen bleibt euch überlassen, und mitunter ist es durchaus nützlich, dass man eine besonders heikle Angelegenheit bis zum Schluss aufhebt, so dass man wenigstens alles andere schon weiß, bevor man vielleicht rausgeworfen wird. Auch könnt ihr teilweise entscheiden, ob ihr auf eine Frage positiv oder negativ reagieren wollt, was zwar eine Folge im Verhalten eures Gegenübers hat, nicht aber den Spielverlauf nachhaltig ändert.
Auch angezeigt wird, wenn eines eurer gesammelten Items verwendet werden kann. Eine minimale farbliche Veränderung des gelb eingefärbten Items zeigt euch, dass ihr eine gute Wahl getroffen habt, denn die Rätsel sind mitunter recht knifflig und verlangen nicht nur Allgemeinwissen, sondern ihr müsst teilweise um die Ecke denken oder Knobelaufgaben lösen.
(An dieser Stelle geht mein ausdrücklichster und herzlichster Dank an Meister Tom, ohne den ich die Schiebepuzzles noch heute unkoordiniert und vor allem unmotiviert umherschieben würde – lasset ihn hochleben und preistet ihn einmal im Jahr :o) vor allem, weil er Schiebpuzzles, die ich vor mir herumschieben konnte, nur per Zettel und Bleistift löste)

Wer war’s denn nun?
Tja, finstere Mächte gibt es überall, so auch in Black Mirror, nur gehen sie hier etwas subtiler vor. Die Story ist sehr dicht, die Spielatmosphäre läßt keinerlei Wünsche offen. Fein abgestimmte Musik, die niemals aufdringlich wird? Während des Spiels gibt es gar keine, aber ihr habt sehr realistische Soundeffekte, die das Spiel extrem lebensnah machen (Wann schließlich betretet ihr ein Gewächshaus und werdet dabei von orchestralem Sound begleitet?) Tretet ihr nämlich im Spiel ins Gewächshaus, hört ihr leise den Regen aufs Glasdach fallen und sonst nix, außer euren Schritten, so wie es nun mal tatsächlich ist. Das macht das Spiel so heimtückisch für dunkle Spielstunden. Ein im Hintergrund laufendes Radio hat da durchaus seine Vorteile....
Sound, Bilder und Geschichte greifen ausgezeichnet ineinander und die etwas hüftsteifen Charakter, die sich teilweise enervierend langsam bewegen, fallen dabei nicht ins Gewicht. Die Grafik der Bilder ist nämlich umso ansehnlicher. Details überall, umherflatternde Irrlichter, fallende Blätter und im Sound quakende Frösche zur Nacht, knarrende Türen, das Geräusch eines Messers auf dem Schleifstein....
Bugs gibt es keine! Man führe sich dies zu Gemüte! Keine Fehler. Ja, manch einer mag jetzt aufheulen in Erinnerung an die Schlüsselszene im Pub. Es ist nicht klar, ob es sich dabei um einen Bug handelt. Sobald man nämlich gleichzeitig laufende Ressourcefresser ausschaltet und das Spiel vom letzten Speicherstand aus neu spielt, ist das Problem behoben. Das Spiel läuft flüssig, ergibt Sinn und macht einfach total Spaß. Nehmt euch aber in Acht! Es gibt einige Tote im Spiel, und wenn ihr nicht aufpaßt, seid ihr selbst darunter, und dafür gibt es verschiedene Varianten. Köpft euch, laßt euch lebendig begraben oder seid einfach so doof, ein Stromkabel anzufassen....


Fazit:
Mein erstes Adventure, und dann das – ich bin süchtig. Gebt mir mehr Adventure! Mir fällt nur ein Wort ein – geil. Dieses Spiel bekam sämtliche Vorschußlorbeeren zu Recht und erfüllt alle Erwartungen vollkommen.
Einziges Manko – auch wenn man zum Ende hin ahnt, wie sich des Rätsels Lösung gestalten wird, ist es doch überraschend, mit welcher banalen Wucht es dann eintritt. Banal daher, weil es einfach verbal aufgelöst wird und Wucht, weil es so plötzlich kommt und einen das Gefühl des „ah, aha, hm na ja...“ beschleicht. Und kurz darauf ist das Spiel auch schon zu Ende.
Nichtsdestotrotz ein absolut lohnenswerter Kauf für jeden Adventurefan und Gruselfreunde. Dieses Spiel überzeugt in allen Spiellagen. ZULEGEN.


Charlotte Messerschmidt - 30.04.2004



Gesamtübersicht: Black Mirror

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
90%
Sound:
90%
Grafik:
85%
Singleplayer:
88%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

ca. 40 Euro
Preis:

Deutsch
Sprache:

Grusel-Adventure
Genre: