Nach meinem Auszug aus dem Hotel Mama in mein neues 4-Zimmer-Küche-Bad-Luxus-Super-Duper-Appartement stelle ich verdutzt fest, dass ich mehr Platz zur Verfügung habe, als ich gebrauchen (oder besser: putzen) kann. Was tun? Eine WG könnte helfen. Was spricht dagegen, ein hübsches Girl mit in die Wohnung aufzunehmen? Nichts. Also schnell eine Annonce aufgeben, und schon meldet sich ein junges, allein stehendes Mädel und schaut sich die Wohnung an. Ihr gefällt, was sie sieht, und die Aussicht, in einem tollen Appartement für den halben Preis zu wohnen, überzeugt sie vollends. Sie zieht ein. Ab hier übernehmt ihr die Steuerung über das Schicksal von Männlein und Weiblein. Eure erste Aufgabe sollte sein, die Wohnung wohnlicher zu gestalten. Getreu dem Motto "Wohnst du noch oder lebst du schon!?" packt ihr die Kisten aus und kauft von den ersten Kröten ein paar Einrichtungsgegenstände, die das Wohnerlebnis verbessern. Zur Auswahl stehen euch diverse Einrichtungsgegenstände wie Pflanzen, Wohnzimmer- und Kücheneinrichtungen, Lampen, Elektrogeräte et cetera. Je nach Preis verbessern sie die Lebensqualität merklich, was sich auch auf die beiden WG-Bewohner auswirkt.

Acht akute Bedürfnisse sind dabei stets im Auge zu behalten. Hunger, Komfort, Körper, Energie, Spaß, Beziehung, Erotik und Umgebung sollten für das harmonische Zusammensein im grünen Bereich liegen. Dazu gehört auch, dass ihr den Beiden hin und wieder eine Dusche gönnt und sie mal aufs stille Örtchen lasst. Auch die Wohnung sollte hin und wieder eine Säuberungsaktion erfahren. Für Spaß sorgen verschiedene Einrichtungsgegenstände wie beispielsweise ein Fernseher, ein Sandsack, eine Staffelei und dergleichen. Weil die beiden Singles aber nicht neben- sondern miteinander leben, steht die Interaktion beider Personen im Vordergrund. So liegt es an euch, ob sich beide etwas zu sagen haben oder sich lieber aus dem Weg gehen. Je besser die Chemie zwischen beiden stimmt, desto mehr turteln sie herum. Deshalb ist es wichtig, immer einen Blick auf die „Beziehung“ zu werfen. Nur dort erfahrt ihr, wie das Verhältnis zwischen den WG-Bewohnern ist. Sind sie sich freundlich gesonnen oder droht Ärger im Paradies?

Wie im richtigen Leben kostet so ein WG-Zusammensein nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Geld, welches erstmal verdient werden möchte. Jeder der auszuwählenden Protagonisten verfügt daher von vornherein über einen Job, in dem er die Karriereleiter hinauffallen darf. Je höher der Rang, desto mehr Kohle kommt in die WG; und je mehr Bares in der WG vorhanden ist, desto hübscher ist die Wohnung einzurichten. Dennoch sollte man daran denken, Geld auch für andere Bedürfnisse zurückzulegen. Bedenkt bitte, dass das Essen im Kühlschrank nur dann von selber wächst, wenn man es lange genug liegen lässt!

An den Personen selber erkennt ihr, wie die aktuelle Stimmung ist. Verschränken sie die Arme, offenbart dies eine abneigende Haltung, welche nicht sonderlich förderlich für das harmonische Zusammenleben sein kann. Höchste Eisenbahn also, etwas zur Förderung des Zusammenlebens zu tun.

Grafisch orientiert sich "Singles" eindeutig am berühmten Vorbild "Die Sims". Egal, ob nun bei Schrift oder bei Menüanordnung: Alles kommt dem geneigten Sim bekannt vor. Und dennoch geht "Singles" einen Schritt weiter. Die Personen werden detailliert dargestellt, auch die Wohnung kommt sehr schön herüber. Nervend ist an so mancher Stelle lediglich die gewöhnungsbedürftige Kamerasteuerung. Spanner und Voyeure erfreuen sich an der Darstellung der Figuren - besonders, wenn diese ihre Hüllen fallen lassen. Selbst beim furchtbaren "Nippelgate" gab es deutlich weniger der holden Weiblichkeit zu bestaunen. Die Aktionen laufen meist recht flüssig ab, Toilettengänge und Duschen bleiben dabei ebenfalls jugendfrei.

An Sound bietet euch "Singles" das Übliche. Leise Musik im Hintergrund, leises Gemurmel der Personen im Vordergrund. Nicht mehr und nicht weniger.

"Die Sims" sind nicht umsonst auch dank der AddOns das erfolgreichste Spiel aller Zeiten. Es erschloss zudem eine bis dato vernachlässigte Zielgruppe als potenzielle Käufer - die Frau! Genau da setzt auch "Singles" an. Männlein und Weiblein als Käufer sitzen vor dem PC und steuern den Alltag ihrer Hauptfiguren, gehen dabei aber noch einen gewaltigen Schritt weiter. Denn was bei "Die Sims" vernachlässigt wurde, ist bei "Singles" ein wichtiger Bestandteil. Die natürliche Erotik zwischen beiden Geschlechtern - egal ob hetero- oder homosexuell; undenkbar im prüden Amerika (wir erinnern uns an den Skandal, den der schwule Programmierer in Sim Copter ausgelöst hat!?).

Schade: Aufgrund fehlender Missionen wird das Game auf die Dauer etwas langweilig, die Aktionen der Figuren zur Routine. Hardcore-Sims dürften nicht allzu lange brauchen, die beiden WG-Bewohner gemeinsam in die Falle zu bewegen. Dank des kürzlich erschienenen Updates sind zumindest einige der Schnitzer in der Programmierung des Spiels bereits behoben.

Wem "Die Sims" mittlerweile zu prüde und die Wartezeit auf "Die Sims 2" zu lang ist, der darf ruhigen Gewissens bei "Singles - Flirt up your life" zugreifen. Als Lernprogramm weniger geeignet sorgt es zumindest für ein paar vergnügliche Stunden zwischendurch. Und amüsanter als 45 Minuten Container-Big-Brother ist "Singles - Flirt up your life" allemal.