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No Man's Land


Indianer! Indianer! Überall Indianer! Wer sich als waschechter Europäer von dieser Plage befreien will, spielt heutzutage No Man's Land. Was Andreas "Old Shooterhand" Kunert über das im Wilden Westen angesiedelte Strategiespiel zu sagen hat, erfahrt ihr wie immer nur bei uns :o)

Wer noch nicht das „Vergnügen“ hatte, in der Schule etwas über die amerikanische Geschichte zu erfahren, kann dies nun im Echtzeitstrategie-Spiel No Man’s Land, dem inoffiziellen Nachfolger von "America", nachholen.

Es war einmal Amerika
In No Man’s Land könnt ihr die Geschichte rund um die Besiedlung Amerikas nacherleben.
In den drei Kampagnen, die von Anfang an verfügbar sind, spielst man abwechselnd auf fast allen Seiten der insgesamt sechs Parteien. Die Parteien sind die Spanier, Waldindianer, Prärieindianer, Engländer, Patrioten und die Siedler. In der ersten Kampagne sorgt ihr alias Offizier Carvinez dafür, dass wieder Gold geliefert wird. Der Engländer Drake hat sich nämlich die indianischen Frauen geschnappt und erpresst die Indianer die Goldminen der Spanier anzugreifen. In der zweiten Kampagne habt ihr keine andere Wahl als euch gegen euren kriegstreibenden Bruder durchzusetzen, der neuer Anführer des Indianerstamms werden will und nebenbei müsst ihr euch noch gegen der Engländer erwehren, auf Seiten derer ihr wiederum in der dritten Kampagne kämpft. Die Geschichte wird oft von Cutscenes in Ingamegrafik vorangetrieben. Sie wird sehr ausführlich und auf den ersten Blick abwechslungsreich erzählt, doch über das Szenario der habgierigen Europäer, die die Indianer abschlachten, kommt die Story nicht heraus. Auch wenn die eine Partei einmal gemeinsame Sache mit den Indianern macht, ist dies nur Mittel zum Zweck. Überraschende Wendungen die aus diesem Muster fallen gibt es nicht, so ist die Motivation weiterzuspielen nicht so groß wie beispielsweise in Warcraft3, dennoch ist sie besser als gar keine Story und hält einen auch meist bei der Stange.

Mit Pfeil und Bogen
Wie in anderen Genretiteln geht es auch bei No Man’s Land darum den Gegner mit taktischem Geschick zu besiegen. Ob ihr nun auf Seiten der Indianer gegen die Engländer oder umgekehrt spielt, macht schon einen Unterschied, allerdings ist dieser nicht so stark ausgeprägt. Alle Parteien können bestimmte Standardgebäude bauen, wie z.B. Zwischenlager für Ressourcen, Handelshäuser oder Werften, die sich in ihrer Funktion nur geringfügig voneinander unterscheiden. Etwas unterschiedlicher sind da schon die Einheiten. Als Spanier verfügt ihr über die unangefochtene Herrschaft auf den Meeren. Die Indianer verfügen dagegen nur über Kanus, aus denen ein Fernkämpfer schießen kann. Die beiden Indianergruppen müssen im Fernkampf ganz ohne schweres Gerät auskommen, denn sie besitzen keinerlei Kanonen. Dafür können ihre Bogenschützen, per Upgrade, mit brennenden Pfeilen aufgerüstet werden. Zudem können die Indianer mit ihrer Basis umziehen und so Ressourcenmangel am besten entgegenwirken. Insgesamt gibt es drei Ressourcen: Nahrung, Holz und Gold. Nahrung und Gold können nur an bestimmten vorgesehenen Stellen abgebaut werden. Wenn diese Vorkommen erschöpft sind, können die Arbeiter nur noch sehr wenig und langsam das jeweilige Gut abbauen. Holz kann hingegen überall erwirtschaftet werden wo Bäume stehen. Ein frühzeitiger Kampf um Ressourcen ist vorprogrammiert.
Gebäude und Einheiten können mit verschiedenen Upgrades verbessert werden. Diese Upgrades werden, in den zugehörigen Gebäuden, gegen Bares erforscht. Sie steigern beispielsweise die Geschwindigkeit mit der Holz abgebaut wird, den Angriffswert von Kanonen oder die Aufnahmekapazität von Türmen, die zur Basisverteidigung dienen.
Die Einheiten können im Laufe einer Mission durch das Töten von Gegnern Erfahrung sammeln und steigen, wenn sie eine Grenze überschritten haben, um eine Stufe auf. Dieser Aufstieg äußert sich dann in mehr Hitpoints, einem höheren Angriffswert oder größerer Sichtweite. Schade ist allerdings, dass sie diese Einheiten nicht in die nächste Mission mitnehmen können. Die erfahrenen Einheiten sind auch nicht so gut, als dass man sie nicht „verheizen“ könnte. So ist es eigentlich nicht sehr schlimm wenn man eine Eliteeinheit verliert.
Außerdem können sie die Einheiten in Formationen anordnen (außer bei den Indianern) und ihnen taktische Anweisungen geben wie unter anderem „Gebiet verteidigen“ oder „Kampf einstellen“. Die Formationen haben sich allerdings bei mir manchmal spontan selbst aufgelöst.
Die Missionsziele reichen weit über das übliche „Zerstöre alles und jeden“ hinaus. OK, ihr müsst des Öfteren bestimmte Gebäude zerstören, doch gibt es ebenfalls viele Missionen bei denen ihr mit einer Hand voll Einheiten beginnt und bis zu einem bestimmten Ort vordringen müsst. Außerdem gibt es Missionen, bei denen ihr z.B. einen Tierdämon bezwingen müsst oder 25 Frauen aus der Gefangenschaft von Feldern befreien sollt. Diese Primärziele werden manchmal durch Subquests unterbrochen, bei denen ihr beispielsweise Mitstreiter befreien müsst.

Wir waren Helden
Für jede Partei kämpfen unterschiedliche Eliteeinheiten. Diese Eliteeinheiten können besonders stark austeilen und einstecken. Einige sind eher offensiv orientiert und besitzen Spezialfähigkeiten wie einen gezielten Schuss oder die Tierbeschwörung, welche dann wiederum ihre Armee stärken. Andere sind defensiv ausgelegt und können die Karte aufdecken oder Geister bannen. Einige dieser Helden kannst du bauen andere besonders starke hast du allerdings von Anfang an. Ein Missionsziel besteht auch immer darin diese Einheiten zu beschützen. So ist eine bestimmte Identifikation mit diesen Spezialeinheiten gegeben.

Ein Highlight: die Grafik
Die Grafik ist für meine Begriffe das Aushängeschild von No Man’s Land. Die frei dreh- und zoombare 3D Grafik ist sehr detailverliebt und abwechslungsreich. Die Einheiten hinterlassen Spuren im Sand, Rauch steigt von Feuern empor und der Kanonier lädt in vielen Einzelschritten die Kanone nach. Die Schiffe ziehen Wellen hinter sich her und die Vögel fliegen über dem Hafen im Kreis. Manche Missionen spielen in der Prärie oder in gemäßigten Regionen bei Nacht, bei Regen oder Schnee.
Die Übersicht geht allerdings im Gefecht schnell verloren, weil sich die unterschiedlichen Einheiten optisch nicht stark genug voneinander unterscheiden. Der Sound unterstreicht das Gesamtbild von Cowboy und Indianern und die Musik ist auch sehr abwechslungsreich, wenn auch ein richtiger „Ohrwurm“ fehlt. Die Einheiten melden sich zudem oft in ihrer eigenen Muttersprache (soweit ich das beurteilen kann).
Die Steuerung bietet alles was man vom Genre erwarten kann, allerdings ist es fast unmöglich, gezielt im Gefecht Einheiten auszuwählen. Die Wegfindungsroutine der Einheiten ist nur unterdurchschnittlich. Einzelne Einheiten verweigern manchmal Befehle und wenn man vielen Einheiten eine Bewegungsanweisung gibt reihen sie sich, wie an einer Perlenschnur, auf und bewegen sich kein Stück mehr, obwohl um sie herum noch viel Platz ist.
Das Spiel wird in einer „kleinen Eurobox“ geliefert und beinhaltet 2 CDs und 70 Seiten starkes Handbuch.
Es gibt zwar einen Multiplayermodus, allerdings finden sich wenn überhaupt extrem wenige Spieler in der Lobby von Gamespy ein. Neben Genretypischen Modi wie Deathmatch oder King of the Hill gibt es noch Modi, die sich rund um die Eisenbahn drehen. Bei einem muss man so schnell wie möglich eine Eisenbahnstrecke fertig stellen. Natürlich ist es auch möglich die gegnerischen Schienen zu zerstören. Zudem gibt es nur in Mehrspielergefechten sog. Gegenupgrades, die man erforschen kann. Mit diesen Upgrades ist es dann z.B. möglich gegnerische Arbeiter weniger Gold oder Holz abbauen zu lassen.
Gegen Computergegner kann jederzeit ein Gefecht ausgetragen werden, in dem ihr praktisch ein Multiplayerspiel gegen den Computer, nach euren Vorgaben, spielen könnt.

Fazit
No Man’s Land ist ein gelungener Echtzeitstrategietitel. Er bietet alles was von einem aktuellen Titel erwarten darf, jedoch ohne sich dabei besonders abzuheben. Die Story bietet keine großen Überraschungen, die Einheiten und Gebäude der Parteien unterscheiden sich nicht stark genug und es fehlt manchmal die Übersicht in Gefechten. Sehr positiv tritt das Missionsdesign hervor, denn es bietet viel Abwechslung. Das Spielsystem ist auch nicht so von Upgrades überfrachtet, was dem Einsteiger das Spiel erleichtert. Die Grafik und der Sound sind sehr gut und sorgen dafür, dass No Man’s Land ein überdurchschnittlich gelungenes Spiel ist.


Andreas Kunert - 06.11.2003



Gesamtübersicht: No Man's Land

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
76%
Sound:
86%
Grafik:
87%
Singleplayer:
78%
Multiplayer:
80%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

ca. 1,0 GB
CD/HD:

Deutsch
Sprache:

Echtzeitstrategie
Genre: