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Game Tycoon


Endlich kann jedermann verbuggte Spiele produzieren und damit - zumindest virtuell - ordentlich abkassieren. Ob "ordentlich abkassieren" das Einzige war, was unseren Ubi an Game Tycoon reizte, erfahrt ihr in seinem Review:

Die 90er – vom Software Manager zum Game Tycoon
Als Anfang der 90er Jahre mit Software Manager erstmals ein Game erschien, das Euch die Möglichkeit eröffnete, eine eigene Spieleschmiede zu gründen, blühte das Genre der Wirtschaftssimulationen in Deutschland. Nahezu alle Branchen erfuhren eine Versoftung, sei es nun die Speditionsbranche, das Fernsehen oder die Bundesliga. Dennoch dauerte es Jahre, bis ein weiteres Unternehmen sich erneut an das Thema Spielentwicklung machte – der Software Tycoon war geboren.

Mit Game Tycoon erscheint nun ein Quasi-Nachfolger, vieles erinnert beim ersten Blick an das in die Jahre gekommene Spiel. Ob Game Tycoon jedoch besser ist?

Kein Job, kein Geld? Eröffne doch eine Spieleschmiede!
Anfang der 80er Jahre - gähnende Leere im Geldbeutel, Langeweile am Tag – was tun? Ich eröffne eine Spieleschmiede. Hey, ich spiele gerne, warum soll ich dann nicht selber meine Ideen verwirklichen. Ein Besuch bei der Bank bringt das notwendige Startkapital, zwei Büros gehören auch schon mir. Was fehlt? Ein gutes Konzept, eine passende Engine und fähige Programmierer, die das ganze umsetzen. Wo aber finde ich die? Ein Besuch bei der Uni macht mich schlauer – das schwarze Brett quillt geradezu über vor Jobsuchenden - Programmierer, Grafiker und Musiker. Unterschieden wird hier lediglich in „fest angestellt“ und „selbständig“.

Die Engine – ich kann mir selber eine Programmieren oder eine fertige einkaufen – habe ich erstmal beim Lizenz- und Vertragshändler besorgt. Das ist einfacher, geht schneller und reicht für den Anfang auch aus. Mit der Engine im Gepäck mache ich mich auf den Weg, um ein erstes Konzept mit grober Zeitplanung zu erstellen. Welches Genre? Hm, Jump and Run wäre ganz okay. Welche Sprache? Deutsch und Englisch reichen vorerst mal aus. Welche Plattform? PC, Konsole, Automat? Davon abgesehen, dass der PC an sich Anfang der 80er so noch nicht als Spielcomputer etabliert war, wähle ich alle drei Geräte aus. So – fehlt nur noch die Alterseinstufung und die Testzeit. Gewählt und fertiggestellt, gehe ich mit dem Konzept zum Nebenbüro, wo sich meine Programmierer aufhalten (sollen). Ich sehe zwar niemandem im Büro sitzen, dennoch scheinen sie alle anwesend zu sein. Auf dem Projektplan kann ich sie einem Projekt zuweisen und sie mit der Arbeit beginnen lassen.

Mein erstes Spiel – aber wer will es haben?
Nach einer Weile, in der ich entweder tatenlos zuschauen kann oder bereits das nächste Projekt vorbereite, ist das Game fertig. Was jetzt noch fehlt ist ein Publisher. Den bekomme ich wiederum beim Vertrags- und Lizenzhändler. Also – nichts wie ab zu ihm und schauen, was er so anzubieten hat. Ein Publisher hat bestimmte Vorstellungen, die Ihr als Entwickler einzuhalten habt. Meist ist es ein Genre, immer sind es bestimmte Wertungen, die das Game erreichen muss. Zufälligerweise hat er gerade nichts Passendes da, weshalb wir uns mit einem schlechteren Vertrag zufrieden geben müssen. Im Presswerk legen wir fest, was in die Packung kommt und produzieren dann eine Menge vom Spiel. Ein bisserl Werbung noch und wenige Tage später liegt die georderte Menge im Lager – der Publisher kann nun aktiv werden und das Game im Handel platzieren. An der Universität gibt es den einzigen Zeitschriftenhandel – den sollten wir aufsuchen, wenn wir wissen möchten, was die Presse zu unserem Spiel schreibt und um zu erfahren, welche Genres aktuell „in“ sind.

Eigentlich haben wir an der Stelle schon fast alles gesehen, was Game Tycoon zu bieten hat. Im Spiel selber ändern sich später lediglich Kleinigkeiten, z.B. die Datenträger (erst Datasette, dann Diskette bis später die CD kommt) und auch bei der Werbung (Poster, Internet, Film und Fernsehen, etc.) wird erst nach und nach alles freigegeben.

Die Stadt selber ist aufgeteilt in vier Bereiche – an der Universität findet Ihr (un)fähige Mitarbeiter und den Zeitschriftenladen, im Medienzentrum die Werbeagentur, den Lizenz- und Vertragshändler, das Presswerk und den Gamesshop, im Bürobereich Eure eigenen Räumlichkeiten und die Bank (bei der könnt Ihr Aktien kaufen und verkaufen, Kredite aufnehmen und zurückzahlen) und natürlich Eure eigene Wohnung. Hier könnt Ihr Euch Autos für 500.000 Dollar bestellen, Fernseher für 250.000 Dollar kaufen und auch sonst Geld zum Fenster hinauswerfen.

Grafik und Sound – die 90er Jahre kommen zurück
Grafisch bleibt ein Vergleich mit Software Tycoon nicht aus – zu vieles erinnert an das Spiel aus dem Hause Destrax Entertainment. Und obwohl die Comic-Grafik ganz putzig ausschaut, wirkt sie selbst für eine Wirtschaftssimulation einfach nur altbacken. So etwas war Mitte bis Ende der 90er okay, aber anno 2003 wirkt es einfach nur etwas fehl am Platze. Vor allem die Bewegungen der Spielfiguren - übrigens neben dem Mauszeiger und wenigen kleinen Animationen die einzigen auf dem Bildschirm – sehen einfach nur schwach aus.

Die Musik an sich ist Geschmackssache, aber immerhin nervt sie nicht während des Spiels. Was man vom Sound auch behaupten kann, sofern er vorhanden ist. Die Sprache der wenigen Gesprächspartner ist deutlich und verständlich, wenn auch nicht wirklich Lippensynchron mit der gesprochenen Figur. Ärgerlich wird es erst dann, wenn man eine Aktion wie z.B. bei der Werbung, mehrfach hintereinander durchführen möchte, der Typ von der Werbefirma aber ständig seinen Satz aufsagen muss!

Lecker – heute gibt es Designschnitzel!
Eins vorweg – bereits vor dem eigentlichen Release war der erste Patch V1.1 zur Behebung von Fehlern online. Für den Test war es aber ehrlich gesagt egal, mit welcher Version man spielen wollte. Beide hatten Ihre Eigenheiten; gemeinsam hatten beide, dass man nach dem Speichern und späteren Laden des Spielstandes nicht mehr sinnvoll weiterspielen konnte (neue Konzepte ließen sich nicht erstellen, Zahlen wurden falsch dargestellt usw.).

Fehler und Designschnitzer, die im Vorfeld hätten vermieden werden müssen, verderben den Spaß an Game Tycoon. Spaß, der durchaus aufgekommen wäre, denn für eine Wirtschaftssimulation war das Spiel gar nicht mal schlecht. Es bietet Ansätze, die konsequenter hätten durchgezogen werden müssen. So wirkt beispielsweise auch das Privatleben vollkommen unausgegoren. Aus wenigen – viel zu teuren Artikeln soll ich wählen! Warum? Schon der Planer und auch Anstoss bzw. der Fußballmanager hatten/haben hier wesentlich mehr zu bieten.

Warum lobt das Spielemagazin mein Game über den Klee, vergibt dann jedoch nur 63 % oder weniger als Wertung (kann ich die dafür verklagen?)? Warum wird mein erstes Spiel nicht fertig, während sich das zweite noch in Entwicklung befindet? Warum verschluckt das Spiel manche Hinweise (vor allem, wenn ich nur noch zehn Tage mit dem Konto im Minus sein darf, bevor ich pleite bin)? Warum darf ich das Game nicht testen, bevor ich es veröffentliche? Was ist mit AddOns und Updates? Gab es Anfang der 80er Jahre schon 3D Shooter? Wofür brauche ich einen Publisher, wenn ich mich doch selber um Produktion und Werbung kümmern muss? Das als realistisch zu bezeichnen, kann ich als Begründung nicht glauben (lasse mich aber gerne eines Besseren belehren). Und warum in aller Welt will das Programm immer gleich installiert werden, wenn ich die CD einlege? Fragen, die hoffentlich mit dem nächsten Patch beantwortet werden!

Fazit: Klendathu – ein dreckiger Planet, ein BUG-Planet!
Ich gebe es zu – ich zähle mich zweifelsohne zu den Fans von Wirtschaftssimulationen. Umso mehr habe ich mich auf Game Tycoon gefreut - und wurde enttäuscht. Durchaus steckt in dem Spiel Potenzial, welches aber zu verschwenderisch verschenkt wurde. Dank seiner Bugs ist das Spiel sowohl in V1.0 als auch in V1.1 nicht richtig spielbar. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man vom Kauf nur abraten und sollte vorerst auf den nächsten Patch warten, der für Anfang bis Mitte Oktober angekündigt ist. Bis dahin vergnüge ich mir die Zeit doch lieber mit anderen WiSims – wo ist mein Mad TV!?


Uwe Billen - 23.09.2003



Gesamtübersicht: Game Tycoon

Unsere Bewertung:

Langzeitmotivation:
34%
Sound:
59%
Grafik:
51%
Singleplayer:
43%
Informationen zum Spiel:

Hersteller:

Publisher:

Minimum: 350 PII – 32 MB RAM (je höher, desto besser) – Windows 98/Me/2000/XP
System:

ca. 530 MB
CD/HD:

Deutsch
Sprache:

Wirtschaftssimulation
Genre: